Seltene Gäste Wansleben am See: Gottesanbeterin im Garten

Wansleben - Als Kerstin Fester an einem Tag Ende August nach Hause kommt, traut sie zunächst ihren Augen kaum. „Was sitzt denn da?“, fragt Fester verdutzt. Bei näherem Hinsehen stellt sie fest, dass es sich bei dem merkwürdig aussehenden, grünen Etwas, das am Spalier am Haus nach Halt sucht, um ein Tier handelt.
Und zwar kein ganz gewöhnliches: Auf dem Grundstück ihrer Doppelhaushälfte in Wansleben am See hat es sich eine seltene Insektenart gemütlich gemacht - die Europäische Gottesanbeterin. Für Kerstin Fester eine spannende Entdeckung. „Ich war total begeistert und fasziniert“, erzählt die Anwohnerin. Nicht zuletzt wegen der Größe des Insekts: Laut Fester sei die Gottesanbeterin knapp zehn Zentimeter groß gewesen.
Gottesanbeterin steht auf der Roten Liste
Schnell wuchs bei Fester der Drang, sich weiter mit dem Insekt zu beschäftigen. „Ich habe mich gleich mal belesen“, sagt sie. Und dabei festgestellt, dass es sich um eine seltene Spezies handelt: Denn die Gottesanbeterin steht auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Heißt: Sie genießt besonderen Schutz, und darf zum Beispiel weder gefangen noch gehalten werden. „Man darf sie nicht anfassen“, sagt Fester, „das wusste ich.“ Deshalb hat sie die Gottesanbeterin auch in Ruhe gelassen, bis sie einige Stunden später wieder verschwand. „Ich denke, sie hat sich nicht bedroht gefühlt.“
Die Gottesanbeterin galt in Deutschland schon als ausgestorben, Fundmeldungen wurden vielmals angezweifelt. Eine Studie der Uni Mainz zeigte vor gut fünf Jahren, dass unter anderem in Ostdeutschland wieder eine Population etabliert ist. Offenbar auch in Wansleben am See.
Zwei weitere Exemplare in Wansleben
Es war dabei nicht die einzige Begegnung mit der Insektenart. Seit Ende August hat Fester zwei weitere Exemplare auf ihrem Grundstück in Wansleben gesichtet - unter sowie hinter dem Auto, zuletzt vor anderthalb Wochen. Sie seien unterschiedlich groß gewesen und hätten eine etwas andere Farbe gehabt, weshalb Fester sagt: „Es waren definitiv drei verschiedene.“ So seien die beiden anderen Exemplare „nur“ etwa knapp sechs Zentimeter groß gewesen, die letzte Gottesanbeterin hätte zudem eine bräunliche Färbung gehabt.
Die Begeisterung für Tiere und die Natur ist durch die seltenen Gäste bei Fester jedenfalls noch gewachsen. „Ich bin gerne in der Natur und beobachte“, sagt sie. Die Familie hat einen Hund und einen Fischteich mit Kois, in der Vergangenheit besaß Fester auch schon Hamster und Kaninchen. Nur bei einer kam das Insekt am Auto nicht so gut an: Bei Festers Tochter. „Sie fand es gruselig und fragte: ,Wird mein Auto jetzt zum Insektenhotel?’“, berichtet die Mutter - und antwortete positiv: „Sie fühlen sich hier heimisch.“ (mz)