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Vermehrter Diebstahl von Nummernschildern Vermehrter Diebstahl von Nummernschildern: Das raten die Experten zum Schutz

Von Frank Schedwill 27.07.2016, 06:00
Der Nummernschildklau passiert binnen weniger Sekunden (nachgestellt).
Der Nummernschildklau passiert binnen weniger Sekunden (nachgestellt). Maik Schumann

Sangerhausen - Die Polizei rätselt noch über die Gründe: Aber seit einigen Wochen werden im Landkreis verstärkt Nummernschilder an Autos gestohlen. „Es gibt eine deutliche Zunahme“, sagt Polizeisprecher Heiko Prull. Vor allem im Raum Eisleben. Aber auch in anderen Gegenden von Mansfeld-Südharz entwenden Unbekannte zumeist nachts Pkw-Kennzeichen. Allein in diesem Monat hat es acht derartige Fälle gegeben, die das Polizeirevier Mansfeld-Südharz in seinem offiziellen Polizeibericht vermeldete. Die genaue Zahl ist wahrscheinlich höher.

Rapiates Vorgehen beim Kennzeichenklau in Kelbra

Dabei gingen die Täter wie in der Nacht zum 7. Juli in Kelbra zum Teil rabiat vor. Dort wurde von einem Pkw in der Jochstraße das vordere Kennzeichen gleich samt Halterung vom Fahrzeug gerissen.

Die Polizei vermutet, dass die Diebe die entwendeten Tafeln für Straftaten verwenden. Für Tankbetrügereien beispielsweise: Schilderdiebe bringen die fremden Tafeln am eigenen Auto an, betanken den Wagen und verschwinden dann ohne zu bezahlen. So soll die Spur verwischt werden, falls die Tankstelle das Auto auf dem Überwachungsvideo hat. Oder die Täter montieren die entwendeten Tafeln an gestohlene Fahrzeuge, um damit nicht aufzufallen.

Unter der Hand würde auch mit den Tüv-Plaketten gehandelt, die sich auf den hinteren Kennzeichen befinden, so der Polizeisprecher. Mit der Plakette könne man der Polizei immerhin vorgaukeln, dass das Auto technisch noch in Ordnung ist.

Insgesamt verschwinden pro Jahr in Deutschland weit mehr als 100.000 Kennzeichen.

Schnelle Anzeige des Diebstahls kann Ärger ersparen

Prull rät dazu, schnell Anzeige bei der Polizei zu erstatten, wenn man von einem Kennzeichendiebstahl betroffen ist. So könne man sich unnötigen Ärger ersparen.

Sollte zum Beispiel das Fahrzeug, das mit dem geklauten Nummernschild unterwegs ist, geblitzt werden, erhalte ja der bestohlene Pkw-Halter Post von der Bußgeldstelle. „Das ist immer unschön“, sagt Prull. Und lasse sich mit einer Anzeige vermeiden. Die Polizei stelle dann die nötige Bescheinigung aus. Diese schützt den Bestohlenen auch vor Verdächtigungen, sollten die Kennzeichen zu anderen Straftaten missbraucht worden sein.

Außerdem müsse die eigene Versicherung informiert werden, um Komplikationen auszuschließen. Etwa weil der Dieb mit den gestohlenen Nummern an seinem Wagen einen Unfall baut. Wichtig: Ohne Kennzeichen darf das Auto nicht mehr gefahren werden - es sei denn, die Polizei erlaubt die Weiterfahrt per Bescheinigung.

Sind die Kennzeichen weg, gibt es aber auch noch andere Laufereien - und Kosten: Der betroffene Autobesitzer muss laut Kreissprecherin Michaela Heilek mit den zur Zulassung notwendigen Papieren (Kfz-Brief, Kfz-Schein, den Berichten der Abgas- und Hauptuntersuchung sowie Personalausweis) zur Zulassungsstelle in Sangerhausen. Wurde nur ein Kennzeichen gestohlen, muss auch das andere mitgenommen werden.

„Wenn es die Polizei noch nicht gemacht hat, wird in der Zulassungsstelle das gestohlene Kennzeichen im System gesperrt“, sagt Heilek. Die Sperre bleibe für mindestens fünf Jahre bestehen. Dann gibt es ein sogenanntes Umkennzeichnungsverfahren und neue Nummernschilder. Der Autofahrer erhält also die alte Buchstaben-Nummern-Kombination nicht wieder, was besonders ärgerlich bei persönlichen Wunschkennzeichen ist.

Außerdem müssen alle Papiere sowie die Umweltplakette erneuert werden, weil auf ihnen das Kennzeichen vermerkt ist. Die Umkennzeichnung kostet laut Heilek in Mansfeld-Südharz 27,50 Euro. Dazu kommt die Anfertigung der beiden Schilder, so dass der betroffene Autofahrer insgesamt etwa 60 Euro löhnen muss.

Nicht immer übernimmt die Versicherung die Kosten

Versicherungen übernehmen die Kosten nur, wenn das im Kaskovertrag vereinbart ist.

Aufgrund der verstärkten Delikte raten Sangerhäuser Autohändler ihren Kunden zu einem probaten Mittel: Während die meisten Nummernschilder heutzutage nur in die Plastikhalterung an den Stoßstangen eingeklickt sind, empfehlen sie die Nummernschilder direkt mit den Stoßstangen zu verschrauben.

Zwei Schrauben reichten, um den Dieben das Leben zumindest etwas schwerer zu machen. Nur eingeklickte Nummernschilder ließen sich dagegen in Sekunden klauen. Montiert man die Kennzeichen noch mit speziellen Torx-Schrauben sei der Schutz noch größer. Diese lassen sich mit üblichem Werkzeug nämlich nicht lösen. (mz)