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Jugendhilfeausschuss des Kreistages will Kita-Sozialarbeit fortführen Sozialarbeit schon im Kindergarten: MSH will sein Projekt weiterführen

Braucht man im Kindergarten eine Sozialarbeiterin? In Sangerhausen und in der Lutherstadt Eisleben hat man das getestet. Warum die Kinder von Wunscherfüllern sprechen.

Von Beate Thomashausen 09.02.2022, 12:17
Kita-Sozialarbeiterin Kathrin  Hellmuth im Kreativraum des Fröbelkindergartes in Sangerhausen.
Kita-Sozialarbeiterin Kathrin Hellmuth im Kreativraum des Fröbelkindergartes in Sangerhausen. Foto: Maik Schumann

Sangerhausen/MZ - In Sachsen-Anhalt sucht das Projekt Kita-Sozialarbeit seinesgleichen. Mansfeld-Südharz rief 2018 die Kita-Sozialarbeit als Pilotprojekt ins Leben und startete damit 2019 an vier Kindereinrichtungen. Träger des Projektes ist das CJD in Sangerhausen. Unter anderem kooperierte man auch mit der Martin-Luther-Universität in Halle.

Nun ist das Projekt nicht nur aus der Pilotphase heraus, sondern soll „verstetigt“ werden, wie Jugendamtsleiterin Sabine Schneider ankündigte. Das bedeutet, dass die Kita-Sozialarbeit im Landkreis Mansfeld-Südharz fortgeführt werden soll, zunächst bis zum Ende des Jahres 2023. Darin waren sich alle Mitglieder des Jugendhilfeausschusses einig. Natürlich muss dafür der Doppelhaushalt des Landkreises in der jetzigen Form genehmigt werden.

An sozialen Brennpunkten

Die vier Kitas, in denen die beiden Sozialarbeiterinnen seit 2019 im Einsatz sind, sind Kitas in sozialen Brennpunkten in der Lutherstadt Eisleben und in Sangerhausen. Wie sich seit Jahren bei Einschulungsuntersuchungen zeigte, haben immer mehr Kinder einen Förderbedarf. Und der Unterstützungsbedarf wachse weiter, hieß es schon damals in der Begründung. Kita-Sozialarbeit sollte nun dazu beitragen, dass der Übergang von Kita zur Schule besser gelingt, erklärte Sandra Gängel, die beim Jugendamt des Landkreises für Frühe Hilfen zuständig ist. Und das scheint zu funktionieren, wie die ersten Ergebnisse beweisen. Die Mädchen und Jungen werden von den Kita-Sozialarbeiterinnen entweder einzeln oder in Gruppen gefördert.

Es gibt spezielle Angebote für Knirpse mit Migrationshintergrund und Projekte für alle in der Kita. Eins davon ist beispielsweise Verkehrserziehung. Gemeinsam mit den Regionalbereichsbeamten in Eisleben und Sangerhausen proben die Kita-Sozialarbeiterinnen mit den Kindern den Schulweg. Die Sozialarbeiterinnen kooperieren mit den Grundschulen und Förderzentren, stehen den Erziehern bei schwierigen Elterngesprächen zur Seite, begleiten Eltern und Kinder zu Terminen und helfen, einen Weg durch den Behördendschungel zu bahnen, wenn das mal nötig ist, um für das Kind ein passendes Förderangebot zu finden, beschrieb Gängel das umfangreiche Betätigungsfeld.

Wunscherfüller sagen die Kinder

Yvonne Sieg ist in den Eisleber Kitas „Apfelbäumchen“ und „Gänseblümchen“ im Einsatz und Kathrin Hellmuth in Sangerhausen in den Kitas „Weltentdecker“ und Fröbelkindergarten. „Das ist genau die vielseitige Arbeit, die ich mir immer gewünscht habe“, schwärmt Kathrin Hellmuth. Für die „Weltentdecker“-Knirpse ist sie so etwas wie eine Wunscherfüllerin. Zumindest haben die Mädchen und Jungen das Projekt, in dem sie bei ihr soziale Kompetenzen erlernen, „Wunscherfüller“ genannt.

Lernen beim Klettern und Schwimmen

Für die Knirpse bedeutet das Kompetenztraining, aber in erster Linie klettern im Kletteratelier und schwimmen in der „SaWanne“ oder ein anderes tolles Angebot in der Kita. Dass sie dabei ganz nebenbei Erfahrungen sammeln, etwas über sich und ihre Grenzen lernen, Geduld und Ausdauer trainieren und Teamerfahrungen machen, ist nur für die Großen wichtig. Und die knüpfen gemeinsam Netzwerke, um die Angebote für die Mädchen und Jungen überhaupt erst möglich zu machen. Die Kita-Sozialarbeiterinnen haben dabei nicht nur die Kinder, sondern auch deren Eltern und die Teams der Erzieher im Blick, berichtete Sandra Gängel. Den Erziehern seien Weiterbildungen angeboten unter anderem zu den solchen Themen wie „schwierige Elterngespräche“ oder „Autismus und Mutismus“.

Teamarbeit funktioniert

„Ich habe selten ein so gutes Team bei der Arbeit erlebt“, lobte Schneider. Eine ganze Liste von Partnern umfasse das Netzwerk mittlerweile, die alle im Interesse der Kinder kooperieren, um ihnen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Die Amtsleiterin berichtete auch darüber, dass das Bündnis „Frühe Hilfen und Kita-Sozialarbeit“ mit der Kita „Weltentdecker“ das Finale des Deutschen Kita-Preises erreicht habe und zu den zehn Finalisten gehöre. Das sei eine ganz besondere Form der Wertschätzung.