Ministerin Dalbert unter Druck Stausee Kelbra: Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) beim Runden Tisch
Kelbra - Torsten Schweiger muss draußen bleiben. Denn der Sangerhäuser CDU-Bundestagsabgeordnete ist von Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) gar nicht erst eingeladen worden. Schließlich geht es an diesem Nachmittag im Kaiserhof in Kelbra um die Bildung eines Runden Tisches.
Der soll die Konflikte und die „sich überlagernden Interessenlagen“ rings um den Helmestausee vor den Toren der Stadt in den kommenden zweieinhalb Jahren debattieren und Lösungen präsentieren.
Runder Tisch am Stausee Kelbra
Das soll unabhängig von politischen Interessen erfolgen, wie Dalbert ausdrücklich und wohl auch mit Blick auf Schweiger erklärt. Dennoch gibt sich das Umweltministerium an diesem Tag offen und überträgt die Veranstaltung, die aufgrund der Corona-Beschränkung nur eine begrenzte Teilnehmerzahl hat, im Livestream auf der Facebookseite des Hauses. Für Dalbert ist dieser Runde Tisch wichtig. Denn die Ministerin ist seit der Vorstellung des veränderten und auch äußerst umstrittenen Stauregimes im Herbst vergangenen Jahres nicht nur politisch unter Druck geraten.
„Das Vertrauen ist verloren gegangen. Man redet jetzt nur noch gegeneinander statt miteinander“, sagt die Ministerin der MZ und meint damit wohl vor allem die heftige Kontroverse mit den Anglern. Schließlich haben die Petrijünger Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet. Denn mit dem Ablassen des Stausees werde durch die Ministerin „billigend in Kauf genommen, dass Tausende Fische sterben“, erneuert Gerhard Jarosz, Vorsitzender des Kreisanglervereins Sangerhausen und Vorstandsmitglied des Landesanglerverbandes die Vorwürfe.
Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) hält sich zurück
Während sich Dalbert dazu in der Versammlung in Zurückhaltung übt, gibt es anschließend doch noch ein Statement. „Es findet kein Fischsterben am Stausee Kelbra statt. Das ist einfach eine falsche Behauptung“, sagt sie der MZ. Schließlich habe man mit den Anglern eine Vereinbarung, dass sie bei einer Entleerung des Stausees die Fische umsetzen. Die Realität ist offenbar eine andere. Zwar haben die Angler Anfang des Jahres Fische quasi in letzter Minute umgesetzt, aber im Nachgang wurden zahlreiche Kadaver an die Ufer des sechs Quadratkilometer großen Gewässers gespült. Inzwischen liegt der Fall bei der Staatsanwaltschaft.
Dennoch steht Jarosz dem Runden Tisch aufgeschlossen gegenüber und hofft darauf, dass die Auswirkungen des veränderten Stauregimes von wissenschaftlichen Studien des Institutes für Binnenfischerei begleitet werden. Denn unabhängig davon ist geplant, dass das derzeit gültige Stauregime des Betriebsplans der Talsperre Kelbra drei Jahre lang bewertet und die Entwicklung der Flora und Fauna rund um den Stausee und der Helme beobachtet und dokumentiert wird. Im Juni 2022 soll dann Bilanz über die Arbeit des Runden Tisches gezogen werden. Darin sollen die Ergebnisse der Beobachtungen einfließen.
Segelklub befürchtet Vertreibung
Unterdessen fürchtet der Segelklub Kyffhäuser angesichts der bereits im Sommer schnell sinkenden Wasserstände eine Vertreibung aus seinem Paradies. „Wir werden künftig nur drei statt der bisher sechs Monate im Jahr Segeln können“, merkt Kay Exel, Vizechef des Clubs, an und setzt auch Hoffnungen in die Moderation des Gremiums.
Gleichwohl halten sich Naturschutzverbände und Vogelschützer an diesem Nachmittag zurück. Vor allem letztere hatten noch im Herbst das veränderte Stauregime gelobt, ziehe es doch bessere Bedingungen für die Vögel in dem Schutzgebiet von internationaler Bedeutung nach sich. Vor allem die vom Umweltministerium ausdrücklich empfohlene „Fischfreiheit“ des Gewässer schütze die Vogelbrut in teils überfluteten Uferbereichen vor Raubfischen.
Bis Ende Juli bleibt den Interessengruppen jetzt Zeit, ihre Vertreter zu benennen. Die nutzt auch Ernst Hofmann, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Goldenen Aue, um die Vertreter der Kommunen ins Spiel zu bringen. Die hatte man in dem Gremium noch nicht berücksichtigt. Schließlich müsse man auch im Blick behalten, dass im kommenden Jahr „wieder die Prediger durchs Land ziehen“, wurde es in Anspielung auf die anstehenden Landtagswahlen dann doch noch ein bisschen politisch. (mz)