Straße wieder frei Straße wieder frei: Betreiber nimmt Windrad bei Roßla vorerst außer Betrieb

Roßla/Berga - Die Gefahr an der Landesstraße 151 zwischen Berga und Roßla ist gebannt. Der Rotor des Windrades, das am Donnerstag außer Kontrolle geraten war, konnte am Freitagnachmittag gesichert werden. „Monteure haben die Anlage dann komplett stillgelegt“, sagte eine Sprecherin des in Hildesheim ansässigen Betreibers. Die Straße wurde daraufhin wieder freigegeben. Aufgrund einer defekten Bremse hatten sich die riesigen Rotorflügel der 70 Meter hohen Stromriesen zuvor stundenlang nicht stoppen lassen.
Mehreren Autofahrern war am Donnerstag aufgefallen, dass sich der Rotor des Windrades deutlich schneller drehte als bei den vier anderen Windkraftanlagen, die wenige Meter entfernt auf dem Roßberg stehen. Sie alarmierten über den Polizeinotruf die Behörden.
Da der Betreiber der Anlage nicht erreichbar war, wurde am Abend entschieden, die Landesstraße vorsichtshalber komplett dichtzumachen. „Es wäre ja nicht der erste Windradflügel, der abbricht“, sagt Reinhard Breitenbach, der Chef des Ordnungsamts der Verbandsgemeinde Goldene Aue in Kelbra. Auf deren Gemarkung stehen die fünf Windräder. „Ich habe mir das vor Ort angesehen“, so der Ordnungsamtschef.
„Bei dem bisschen Wind, der am Donnerstag ging, war das schon heftig und die Geräusche beängstigend“, so Breitenbach. Immerhin sei die Anlage vom Typ GET 41 über 20 Jahre alt. Autofahrer mussten aufgrund der Gefahr vorsichtshalber eine Umleitung über die Südharz-Autobahn A 38 beziehungsweise über Kelbra und die B 85 nehmen.
Das Windrad, das über eine Leistung von 600 Kilowatt verfügt, gehörte 1996 zu den ersten Windkraftanlagen, die im damaligen Landkreis Sangerhausen aufgestellt wurden. Der Bau des „Riesen“ und einer benachbarten Anlage hatten zusammen 2,6 Millionen Euro gekostet.
Bereits bei der Einweihung der beiden Anlage gab es Kritik daran, dass sie sehr dicht an der stark befahrenen Straße stehen. Der Abstand beträgt nach Angaben der Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz nur etwa 40 Meter. Der damalige Betreiber sah das aber nicht als gefährlich an: „Vielleicht veranlasst das die Autofahrer, gerade wegen der Windräder langsamer zu fahren“, sagte er. Auch im Winter werde es keine Probleme geben. „Die Rotoren werden bei einer eventuellen Eisbildung automatisch abgeschaltet.“
Laut Kreissprecherin Michaela Heilek würden Windkraftanlagen so dicht an der Straße heute aber nicht mehr genehmigt. „Die Gesetzeslage ist mittlerweile so, dass Windräder mindestens soweit von öffentlichen Straßen und Wegen entfernt stehen müssen, wie es ihrer Gesamthöhe entspricht“, sagte sie. Das wären bei dem kaputten Windrad mindestens 70 Meter.
Vor Jahren hat es in Mansfeld-Südharz bereits mehrere Unfälle mit Windrädern gegeben: So verlor im März 1999 ein Rotor auf dem Allstedter Galgenberg zwei 20 Meter lange Blätter. Sie flogen etwa 150 Meter durch die Landschaft. Einen Monat später stürzte in Blankenheim ein tonnenschwerer Flügel eines Rotors ab. Verletzt wurde zum Glück niemand.
Laut Kreisverwaltung gibt es in ganz Mansfeld-Südharz derzeit rund 140 Windkraftanlagen. Die Betreiber der Anlage auf dem Roßberg wollen das Windrad in den nächsten Wochen reparieren lassen. Zuvor soll ein Gutachter die Schäden untersuchen. (mz)