Abschied nach 30 Jahren Verbandsgemeinde Mansfelder Grund-Helbra: Petra Werner verlässt das Bauamt

Helbra - Nein, freudig den Countdown bis zum letzten Arbeitstag zählt Petra Werner nicht. Dafür hängt die 63-Jährige zu sehr an ihrer Tätigkeit im Bauamt der Verbandsgemeinde Mansfelder Grund-Helbra. „Ich werde meine Arbeit im Bauamt vermissen, und ich werde meine Kollegen vermissen“, sagt die Helbraerin frei heraus.
Trotzdem hat sie sich entschieden, ab 1. Februar des nächsten Jahres in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen. Hinter diesem Schritt steht keine übereilte Entscheidung. Werner will sich künftig noch intensiver um ihren behinderten Sohn kümmern. Mehr Zeit möchte sie auch mit ihren beiden Enkelkindern verbringen.
Petra Werner begleitete viele Bauprojekte in den Kommunen
Wenn Werner durch die Kommunen der Mitgliedsgemeinden fährt, kann sie vielerorts auf Bauprojekte schauen, an deren Umsetzung sie während ihrer 30-jährigen Tätigkeit - darunter auch als stellvertretende Bauamtsleiterin - maßgeblich beteiligt war. Viele ehrenamtliche Bürgermeister und Gemeinderäte profitierten von ihrem Fachwissen. Für deren Bauvorhaben war Werner wichtige beratende Ansprechpartnerin in der Verwaltung. Beispiel Servicehaus in Helbra: Das Gebäude der ehemaligen Sparkasse wurde komplett entkernt. Barrierefreie Wohnungen entstanden mit 100-prozentiger Förderung aus Bundes- und Landesmitteln.
Auf ihrem Schreibtisch landeten unter anderem auch Pläne für die Feuerwehrgerätehäuser in Helbra und Wimmelburg, den Umbau der Grundschule Helbra mit einem Investitionsvolumen von 1,2 Millionen Euro, für die Servicestation am Bad Anna oder den neuen Spielplatz in Helbra. Werner beriet daneben viele bauwillige Bürger in planungsrechtlichen Fragen. Sie erklärte ihnen zum Beispiel, wie nah sie ihr Haus an der Grenze zum Nachbargrundstück bauen dürfen.
Viel Freude an den direkten Kontakten zu den Einwohnern
Der direkte Kontakt zu den Einwohnern bereitete Werner besonders viel Freude. Sie ging in ihrem Beruf auf, wenn sie mit ihnen von Angesicht zu Angesicht sprechen konnte: „Das ist mir immer lieber gewesen, als am Telefon miteinander zu reden“, oder alles digital über E-Mail-Verkehr abzuhandeln. So gesehen hält Werner jetzt den richtigen Zeitpunkt für gekommen, um jungen Leuten Platz zu machen.
Dass sie ihr Weg zum Bau führen würde, kam nicht von ungefähr. Werner ist im wahrsten Sinne des Wortes familiär vorbelastet: „Mein Opa und mein Bruder waren Maurer, mein Vater arbeitete auch in diesem Bereich.“ Werner nahm nach der Schule ein Direktstudium an der Technischen Hochschule in Leipzig auf und kehrte von dort mit dem Diplom als Bauingenieurin zurück. Bevor sie Anfang der 1990er Jahre in die Gemeinde Helbra und danach später in die Verwaltungsgemeinschaft und Verbandsgemeinde wechselte, verdiente sie zunächst in der Investabteilung des Mansfeld-Kombinates ihr Geld, wo sie verschiedene Projekte mit vorbereitete.
Weiterhin aktiv als Vorsitzende des Kreisbehindertenverbandes Eisleben
So viel steht fest: Werner wird sich jetzt nicht komplett ins Privatleben zurückziehen. Als Vorsitzende des Kreisbehindertenverbandes Lutherstadt Eisleben bleibt sie weiterhin aktiv. Gerade in Zeiten der Pandemie benötigen ältere und behinderte Menschen besondere Zuwendung, was aufgrund der geltenden Abstands- und Hygieneregeln eine tägliche Herausforderung ist.
Wegen des zweiten Lockdowns fällt erneut die Hauptfinanzierungsquelle weg: Der Verband fährt normalerweise mit seinen elf Kleinbussen unter anderem Mitarbeiter der Lebenshilfe oder Kinder der Eisleber Levana-Schule. Mit den Einnahmen wird auch der Betrieb der Begegnungsstätte an der Kleinen Landwehr in Eisleben finanziert. Werner: „Die Ausgaben für die Nebenkosten laufen aber trotz der coronabedingten Schließung weiter.“
Unabhängig davon - einen endgültigen beruflichen Schlussstrich wird Werner wohl ganz so schnell nicht ziehen. Sie ist nämlich gefragt worden, ob sie ihrem Nachfolger im Bauamt stundenweise für eine Übergangsphase mit Rat und Tat zur Seite stehen würde. Sollte es bei diesem Wunsch bleiben, wird sie nicht nein sagen. (mz)