Tourismus im Südharz Tourismus in Mansfeld-Südharz: Mehr Qualität soll Urlauber überzeugen

Stolberg - Gleich im Eingangsbereich des Stolberger Hofs steht ein Schild: „Nutzen Sie unseren 7×11-Meter-Pool.“ Das familiengeführte Hotel aus dem 13. Jahrhundert liegt direkt am mittelalterlichen Marktplatz der Harzstadt Stolberg. Im Kellerrestaurant werden Wildgerichte serviert, die Zimmer sind mit hellen Holzmöbeln eingerichtet. „Dennoch war der Bau des kleinen Hallenbades die wichtigste Entscheidung, die wir nach der Wende getroffen haben“, sagt Inhaber Wolfgang Ey, der das Haus in der fünften Generation führt. „Schöne Natur und eine schmucke Fachwerk-Innenstadt reichen allein nicht mehr aus, um ausreichend Gäste anzuziehen.“ Ey hat frühzeitig auf den Wellness-Trend gesetzt. „Es hat gedauert, doch jetzt trägt es Früchte.“
Mehr Tourismus: Länderübergreifende Zusammenarbeit geplant
Der Stolberger Hof könnte als gutes Beispiel für eine Initiative dienen, die den Tourismus zwischen Stolberg und Bad Frankenhausen voranbringen will. Über den roten Ziegeldächern der Stadt, auf dem Schloss Stolberg, wurde am Freitag das neue Tourismuskonzept für die Region Südharz-Kyffhäuser (S-Ky) im Beisein der Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt und Thüringen, Armin Willingmann und Wolfgang Tiefensee (beide SPD), vorgestellt. Das vom Standortmarketing Mansfeld-Südharz und dem Hotelier Clemens Ritter von Kempski ins Leben gerufenen S-Ky-Projekt soll vor allem die Angebotsqualität verbessern. Dazu wird erstmals länderübergreifend zusammengearbeitet.
Kyffhäuserkreis, Nordhausen wie auch Mansfeld-Südharz haben touristisch einiges zu bieten. Das fängt beim Panoramamuseum zum Bauernkrieg an, geht über das Europarosarium bis zu Luthers Geburts- und Sterbehaus. Innerhalb von 90 Auto-Minuten sind neun Weltkulturerbestätten erreichbar.
Dennoch vereinen die drei Kreise nur jeweils fünf Prozent beziehungsweise drei Prozent der Harz-Touristen auf sich (siehe Grafik). „Wir schöpfen unsere Potenziale nicht aus“, sagt von Kempski, der unter anderem mit dem Schindelbruch ein Vier-Sterne-Superior-Wellnesshotel betreibt. Seine These ist: „Wir verkaufen uns zu billig.“
Der Unternehmer spricht von einem „Teufelskreis“. Nach seinen Worten kann kein gehobenes Hotel auf Dauer Preise von 49 Euro für ein Doppelzimmer mit Frühstück anbieten. „Denn dann können keine Rücklagen gebildet werden, in der Folge sinken die Investitionen, die Qualität geht zurück, die Gäste bleiben aus - also wird der Preis erneut gesenkt.“ Dafür gebe es einige Beispiele. Zahlen des Statistischen Landesamtes stützen von Kempskis Einschätzung. Die durchschnittliche Auslastung der Herbergen in Mansfeld-Südharz liegt lediglich bei 26 Prozent, die Aufenthaltsdauer der Gäste bei 2,1 Tagen - schlechte Ergebnisse im bundesweiten Vergleich.
Das S-Ky-Projekt will an zwei Punkten ansetzen: Zum einen sollen die Städte und Kommunen ihre touristische Infrastruktur verbessern, zum anderen sollen Gastronomen und Handel ihre Qualität steigern.
Stolberg: Probleme im Busverkehr
Die Probleme können anschaulich an Stolberg beschrieben werden: „Der öffentliche Busverkehr wurde so eingeschränkt, dass Touristen uns eigentlich nur noch mit dem Auto erreichen“, klagt Hotelier Ey. Die Waldwege würden teilweise nicht gepflegt, es fehle ein großer öffentlicher Spielplatz. Stolberg ziehe Tagestouristen an - viele würden aber nur einmal kommen.
Standortmarketing-Chef Mark Lange kennt die Probleme, allerdings auch die klamme Finanzlage der Städte und Gemeinden. „Für öffentliche Bauprojekte gibt es bis zu 90 Prozent Förderung, doch selbst die zehn Prozent Eigenanteil überforderten manche Kommune“, so Lange. Hier müsse mit dem Land überlegt werden, wie dennoch eine Finanzierung gelingt. Neue Verwaltungsstrukturen machen das nicht immer einfach. Die Einheitsgemeinde Südharz umfasst 17 Orte - nur Stolberg ist davon sehr touristisch geprägt. Bei der Verteilung der Mittel wird entsprechend kontrovers gestritten.
Gastronomen und Hoteliers sollen unterstützt werden
Die zweite große Säule des Konzeptes ist es, die Gastronomen und Hoteliers bei der Verbesserung des Service zu unterstützen. Dazu wurde, finanziert vom Wirtschaftsministerium, ein Qualitätsmanager eingestellt. „Dieser soll Unternehmen bei der Stellung von Förderanträgen für Investitionen oder bei der Aufstellung von Marketingkonzepten helfen“, erklärt Lange. Die Teilnahme am S-Ky-Projekt sei für die Firmen kostenlos.
Minister Willingmann machte deutlich, dass das Land großes Interesse hat, die Region besser zu vermarkten. „Dabei helfen wir auch.“ Der Region Südharz-Kyffhäuser spielt in die Hand, dass gerade ältere, wohlhabende Menschen und Familien mit Kindern vermehrt in Deutschland Urlaub machen. Sie suchen eher ruhige Orte für Wellness, Wandern, Fahrradfahren und den Besuch von kulturellen Stätten. „Diese Gäste haben aber auch Ansprüche, wollen überall einen sehr freundlichen Service und eine gute Ausstattung“, sagt von Kempski. „Daran müssen alle intensiv arbeiten.“ (mz)