Landkreis Stendal Landkreis Stendal: Acht Affen im Garten
VIENAU/MZ. - Sobald sich jemand dem Eingangstor nähert, rennt der Zwei-Meter-Straußenhahn zum Zaun und guckt - neugierig und nicht ganz ohne Bestimmtheit. Der Weg in den Garten führt vorbei an einem Gehege, in dem drei Indische Hutaffen auf dicken Ästen sitzen und an Obst kauen. Straußenhahn Heino macht auf seiner Seite des Zauns jeden Schritt mit - und hat die Besucher damit stets im Blick. Sein Besitzer, der Schlagersänger Friedo Berg, ist das schon gewöhnt: "Heino ist besser als jeder Wachhund." Den Namen bekam der forsche Strauß, als Berg ihn als Jungtier zum ersten Mal singen hörte - was eher wie ein Brummen klang. Das wiederum erinnerte ihn an seinen Gesangskollegen. Flugs wurde auch das Straußenweibchen getauft: auf Hannelore.
"Bei uns gibt es jede Tierart nur mindestens im Doppelpack", sagt Berg. "Schließlich haben sie in Gefangenschaft keine Möglichkeit, andere Artgenossen kennenzulernen." Mit seinem Partner Dirk Pehlke, von Beruf Friseur, kümmert er sich seit mehr als zehn Jahren um Exoten und auch heimische Tiere, die von ihren Besitzern nicht mehr gewollt oder gequält wurden. Vor zwei Jahren eröffneten sie in ihrem riesigen Garten einen Zoo, in dem heute mehr als 70 Tiere leben - vom Emu bis zum Stinktier. "Wir waren schon immer totale Tierfanatiker", erzählt Berg. Um für die Zoo-Genehmigung die nötige Sachkunde nachzuweisen, hat der 46-Jährige, der sonst mit Liedern wie "Ich wär' jetzt gern bei dir" auf der Bühne steht, auch ein Praktikum im Stendaler Zoo absolviert.
Angefangen hat alles vor zwölf Jahren und mit zwei Mohrenkopfpapageien, die die beiden Tierfreunde aufgenommen haben, weil ihre Besitzer sie nicht mehr wollten. "Mit Papageien ist es immer das Gleiche", sagt Berg. "Die meisten glauben, dass die Tiere nach ein paar Tagen fließend die menschliche Sprache sprechen." Passiert das dann nicht, wollen viele die Tiere loswerden. Wegen Beispielen wie diesem beklagen Tierschützer den Trend zur Exotenhaltung von Privatleuten.
Auch dem Rhesusaffen Bunny, der heute quietschvergnügt mit vier Artgenossen durchs Gehege springt, ging es nicht immer so gut. Mit seinem Vater hatte er in einer dunklen Garage leben müssen. Nachdem sie davon in der Zeitung gelesen hatten, holten Berg und Pehlke die Tiere zu sich. Als das Elterntier später starb, erzählt der Schlagersänger, "saß ich öfter im Gehege als im Haus". Der größte Feind der Zootiere sei schließlich die Langeweile - "gerade bei Affen".
Schnell waren zwei Weibchen für Bunny gefunden, als ein Zoo bei Potsdam aufgelöst wurde. Und der Zuwachs wurde zwei Wochen darauf noch größer: Eines der Weibchen brachte ein Junges zur Welt. "Bunny glaubt bis heute, dass es sein Kind ist", erzählt Berg. Auf den speziellen Wunsch seiner Kollegin Regina Thoss wurde es "Thossi" getauft. Vor sechs Wochen dann gab es erneut Nachwuchs: ein männliches Rhesusäffchen. Zur Taufe, die in ein großes Zoo-Fest eingebunden wurde, kam auch Schlagersänger Ekki Göpelt. Seither heißt das Kleine Ekki und ist die Attraktion des Tierparks.
Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass in Vienau Exoten und heimische Tiere ein neues Zuhause finden: Immer wieder melden sich Auffangstationen, Zoos und auch Privatleute dort, wenn sie Tiere abzugeben haben. So haben die beiden Zoo-Besitzer auch schon einen Steinmarder mit der Flasche aufgezogen und Luchse für ein Auswilderungsprogramm aufgenommen. Daneben wohnen etwa Waschbären, Fasane, Kakadus, Schlangen und Schildkröten auf dem Anwesen. "Uns wurden auch schon Elefanten und Krokodile angeboten - aber da haben wir natürlich nein gesagt", so Berg. In solchen Fällen vermitteln sie oft an befreundete Zoos.
Der eigene Zoo sei ein recht kostspieliges Hobby, sagt er. Schließlich braucht es große Volieren und Gehege, die im Winter zum Teil beheizt werden müssen. Der Schlagersänger baut alles selbst - ein weiteres Hobby. Sobald neue Tiere angekündigt werden, macht er sich an die Arbeit. Obst und Gemüse bekommt der Tierpark von einem Supermarkt gespendet. Den Rest finanzieren die beiden Tierfreunde privat und über die Eintrittsgelder.
"Das hier ist ein Fulltime-Job", sagt Friedo Berg. Da er aber meist nur am Wochenende auf der Bühne steht und den Zoo außerdem ja nicht allein leitet, ist das kein Problem. Zumal die Tierpflege nicht wirklich Arbeit für ihn sei. "Ich bin einer der glücklichsten Menschen", sagt er und geht mit einigen Erdnüssen in das Gehege der drei Hutaffen Olaf, Erich und Jürgen. Die männlichen Tiere, die als sehr gefährlich gelten, seien in Zoos oft übrig, da es zwischen ihnen Kämpfe gibt, sobald ein Weibchen dabei ist. Berg hat keine Angst. Manchmal, erzählt er, setzt er sich für eine ganze Weile in das Gehege. "Dann kommt Jürgen auf meine Schulter und betreibt Fellpflege." Umgekehrt erwartet der Affe das dann auch von ihm.
Der Tierpark ist dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter Telefon 039030-951 85.