Wickerode Wickerode: Spielplatz ist mit vereinten Kräften erneuert worden

Wickerode - „Vorher war ich selten hier“, sagt Jakob, der schon zur Schule geht und eifrig eine Sandburg baut. Der neue Buddelkasten auf dem Spielplatz hat es ihm und den anderen Kindern angetan. Außerdem gibt es eine Schaukel, das Karussell, einen Turm zum Klettern samt Hängebrücke, Rutsche und Kletterstange. Vieles schön bunt, einiges aus Plastik, die Pfosten sind feuerverzinkt und viel länger haltbar, als es Holz je wäre. Am Sonnabendnachmittag ist der erneuerte Wickeröder Spielplatz eingeweiht worden.
Spielgeraäte auf Wickeröder Spielplatz waren kaputt und in die Jahre gekommen
Dabei haben die Kinder aus dem Südharzer Ortsteil noch vor gar nicht so langer Zeit einen großen Bogen drumherum gemacht. Denn die hölzernen Spielgeräte waren in die Jahre gekommen und eins nach dem anderen kaputt gegangen. „Ich war damals richtig erschrocken“, erinnert sich Kerstin Grünewald. „Meine Tochter wollte rutschen, also sind wir zum Spielplatz gegangen.“ Doch von den Geräten, die aus den 90er Jahren stammten und auf denen Kerstin Grünewald als Kind selbst gern gespielt hatte, war nicht mehr viel brauchbar. Sogar einen Unfall hatte es schon gegeben.
Der Ort Wickerode wurde im Jahr 1111 erstmals als Wigharderode urkundlich erwähnt. Der Ort gehörte zum Besitz der Stolberger Grafen und bis 1815 zum Königreich Sachsen, später zum Kreis Sangerhausen im Bezirk Halle.
Im Zuge der Gebietsreform im Land Sachsen-Anhalt wurde die Gemeinde Wickerode ab dem 1. Januar 2010 zu einem Ortsteil der Einheitsgemeinde Südharz, zu der außerdem die Dörfer und Städte auch Agnesdorf, Bennungen, Breitenstein, Breitungen, Dietersdorf, Dittichenrode, Drebsdorf, Hainrode, Hayn, Kleinleinungen, Questenberg, Roßla, Rottleberode, Schwenda, Stolberg und Uftrungen gehören.
Gegenwärtig hat der Ort ungefähr 250 Einwohner, darunter sind rund 20 Kinder im Alter von null bis 14 Jahren. Das Ortsbild profitierte in der Vergangenheit wesentlich vom Dorferneuerungsprogramm, privatem und gewerblichem Engagement. Landwirtschaft, Gewerbebetriebe und das Hotel „Fünf Linden“ prägen den Ort.
Gemeinsam mit Rita und Achim Franke sowie deren erwachsener Enkelin Lisa gründete sie eine Interessengemeinschaft. Das erste Geld für den neuen Spielplatz kam 2015 beim Weihnachtsmarkt zusammen, dessen Erlös zur Hälfte an die Kirche und die Interessengemeinschaft ging. Später baten die Initiatoren mit Spendenbriefen die Einwohner und Gewerbetreibenden um Unterstützung. Ein Heimatabend wurde veranstaltet, dessen Erlös ebenfalls dem Spielplatz zugute kam.
Auch bei der Gemeindeverwaltung Südharz fanden Kerstin Grünewald und ihre Mitstreiter offene Ohren für das Vorhaben. Rund 10.000 Euro, sagt Bürgermeister Ralf Rettig (parteilos), sind insgesamt in den Wickeröder Spielplatz geflossen, davon 3.500 Euro durch private Spenden und Sponsoren. Den „Rest“ brachte die Gemeinde auf, unter anderem auch in Form von Arbeitsstunden der Bauhofmitarbeiter. Bei der Auswahl der Geräte, sagt Kerstin Grünewald, konnte die Interessengemeinschaft ihre Wünsche einfließen lassen. Eigentlich sollte der „generalüberholte“ Spielplatz schon im vorigen Jahr fertig sein. Aber es habe dann doch etwas länger gedauert, die Spenden zu sammeln und alle Formalitäten zu erfüllen. Denn es gebe ja jede Menge Vorschriften einzuhalten, weiß Kerstin Grünewald. Und vorm Winter, merkt der Bürgermeister an, wäre es nicht sinnvoll gewesen, die neuen Geräte aufzustellen.
Initiative der Einwohner auch für andere Projekte in Wickerode wünschenswert
Ortsbürgermeister René Volknandt (Alternative Liste Südharz) findet das Engagement der Wickeröder „prima“. Er würde sich wünschen, dass es auch für andere Vorhaben im Ort solche Unterstützung durch die Wickeröder und weitere Partner gibt. „Wir haben im Ort noch mehr Baustellen, zum Beispiel das Freizeitzentrum, das wir wieder attraktiver machen wollen.“ Das Engagement, das die Wickeröder mit ihrer Aktion für den Spielplatz bewiesen hätten, sei einer der „Faktoren, die man nicht mit Geld bezahlen kann“.
Mit der Übergabe des Spielplatzes erlebt Wickerode ein kleines Volksfest. Luftballons steigen in den Himmel. Tische und Bänke stehen bereit, es gibt Kaffee und selbst gebackenen Kuchen, heiße Würstchen und - trotz des kühlen Wetters - Eis. Die Wickeröder und Nachbarn genießen den Nachmittag. Künftig werden sich bestimmt nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen öfter mal hier treffen, hoffen Rita Franke und Kerstin Grünewald. (mz)