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100 Jahre Ditsch 100 Jahre Ditsch: Brezel-Rekord für das Guinessbuch

Von Ilka Hillger 02.09.2019, 09:49
424 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden das Gebäck, für das Ditsch bekannt ist. Trotz Riesenhitze mussten sie sich dafür Mützen aufsetzen.
424 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden das Gebäck, für das Ditsch bekannt ist. Trotz Riesenhitze mussten sie sich dafür Mützen aufsetzen. Tony Rzehak

Oranienbaum - 424 Menschen sind eine Brezel und kommen dafür ganz schön ins Schwitzen. In der Sonne sind es am Samstagnachmittag weit über 45 Grad. Wenn dann alle Leute braune Wollmützen tragen, ist das zwar verwunderlich, aber ein absolutes Muss, um einen Weltrekord aufzustellen.

„Alle müssen braune Shirts und Mützen tragen“, hat Seyda Subasi-Gemici gerade gefordert. Sie ist Rekordrichterin von Guinness World Records und gibt vor, dass keine Lücke entstehen darf, denn man wolle „ein einheitliches Brezelbild“.

Verschwitzt aber zufrieden

Im Festzelt auf dem Firmengelände der Oranienbaumer Firma Ditsch erheben sich also ein paar hundert Mitarbeiter und schicken sich an, vor der neuen Produktionshalle eine Brezel zu bilden. Mützen auf und T-Shirts an. Die braune Menschenmasse rückt hierhin und dorthin, Anweisungen machen die Brezelrundungen perfekt.

Dann steht die Brezel, dicht gedrängt, verschwitzt, aber zufrieden - die Ditsch-Mannschaft hat es geschafft und sich damit selbst ein schönes Jubiläumsgeschenk bereitet. Als Erinnerung an das Fest zum 100-jährigen Firmenjubiläum gibt es den Guinness-Weltrekord. Der dürfte wohl einige Zeit bestehen, denn es fällt schwer, einen ähnlich großen Brezelbäcker auf der Welt zu finden, wie es Ditsch mit seinem Werk in Oranienbaum ist.

Um die 800 Menschen sollen es gewesen sein, als am Samstag dieses Jubiläum im Oranienbaumer Gewerbegebiet gefeiert wird. „Alle Mitarbeiter sind eingeladen und dazu unsere Agenturpartner“, sagt Firmensprecher Günther Lindinger. So kommen allein vom Oranienbaumer Standort 500 Menschen und aus Mainz noch einmal rund 250, die die Hotels der Umgebung an die Auslastungsgrenze bringen.

Dazu gesellen sich noch Vertreter der über 200 Ditsch-Shops aus ganz Deutschland. Für die interne Feier hat eine Agentur ihr Bestes gegeben, im Stil eines Jahrmarkts sind kleine Attraktionen aufgebaut. Bis in die Nacht gibt es Musik und neben Wasser und Sonnencreme auch Bier und Cocktails sowie natürlich Brezeln.

Das sollte in der heimlichen Brezelhauptstadt der Welt schließlich auch so sein. 500 Millionen Teile Laugengebäck werden in den beiden Produktionshallen zwischen Oranienbaum und Dessau jährlich hergestellt, 44 Prozent sind der verschlungene Bestseller, den Ditsch nicht nur in eigenen Shops, sondern weltweit an Partner verkauft.

Weil Laugengebäck tendenziell im Aufwind ist, hat sich das Unternehmen - das Teil der Valora Gruppe ist, einem Schweizer Convenience-Anbieter für den Einzelhandel - freilich das schönste Geschenk zum 100. Geburtstag selbst gemacht: die dritte Produktionshalle am Oranienbaumer Standort. Derzeit läuft dort der Probebetrieb, ab Anfang Oktober, so Sprecher Lindinger, wird das Gebäck dort regulär vom Band gehen.

Mit zwei neuen Produktionslinien erhöht sich die Kapazität auf zehn, auch die Mitarbeiterzahl steigt. „Wir suchen noch 50 neue Kollegen in verschiedenen Bereichen“, sagt Lindinger. Ditsch habe in den Neubau einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag investiert.

Es begann in Mainz

Damit hat der Mittelständler Dimensionen erreicht, an die Firmengründer Wilhelm Ditsch im August 1919 kaum dachte, als er in Mainz seine Bäckerei eröffnete. Er begann in den 1930er-Jahren damit, Brezeln auf Volksfesten zu verkaufen. Mainz ist auch heute noch Produktionsort und Verwaltungssitz, weitaus mehr Mitarbeiter sind freilich im Werk in Oranienbaum tätig, das 1999 eröffnet wurde.

Auf dem Firmengelände, so Lindinger, sei durchaus noch Platz für kommende Erweiterungen. Vorerst wird freilich mit der neuen Halle der Bedarf nach Laugengebäck abgedeckt. Gleich nach der Party werden die Maschinen am Sonntag wieder gestartet. Die Welt wartet auf Brezeln aus Oranienbaum.

(mz)