Tischtennis Tischtennis: Laura Schülbe ist variabler dank Zusatzschicht

ahlsdorf/MZ - Wettkampfhärter sei sie geworden. Und variabler. Sagt Andreas Schülbe über seine Tochter Laura, seit wenigen Tagen 14 Jahre alt. Und obendrein zum dritten Mal in Folge Landesmeisterin im Tischtennis. Dass sie in sechs Spielen bei den Titelkämpfen der Schülerinnen A, das sind die Zwölf- bis 14-Jährigen, in Osterburg nur zwei Sätze abgegeben hat, stützt Schülbes Aussagen. Woher das kommt? „Eigeninitiative“, sagt der Vater. Denn im Vorjahr landete Tochter Laura bei der Mitteldeutschen Meisterschaft auf Plätzen, die sie sonst nicht gewohnt ist. „Da haben wir geschaut, was die Thüringer und Sachsen im Training anders machen als wir“, so Schülbe.
„Sie trainieren häufiger und intensiver“, hat die 14-Jährige festgestellt. Seit gut einem Jahr absolviert sie einmal in der Woche eine zusätzliche Einheit bei den Leutzscher Füchsen in Leipzig. Da fängt der Tag 7.15 Uhr an und endet 20.30 Uhr. „Mutti ist mein Terminkalender und passt auf, das ich nichts verpasse“, erzählt die Gymnasiastin, deren Stärken in der Schule die Sprachen sind. Warum? „Das liegt mir einfach“ sagt sie da.
Wie das Zusatztraining bei den Füchsen zustande gekommen ist, erklärt der Vater. „Bei der Mitteldeutschen im vorigen Jahr hat Laura unter anderem auch gegen Huong Tho Do Thi gespielt. Wir sind dann einfach mal nach Leipzig gefahren und haben dort angefragt. Es hat geklappt.“ Leistungsorientierter werde dort trainiert, und nicht nur wegen der Masse an Spielerinnen und Spielern. Allein die Männer des Vereins haben 16 Mannschaften im Wettkampfbetrieb, die Damen vier. „Da kommen die Mädchen zu Fuß oder mit dem Fahrrad um die Ecke zum Training und das vier oder fünf Mal in der Woche. Das sieht man dann auch an den Ergebnissen“, so Andreas Schülbe. Da nimmt sich Tochter Laura mit dreimal Training in der Woche vergleichsweise bescheiden aus. Einmal geht sie beim SSV Ahlsdorf, ihrem Heimatverein, an die Tische. Dort spielt sie in der Landesliga Damen. Zudem ist der Landesleistungsstützpunkt Riestedt jede Woche Schauplatz einer ihrer Übungseinheiten. Und vor Wettkampfhöhepunkten geht sie mit dem Vater an Tisch. Wer besser ist? „Wir haben lange nicht gezählt. Aber das ist auch gar nicht das Entscheidende. Wichtig ist, dass sich Laura weiterentwickelt“, so Andreas Schülbe.
„Das ist sicher mein Noppenspiel.“
Auf ihren Stärken angesprochen , sagt die Tochter: „Das ist sicher mein Noppenspiel.“ Jetzt warte sie nicht mehr auf Fehler ihrer Gegnerinnen, sondern provoziere sie und ginge dann sofort zum Angriff über. Wobei: „Die Masse der Nachwuchsspielerinnen und Spieler sind heutzutage Angreifer. Richtige Abwehrspezialisten gibt es da kaum“, hat Andreas Schülbe beobachtet. Dabei seien es ja gerade die langen Ballwechsel, welche die Zuschauer faszinieren würden. Im Januar stehen für Laura Schülbe dann wieder die Mitteldeutschen Meisterschaften ins Haus. dann in Osterburg, wie jüngst die Landesmeisterschaft. Chancen? Andreas Schülbe schüttelt mit dem Kopf. Wenngleich nicht mehr so heftig wie vor einem Jahr. „Aber ich denke, der Abstand wird geringer sein“, sagt er. Lok Pirna, Schott Jena und eben die Leutzscher Füchse gehören zum Maß der Dinge. „Dort gibt es einfach bessere Voraussetzungen. Wir haben in Sachsen-Anhalt schon seit ein paar Jahren noch nicht mal einen Landestrainer. Deshalb kommt der Arbeit in den Vereinen eine umso größere Bedeutung zu“, so Schülbe. Und da sei der Kreis Mansfeld-Südharz gar nicht so schlecht aufgestellt, wie drei Landestitel in Osterburg gezeigt haben. „Aber das Ziel muss natürlich sein, später auch im Frauenbereich Erfolge zu holen“, ergänzt er. Wird Laura so lange durchhalten? „Ich hoffe es“, sagt sie. „Im Moment habe ich noch großen Spaß.“ Obwohl der ihr an so manchem Wochenende verginge, wenn sie bei den Ahlsdorfer Frauen um Punkte mitspielt. „Da gibt es immer mal Gegnerinnen, mit denen ich so meine Probleme habe“, bekennt sie. Woran das liegt? „Das ist eben so.“ Vater Andreas versucht zu erklären: „Das sind ja oft gestandene Spielerinnen und die gucken sich ihre jungen Gegenüber förmlich aus. Da macht die Erfahrung den Unterschied am Tisch.“ Aber: „Das brauchen die Mädchen für ihre Entwicklung.“
Erst jetzt habe er wieder eine Anfängerin unter seinen Fittichen. „Ich habe die Mutter gebeten, das Mädchen weiter zu uns zu schicken, weil sie die besten Voraussetzungen mitbringt “, erzählt Schülbe, der seiner Tochter einst die ersten Schritte an der Platte beibrachte. Aber eigentlich war es Mutter Michaela, als sie Laura mit zwei alten Schlägern aus DDR-Zeiten aus der Weitsprunggrube an den grünen Tisch lockte. Mit Platz zwei beim Kreisausscheid der Minimeisterschaft und Rang drei beim Landesfinale gab es 2009 die ersten kleinen Erfolge. Neun Jahre war Laura Schülbe damals alt. Eine Spätstarterin quasi. „Mit fünf oder sechs sollte man anfangen“, hat Andreas Schülbe nach Lauras erstem Landesmeistertitel, damals noch bei den Schülerinnen B, als ideales Alter genannt. Aber für eine Spätstarterin ist sie mit dem dritten Titel in Folge überaus erfolgreich. Wo der Weg noch hinführt? „Wir werden es sehen“, sagt Andreas Schülbe. „Doch allererste Priorität hat natürlich die Schule.“ Die dauert noch bis Freitag. Dann sind erst einmal Ferien. Sportlich indes wird es für Laura Schülbe wohl kein großes Ausruhen geben.