Unterwegs im Glasebach und Haselbach Warum die Mitarbeiter des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz Fische zählen
Nach längerer Pause haben Mitarbeiter des Biosphärenreservats in diesem Jahr erneut das Vorkommen von Fischen im Glasebach und Haselbach erfasst.

Roßla/MZ - Zuletzt war Otfried Wüstemann aus Wernigerode 2018 im Glasebach und im Haselbach unterwegs, und auch in diesem Sommer wieder. Nicht an den Ufern der Bäche, sondern im Wasser: ausgerüstet mit Schutzkleidung, Stiefeln, Handschuhen und einem Elektrofanggerät. Mit diesem Gerät können Fische gefangen werden, um ihre Bestände zu erfassen und zu kontrollieren.
Die Tiere werden kurz betäubt, die Art bestimmt und die Länge gemessen, dann geht es zurück ins Wasser, sie schwimmen davon. Derartige Kontrollen zeigen, wie sich Bestände in einem bestimmten Gebiet entwickeln.
Selbst reproduzierender Bestand an Regenbogenforellen
Die Neugier, ob und wie viele Forellen sich diesmal in beiden Bächen finden würden, war groß. „In den vergangenen Jahren war der Glasebach ein paar Mal ausgetrocknet“, sagte Fachbereichsleiter Armin Hoch von der Verwaltung des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz. „Vor drei Jahren haben wir hier 30 Regenbogenforellen gefangen und genetisch untersuchen lassen.“ Es handle sich um einen Bestand, der sich selbst reproduziert, wie Hoch hervorhob.
„In Sachsen-Anhalt ist das der einzige Bestand an Regenbogenforellen, der sich selbst reproduziert.“ Die Tiere könnten in den 1940er Jahren in den Bauerngraben eingesetzt worden sein, in dem sich episodisch Wasser sammelt, um irgendwann wieder zu verschwinden. Auf diese Weise dürften die Fische dann in den Glasebach gelangt sein und sich angesiedelt haben. Eventuell sei das sogar schon in den 1880er Jahren passiert, sagte Hoch.
Viele Bachforellen landen im Kescher
Ansonsten kämen in beiden Bächen typischerweise Bachforellen vor. Doch im Haselbach nördlich von Uftrungen, unter- und oberhalb der Furt, fand Wüstemann erst mal nur vier kleine Fische von knapp 20 und 23 Zentimetern Länge, zwei waren viel kleiner. Weiter oberhalb, auf einer Strecke von etwa einem Kilometer, gingen Wüstemann neun Bachforellen in den Kescher, zwischen fünf und 25 Zentimeter lang. Zum Vergleich: Vor drei Jahren waren es rund 120 Fische.
Angesichts der eher mageren Ausbeute stand noch eine Überraschung bevor: Auf dem nächsten Kilometer tummelten sich etwa 120 Bachforellen, berichtete Marten Kieß vom Biosphärenreservat. Die Fische waren unterschiedlich groß, die kleinsten, wohl einjährigen nur fünf Zentimeter lang, der größte knapp 25 Zentimeter.
Geschützte Feuersalamanderlarve geht ins Netz
„Da ist uns ein Stein vom Herzen gefallen“, gestand Kieß. „Bachforellen sind relativ standorttreu.“ Die Fische hätten sich vermutlich vom Oberlauf des Haselbaches her nach unten ausgebreitet. Erstaunlich sei, so Kieß, wie die Trockenheit seit 2018 das Vorkommen der Tiere beeinflusse.
Übrigens ging dem Elektrofischer auch eine Feuersalamanderlarve ins Netz, in Deutschland ist die Art besonders geschützt. Im Vergleich zu anderen Lurchen setzen die Weibchen keine Eier, sondern weit entwickelte, Kiemen tragende Larven ins Wasser ab.