Talsperre bei Wippra Talsperre bei Wippra: Hochwasser-Rückhaltebecken nimmt Gestalt an

Wippra - Zweieinhalb Jahre nach der Grundsteinlegung nimmt das Hochwasser-Rückhaltebecken bei Wippra immer mehr Formen an. Das Durchlass-Bauwerk aus Stahlbeton habe seine Endhöhe von 17 Metern erreicht, sagte Projektleiterin Sigrid Schulmann vom Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt im Gespräch mit der MZ.
An dem Bauwerk, dem „Kernstück“ des „grünen Staudamms“, seien jetzt die letzten Arbeiten im Gange. Die Wipper fließt künftig durch das Bauwerk. Mittels Stahltafeln kann der Durchfluss geregelt werden. Bei drohendem Hochwasser wird komplett abgesperrt - das Wippertal wird dann zu einem bis zu 2,5 Kilometer langen Stausee mit maximal 4,25 Millionen Kubikmetern Fassungsvermögen.
Keine größeren Probleme beim Bau des Rückhaltebeckens in Wippra
Laut Bauüberwacher Steffen Hagenloch von der Lahmeyer Hydroprojekt GmbH Weimar werden in dem Durchlass-Bauwerk am Ende 8.000 Kubikmeter Beton und 1.600 Tonnen Bewehrungsstahl verbaut sein. Größere Probleme habe es beim Bau nicht gegeben. Allerdings seien stellenweise Maßnahmen zur Verbesserung des schwierigen Baugrunds in dem Tal erforderlich gewesen.
Nach der Fertigstellung des anspruchsvollen Bauwerks wird der Bau des Staudamms beginnen. „Zur Zeit erschließen wir dafür einen Steinbruch“, so Projektleiterin Schulmann. Ab Frühjahr wird in dem etwa zwei Kilometer entfernten Steinbruch das Stützkörpermaterial für den Damm gewonnen: 115.000 Kubikmeter Gestein. Die 40.000 Kubikmeter Dichtungsmaterial (Schluff und Ton) werden aber nicht dort abgebaut, sondern aus dem Umkreis herangefahren.
Naturschutzbund und Talsperrenbetrieb schließen Kompromiss
Auf diesen Kompromiss hatten sich der Talsperrenbetrieb (TSB) und der Naturschutzbund (Nabu) im Oktober vergangenen Jahres verständigt. Ursprünglich wollte der TSB das gesamte Material für den Damm im Wippertal abbauen - auf einer Fläche von vier Hektar Wald.
Die Naturschützer sahen darin einen massiven Eingriff in die Landschaft und erwirkten per Gerichtsbeschluss einen Baustopp. Daraufhin holte der TSB die fehlende Umweltverträglichkeitsprüfung nach. In Verhandlungen fanden TSB und Nabu die Lösung, nur das Gestein im Wippertal abzubauen, aber nicht das Dichtungsmaterial. Damit verringert sich die betroffene Waldfläche auf 1,5 Hektar.
Damm soll 2018 fertiggestellt werden
Der Damm, der an der Krone 190 Meter lang und am Fuß 160 Meter breit sein wird, wird auf beiden Seiten des Durchlass-Bauwerks Lage für Lage aufgebaut, verdichtet und zum Schluss begrünt. Mit der Fertigstellung rechnet die Projektleiterin im Sommer kommenden Jahres. „Der Damm wird auch begehbar sein.“ Die Baukosten sind mit rund elf Millionen Euro veranschlagt. Ausführendes Unternehmen ist die Firma Jaeger Bernburg.
Wegen der Eingriffe in die Natur sind Ausgleichsmaßnahmen erforderlich, die zum Teil bereits abgeschlossen sind. Dabei geht es unter anderem um die Renaturierung von Abschnitten der Thyra und der Wipper sowie um Aufforstungen. Außerdem ist im Zuge des Baus des Rückhaltebeckens das alte Wasserwerk abgerissen und eine Wipperbrücke erneuert worden.
Eckardtstraße in Wippra ist für Fußgänger und Autos gesperrt
Für die Belastungen durch die Transporte hätten die meisten Bürger Verständnis. Bei den Wippraern sei das Interesse am Baugeschehen groß, „manchmal fast schon zu groß“, so Projektleiterin Schulmann, die dabei an die Sicherheit auf der Baustelle denkt.
Sie weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Eckardtstraße ab dem Ortsausgang bis zur Talsperre für den öffentlichen Verkehr und für Fußgänger gesperrt sei. Grund seien der Einsatz schwerer Bautechnik und die Transporte zur Baustelle. Die Straßensperrung gelte bis zum Abschluss aller Bauarbeiten. Auch das Betreten der Baustelle durch Fußgänger oder Wanderer sei verboten.
Alte Talsperre in Wippra bleibt erhalten
Und was wird aus der alten Talsperre? Die bleibe natürlich erhalten, so Schulmann. Sie werde der Wasserreinigung dienen. Die Talsperre war 1951/52 als Vorsperre errichtet worden. Für den Hochwasserschutz hatte sie nur eingeschränkte Funktion. Die geplante Hauptsperre wurde damals nicht mehr gebaut. (mz)


