Fünf Hektar Zukunft Waldpflanzaktion im Revier Bodenschwende: Freiwillige pflanzen Bäume

Rotha - Feiner Nieselregen fällt aus dem grauen Himmel. Eigentlich könnte man es sich jetzt drinnen so richtig schön gemütlich machen. Aber das klappt nicht. Heute geht es um den Wald. Also rein in die Arbeitssachen, die Spaten im Kofferraum verstaut und ab in den Harz.
Ein Stück hinter Horla weist ein kleines Schild den Weg zur Pflanzaktion. Es geht nach rechts auf einen Feldweg und dann rein in den herbstlich-bunten Wald. Unterwegs überholen wir zwei, die sich zu Fuß auf den Weg gemacht haben.
Waldpflanzaktion im Revier Bodenschwende
Eine davon, mit Schlapphut, dick wattierter Weste, Filzstiefeln und großer Wiedehopfhacke über der Schuler, ist Dorothea Süß, die Ortsbürgermeisterin von Rotha. Sie will heute nicht nur Bäume pflanzen, sondern auch die Ministerin auf den schlechten Zustand der Landstraße 232 hinweisen.
Immer tiefer rumpeln wir in den Wald, passieren das Forsthaus Bodenschwende. Flatterband sperrt die falschen Abzweige ab, so dass wir den Weg nicht verfehlen können. Hinter uns folgen weitere Autos, doch am Geländewagen vor uns leuchten plötzlich die roten Bremslichter auf. Ab hier geht es nur noch ruckweise und im Schritttempo weiter. Leute vom Landesforstbetrieb Süd und Helfer vom Verein „Unser Wald“ reichen Listen in die Wagen. Alle Teilnehmer tragen sich mit ihren Kontaktdaten ein - Teil des Corona-Konzepts für die Pflanzaktion, die für 200 Teilnehmer genehmigt worden ist.
Neue Bäume gegen die kahlen Stellen
Ein paar hundert Meter weiter stellen wir das Auto rechts am Wegrand ab, packen die Spaten aus und laufen den Hügel hinab zu der Stelle, wo die Helfer eingewiesen werden. Mit ihnen zusammen will der Landesforstbetrieb mehrere kahle Flächen oberhalb des Wippertals mit neuen Bäumen bepflanzen.
Bitte tief genug graben, beim Einsetzen die Wurzeln nicht verdrehen, die Erde gut anfüllen - viel mehr gibt es kaum zu beachten. Forstbetriebsleiter Holger Koth ruft seine Leute auf, jeder bekommt ein Grüppchen Helfer an die Hand. Noch ein Stück den Hügel runter, dann stehen wir am Fuß unserer Pflanzfläche.
Jeder Familien- oder Freundestrupp übernimmt eine Reihe, drei Meter Abstand liegen jeweils dazwischen. Alle zwei Meter soll ein neuer Baum in die Erde kommen. Wir gehören zum Team Lärche und schleppen zwei große Bündel Pflanzen mit. Loch für Loch buddeln wir uns den Hügel hinauf. An vielen Stellen ist der Boden mit umgekippten Stubben und den Ästen der alten Fichten bedeckt, die hier bis vor zweieinhalb Jahren noch gestanden haben. Holunderbüsche und kleine Birken haben sich schon auf der Fläche breit gemacht. Gar nicht so einfach, immer eine passende Stelle für ein Pflanzloch zu finden und trotzdem halbwegs gleichmäßig die Abstände zu wahren.
Forstbetrieb spendiert Getränke und Wildgulasch
Ein bisschen neidisch schauen wir zum Team Eiche rüber. Dort auf der Nachbarfläche haben die Forstleute schon Tage zuvor Gräben gemulcht, in die jetzt die neuen Bäume gesetzt werden. Aber egal, wir kämpfen uns unseren Hang hinauf. Ganz gleich, ob der Spatenstich auf feste Erde trifft oder auf härtere Lehmklumpen oder alte Wurzeln. Jede unserer kleinen Lärchen soll einen Standort bekommen, an dem sie solide in der Erde steht und feste Wurzeln schlagen kann. Als die Bäumchen alle sind, bringen die Forstleute Nachschub.
Links neben uns buddeln drei junge Leute aus Leipzig, einer von ihnen stammt aus der Gegend und geht hier auch noch zur Jagd. Ein Stück weiter rechts arbeitet derweil eine Gruppe junger Braunschweiger, die sonst im Verein zusammen Frisbee spielen. Übers Internet haben sie von der Aktion erfahren und nicht lange überlegt. Im Harz gehen sie öfter zusammen wandern und man sieht ja, wie es da zurzeit aussieht, erzählen sie.
Doch auch viele Einheimische aus ganz Mansfeld-Südharz sind an diesem Vormittag zum Helfen gekommen. Viele junge Menschen sind dabei, ältere ebenso, auch Familien mit Kindern. Der Wunsch, dem geschundenen Wald zu helfen, hat buchstäblich alle Alters- und Berufsgruppen auf die Beine gebracht. Gegen halb eins ist das letzte Pflanzenbündel aufgebraucht. Verschwitzt und eingeschlammt geht es zurück zum Auto. An der Verpflegungsstation im Wald spendiert der Forstbetrieb Getränke und Wildgulasch.
Waldarbeiter pflanzen weiter
Rund 15.000 Bäume sind bei der Aktion gepflanzt worden. Vor allem Eichen und Lärchen, aber auch Tannen und Douglasien. Die Helfer haben fünf Hektar neuen Wald angelegt, sagt Holger Koth, der ebenso wie der Verein „Unser Wald“ allen für den Einsatz dankt. Wer mitgemacht hat, weiß jetzt: Bäumepflanzen ist Knochenarbeit.
Die Waldarbeiter indes machen gleich nahtlos damit weiter. „Es muss jetzt schnell gehen, damit die Flächen nicht zuwachsen“, sagt Koth. Wo Holunder und Brombeere zu dicht wuchern, haben Bäume kaum noch eine Chance. Nach den 200 Hektar Neupflanzung im Frühjahr sollen jetzt im Herbst noch weitere 100 Hektar dazukommen. (mz)