Tilleda Tilleda: 150 Bürger kommen zum Doppeljubiläum der Kyffhäuser-Kleinbahn

Tilleda - Vor 100 Jahren, am 29. Mai 1916, wurde der erste Abschnitt der Kyffhäuser-Kleinbahn vom Bahnhof Berga-Kelbra bis Hackpfüffel für den Personenverkehr freigegeben. 50 Jahre später, am 5. Juni 1966, fuhr der letzte Zug auf dieser Strecke. Anlässlich dieses Doppeljubiläums wurde jetzt, auf den Tag genau 100 Jahre nach der Freigabe, in Tilleda am Ortsausgang nach Hackpfüffel ein Erinnerungspunkt und eine Infotafel zur Geschichte der Kyffhäuser-Kleinbahn eingeweiht. Rund 150 interessierte Bürger aus der ganzen Region, vor allem aus den Orten der ehemaligen Eisenbahnstrecke, waren gekommen, um diesen Augenblick mitzuerleben. Unter ihnen waren auch zahlreiche Männer und Frauen, die einst fast täglich diese Bahn im Berufsverkehr benutzt hatten.
Originalteile verbaut
Schon Wochen vorher hatten Falk Getschmann vom Heimat- und Schlossverein Roßla, Michael Richter und Manfred Wirth vom Heimat- und Geschichtsverein „Goldene Aue“ begonnen, ein Stück Gleisbett wieder zu verlegen. Zum Teil nutzten sie dafür Originalbauteile der einstigen Strecke. „Es liegt fast genau auf der alten Trasse“, erklärte Getschmann. „Auf dem Originalbahndamm verläuft heute ein Radwanderweg.“ Zudem stellten die Heimatfreunden einen nachempfundenen Kilometer- oder Hektometerstein mit den Angaben „11 31“ auf. Damit soll symbolisch an den ehemaligen Bahnhof Tilleda erinnert werden. Die Inschrift steht für die 11,31 Kilometer Entfernung zum Ausgangsbahnhof Berga-Kelbra.
Der Erinnerungspunkt in Tilleda steht stellvertretend für alle Stationen der Kyffhäuser-Kleinbahn in Berga, Kelbra, Sittendorf, Tilleda, Hackpfüffel, Ichstedt, Borxleben, Kachstedt und Artern.
Die Kosten haben Mitglieder des Heimat- und Schlossvereins Roßla sowie des Heimat- und Geschichtsvereins „Goldene Aue“ bisher privat und mit Hilfe von Sponsoren getragen. Die Ausstellung ist bis zum 3. Juli im Kirsch-Café zu sehen. Geöffnet ist nur an Samstagen und Sonntagen von 10 bis 18 Uhr. Gezeigt wird auch ein kurzer Filmbeitrag über die letzte Fahrt.
Hoffen auf Vernunft
Eine Infotafel zeigt den einstigen Streckenverlauf mit allen Bahnhöfen und Haltepunkten auf der rund 30 Kilometer langen Strecke. „Der Bahndamm ist teilweise als Rad- und Wanderweg ausgebaut, an einigen Stellen auch vollständig eingeebnet worden“, ergänzte Richter die Ausführungen. „Das Denkmal soll auch künftigen Generationen die Geschichte dieser Verkehrsverbindung vor Augen führen. Wir wünschen uns, dass es vom Vandalismus verschont bleibt.“ Vor der Sekttaufe erfreute eine Gruppe der Kita „Am Kyffhäuser“ mit einem Lied von der Eisenbahn im Kyffhäuserland die Zuschauer. Das Programm setzte die Tanzgruppe „Goldene Aue“ aus Hackpfüffel mit zwei weiteren, extra für das Jubiläum gedichteten Liedern, die von der „Tillschen Eisenbahne“ und von der lieben, kleinen Schaffnerin erzählten, fort. Die obligatorische Festrede hielt Manfred Wirth, früher selbst eifriger Bahnfahrer.
Großer Beifall
Letztendlich rollte sogar noch ein echtes Schienenfahrzeug auf der einstigen Trasse. Manfred Wirth hatte eine Draisine der Mansfelder Bergwerksbahn organisiert. Mit Kindern und Vertretern der Bahnhöfe Artern-West, Tilleda und Berga-Kelbra besetzt, legte sie ein paar Meter unter großem Beifall zurück.
Freude über Ausstellung
Im Kirsch-Café erinnert eine kleine, aber feine Ausstellung mit vielen Originalen an die 50-jährige Betriebszeit der Bahn. Für die Kinder haben die drei Akteure ein Modell des Tilledaer Bahnhofs nachgestaltet. Hier kann man sogar Züge fahren lassen. Unter den Gästen war mit Annemarie Striegnitz eine der ältesten Bürgerinnen von Tilleda. Begeistert blätterte die 89-Jährige in der Mappe mit alten Bildern. „Ich bin schon in der Kindheit viel mit der Bahn gefahren“, sagte sie. „Später habe ich dann bei der Reichsbahn gearbeitet. Ich freue mich sehr über die Ausstellung und den Erinnerungspunkt. Schön, dass ich das noch erleben konnte.“ (mz)
