Schlammlawine nach Starkregen Sturm im Südharz: Schäden in Dietersdorf und Morungen

Dietersdorf/Morungen - „Das haben wir in Dietersdorf noch nicht erlebt.“ Frank Schrader, Feuerwehrchef und Ortsbürgermeister, schüttelt mit dem Kopf. Bis weit nach 1.30 Uhr war er am Samstagmorgen mit seinen Kameraden im Ort unterwegs, um die schlimmsten Schäden des Unwetters von Freitagabend zu beseitigen, das Teile von Mansfeld-Südharz heimgesucht hatte.
Am Samstagmorgen ist er schon wieder in der Vorderen Dorfstraße des Südharzer Ortsteils im Einsatz. Die dortigen Grundstücke hat es am härtesten getroffen. Ein Starkregen, bei dem in zehn, 15 Minuten gut 18 Liter Wasser pro Quadratmeter vom Himmel fielen, hatte auf einem abgeernteten Hang nördlich des Ortes eine Schlammlawine ausgelöst und etwa 15 tiefer gelegene Grundstücke überspült.
20, 25 Zentimeter hoch stand das Wasser auf der Straße. Es lief dann auf die Grundstücke, in Garagen und Keller.
Eine der Betroffenen ist die 62-jährige Christl Breitung. Die Garage und der Keller ihres Einfamilienhauses in der Vorderen Dorfstraße 20 liefen voll. „Alles, was wir darin gelagert hatten, können wir wegschmeißen“, sagt Breitung. Sie ist froh, dass ihre Tochter und ihr Schwiegersohn aus Erfurt gekommen sind und mitanpacken, genauso wie viele Feuerwehrleute.
Unwetter in Mansfeld-Südharz: Bürgermeister besuchen nach Sturm betroffene Orte
Auch Südharz-Bürgermeister Ralf Rettig (parteilos) ist vor Ort, um sich ein Bild zu machen und mit den Feuerwehrleuten die weiteren Arbeiten zu besprechen.
Aufräumen heißt das Motto ebenso im Sangerhäuser Ortsteil Morungen, wo ein starker Sturm gewütet hatte. Einige Einwohner des 150-Einwohner-Ortes sprechen von einer Windhose oder einem Tornado. Es sei unheimlich gewesen, als wenn ein Schnellzug mitten durch den Ort fahren würde.
Torsten Mölpert berichtet: „Ich habe die Kinder geschnappt und dann sind wir in den Keller gegangen. So etwas hatten wir hier noch nicht“, meint der 42-Jährige. Sven Tietze und Marcel Fiebig leisten Nachbarschaftshilfe für eine ältere Frau, die im Haus nebenan wohnt und laden kaputte Ziegel auf einen Transporter.
Wenige Meter entfernt, sind Dachdecker dabei, die Dächer instandzusetzen. „Bei uns ist nicht viel passiert. Aber hier wollen wir helfen“, sagt Martina Tietze, die auch mit anpackt. In Morungen deckte der Sturm die Dächer von 13 Häusern ab. Außerdem gab es starke Schäden an zwei Garagenkomplexen in Ortskern mit 20 Garagen.
Insgesamt mussten in Mansfeld-Südharz etwa 220 Feuerwehrleute zu rund 30 Einsätzen ausrücken, wie eine Sprecherin der Rettungsleitstelle in Sangerhausen am Samstag sagte. Verletzt wurde nach bisherigen Erkenntnissen bei dem Unwetter niemand. Die Höhe der Sachschäden ist noch unklar.
Auch wenn sich derartige Naturgewalten nicht vermeiden lassen, sehen Einwohner zumindest in Dietersdorf die Ursache für die Schlammlawine als hausgemacht an. Denn der Hang, auf dem sich die Lawine bildete, sei früher eine Wiese gewesen und nicht landwirtschaftlich genutzt worden. Seit einigen Jahren sei das anders.
Bürgermeister Rettig versprach den Betroffenen, mit den Eigentümern und Pächtern zu reden, um hier schnell eine Lösung zu finden. Er sagte: „Ich bin froh, dass wenigstens der Hang im Osten des Ortes noch nicht abgeerntet war. Denn dann wäre am Freitagabend ganz Dietersdorf abgesoffen.“ (mz)