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Tote Babys im Gefrierschrank Tote Babys im Gefrierschrank: Vater der Kinder bestreitet sexuelle Nötigung

Von Fabian Wagener 23.01.2019, 06:00
Der Angeklagte Uwe W. (r.) und sein Anwalt am Landgericht
Der Angeklagte Uwe W. (r.) und sein Anwalt am Landgericht Fabian Wagener

Halle(Saale)/Benndorf - Uwe W., so scheint es, hat eine besondere Gabe. Er kann kaum fassbare Geschehnisse verdrängen, einfach von sich schieben. Ganz weit weg.

Der 55-Jährige sitzt am Dienstag auf der Anklagebank im Landgericht in Halle. Dort will man von ihm wissen, warum er monatelang nichts unternahm, nachdem er ein totes Baby im Gefrierschrank in der Wohnung seiner Ex-Partnerin Steffi S. gefunden hatte. Warum er die Leiche des Säuglings einfach zurücklegte und zunächst weitermachte, als sei nichts gewesen.

Leichen im Gefrierschrank entdeckt

Uwe W.s Antwort dürfte manch einen im Gerichtssaal verstört haben. Ja, bestätigt er, er habe im April 2017 ein totes Kind in dem Gefrierschrank gefunden. Er habe Essen holen wollen, eine große Tüte gefunden und darin „eine kleine Hand gesehen“. Dann habe er die Tüte wieder zurückgelegt. Es habe dann zwar ab und an noch „gespukt“ in seinem Kopf, alles in allem aber sei das tote Kind für ihn kein Thema mehr gewesen. „Ich wollte nichts mehr wissen davon“, sagt er.

Störung der Totenruhe

Uwe W. muss sich vor Gericht wegen Störung der Totenruhe verantworten. Schwerer aber wiegt ein anderer Vorwurf: sexuelle Nötigung. So soll Uwe W. die Babyleiche nicht nur zurückgelegt haben, obwohl sie hätte bestattet werden müssen. Er soll zudem laut Anklage seiner inzwischen inhaftierten Ex-Partnerin gedroht haben: Er werde die Polizei über das tote Kind informieren, sollte sie nicht sexuell mit ihm verkehren. Laut Staatsanwaltschaft kam es mehrfach zum Geschlechtsverkehr gegen den Willen der Frau.

Ehemalige Lebensgefährtin bereits verurteilt

Der Fall Uwe W. hängt mit jenen Geschehnissen zusammen, die vor einem Jahr für Aufsehen gesorgt hatten. Damals fanden Polizisten in der Wohnung von Steffi S. in Benndorf zwei tote Säuglinge. Sie lagen über Jahre im Gefrierschrank. Wie sich herausstellte, hatte Steffi S. die Kinder in den Jahren 2004 und 2008 zur Welt gebracht und nach der Geburt getötet. Sie wurde wegen Totschlags zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt.

Uwe W., der der Vater der toten Säuglinge ist und mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin noch weitere Kinder hat, hat nach eigener Aussage von den Schwangerschaften nichts mitbekommen. Erst Monate nach dem Fund informierte Uwe W. die Polizei. Auslöser dafür sei ein Streit gewesen, sagt er.

Ex-Partnerin berichtet von sexueller Nötigung

Aber hat der Angeklagte seine Kenntnis von einem toten Baby eingesetzt, um seine Ex zum Geschlechtsverkehr zu nötigen? Uwe W. bestreitet das. „Sowas habe ich nicht gemacht“, sagt er.

Am Dienstag sagen mehrere Zeugen aus, darunter Steffi S., die mit Handschellen in den Gerichtssaal geführt wird. Sie sagt, dass Uwe W. lange nichts gefragt habe zu dem toten Säugling. Als sie ihm jedoch offenbarte, dass sie einen anderen Mann kennengelernt habe, „wendete sich das Blatt“. Er habe gesagt, er werde zur Polizei gehen, wenn sie ihn verlasse. Es sei außerdem zu Geschlechtsverkehr gekommen, den sie über sich ergehen ließ, aber nicht wollte. Das habe sie auch immer wieder gesagt. Von expliziten Drohungen berichtete Uwe W.s Ex-Partnerin hingegen nicht.

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Er war im Oktober vom Amtsgericht Eisleben ans Landgericht verwiesen worden.

(mz)

Der Angeklagte Uwe W. im Landgericht in Halle
Der Angeklagte Uwe W. im Landgericht in Halle
Wagener