Skispringen Skispringen: Eric Wolfsdorf wechselt vom Brett auf die Bretter

hettstedt/MZ - Ski finden sich jede Menge bei den Wolfsdorfs in Hettstedt. Für Langlauf oder Abfahrt, alles hält der Keller bereit. Nur die Sprungski von Eric, die stehen sicher verschlossen beim Wippraer Verein für Ski- und Freizeitsport. „Da nehmen wir fürs Foto eben andere“, sagt Vater Steffen. Wohl wissend, dass das Experten erkennen.
Erkannt haben die Verantwortlichen des Landesverbandes, dass mit Eric Wolfsdorf ein weiteres Talent mi Mansfeldischen heranreift und den Zwölfjährigen in die sachsen-anhaltische Auswahl berufen. Was ihm das bringt? „Zusätzliche Trainingseinheiten. Und vielleicht auch mal eine Fahrt zum Wettkampf, wo nicht wir hinter dem Steuer sitzen“, sagt Mutter Jana da.
Dabei hatte Filius Eric einst mit Schach angefangen, bevor er sportlich vom Brett auf die Bretter wechselte. „Das hat immer so lange gedauert, bis mein Gegenüber einen Zug gemacht hat. Und so viel Geduld hatte ich irgendwann nicht mehr“, erzählt der Sechsklässler. Und Mutter Jana bestätigt, dass der Junge mitunter in seinem Bewegungsdrang gebremst werden müsse. Eine Arbeitskollegin der Mutter war es auch, welche den entscheidenden Tipp gegeben hat.
Denn Nicole Nebel, deren Enkelin, fliegt schon von kleinauf die Schanzen im Wippraer Hasselbachtal hinunter. „Da war ich mal mit zum Schnuppertraining und es hat mir auf Anhieb gefallen“, erinnert sich Eric Wolfsdorf an seine ersten Sprünge von der kleinen Schanze. Es muss ihm nicht nur gefallen, sondern riesigen Spaß gemacht haben. Denn nur zwei Tage später zog auf der die mittlere Anlage um. Ein und ein dreiviertel Jahr ist das jetzt her.
Längst ist Eric Wolfsdorf auf der Wippraer K-45-Schanze angekommen, hat dort im Training schon eine Weite von 40 Metern erreicht. In Braunlage ging es sogar fünf Meter weiter, allerdings auf einer Anlage, deren so genannter kritischer Punkt bei 58 Metern liegt. In Braunlage hat sich der Schanzenfloh auch seine bisher einzige ernsthafte Verletzung zugezogen.
„Ich bin im Auslauf gestürzt und mit dem Knie gegen eine Bande geprallt“, erzählt er. Eric Wolfsdorf ist an diesem Tag auf die mittlere Schanze gewechselt, hat dort die offene Schülermeisterschaft von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gewonnen. Mit einem Haarriss im Knie! Der zwang ihn anschließend zu einer zweimonatigen Pause. „Das war eine harte Zeit für Eric. Nur da sitzen und nichts machen können“, erinnert sich Vater Steffen, der als Berufsschullehrer arbeitet. Mutter Jana pflichtet bei. „Eric ist sehr ehrgeizig und fleißig im Training.“ Und trainiert wird dreimal in der Woche. Besonders der Mittwoch hat es in sich. 15.40 Uhr ist Schluss im Gymnasium, 20 Minuten später startet die erste Einheit. Denn gerade jetzt gilt es, das um diese Zeit noch verbliebene Tageslicht zu nutzen. „Wir machen ja erst einmal eine halbe Stunde Erwärmung“, sagt Eric, der Physik als sein Lieblingsfach in der Schule nennt. Und Erwärmung scheint ein hartes Brot zu sein. „Wir laufen uns warm, dann machen wir Hockstrecksprünge mit zehn Kilo schweren Gewichten auf den Schultern. Dann springen wir über Hürden und üben anschließend auf dem Rollbrett noch die Absprunghaltung.“ An den Wochenende ist es nicht anders, dafür noch intensiver, weil Sonnabend und Sonntag mehr Zeit zur Verfügung steht. Vater Steffen ist sowieso immer dabei, oft auch Mutter Jana und Eleni, die kleine Schwester. Aber ein Fan ihres großen Bruders ist die Fünfjährige noch nicht. „Sie geht dann eher mit Mama eine Waldspaziergang machen“, sagt Steffen Wolfsdorf, der sich und seine Frau scherzhaft schon mal als Hauptsponsoren bezeichnet. Jeweils ungefähr 400 Euro kosten ein Paar Schuhe und die Ski, dazu kommen noch etwas 150 für einen Springeranzug von der Stange. Und da Eric noch fleißig wachsen wird, ist der aktuelle Anzug nicht der letzte. Genauso wenig wie die Schuhe oder Sprunglatten. „Aber wir machen das gern. Eric hat unheimlichen Spaß am Springen und er hat Erfolge. Dass er in die Landesauswahl berufen wurde, zeigt, dass er auf dem richtigen Weg ist“, sagt Vater Steffen. Und das so genannte Kompakttraining im Landesstützpunkt Wernigerode, was damit verbunden ist, könne da nur weiter förderlich sein. Wo Erics Stärken liegen? „Ich glaube, das ist mein Absprung“, sagt er. Und lieber auf Schnee oder Matten. „Auf Schnee macht es mehr Spaß, aber ich denke, da ist die Verletzungsgefahr größer, wenn man im Auslauf stürzt, weil der Schnee bremst, während man auf der Matte einfach rutscht.“ Apropos Matte. Der finnische Lieferant des Wippraer Belages hatte einige Vereinsmitglieder im Sommer nach Lahti eingeladen. Darunter Eric Wolfsdorf. In Lahti finden 2017 die Weltmeisterschaften statt. Eric jedenfalls hat schon oben gestanden auf der großen Schanze. „Rein theoretisch könnte ich schon mit dabei sein zur Weltmeisterschaft.“ Rein praktisch wird das wohl seinem Vorbild Severin Freund vorbehalten bleiben. Noch.