Schnee, Stürme und minus 25 Grad Schnee, Stürme und minus 25 Grad: So wirkte sich der Winter 1978/79 auf die Region aus

Eisleben/Hettstedt - Eisige Minusgrade nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tag kündigen Meteorologen für die kommenden Tage an. Und auch Schnee wird erwartet, allerdings wohl nur wenige Zentimeter im Landkreis Mansfeld-Südharz. Das alles ist aber nichts gegen den Winter 1978/1979.
Extreme Witterungsbedingungen herrschten in ganz Nord- und Mitteleuropa. Die „Freiheit“ berichtete am Dienstag, 2. Januar 1979, dass der in der Nacht zum Freitag die Ostseeküste der DDR einsetzende Temperatursturz, begleitet von heftigen Schneefällen und starken Winden, am Wochenende alle Bezirke der Republik erreichte. „Anhaltender strenger Frost, Schneeverwehungen und Eisglätte führten zu erheblichen Schwierigkeiten im Straßen und Eisenbahnverkehr sowie in der Energiewirtschaft. Zehntausende Werktätige sowie Angehörige der bewaffneten Organe und der Zivilverteidigung nahmen unverzüglich den Kampf gegen Schnee und Kälte auf.“
Betriebe und Bevölkerung wurde zum Energiesparen aufgerufen
Die extremen Bedingungen führten in den Braunkohletagebauen und Kraftwerken zu zeitweiligen Ausfällen. So schreibt die „Freiheit“ am 3. Januar 1979, dass sich im Braunkohlekombinat Röblingen die Situation verschärfte, weil Eis-Ansätze an einer drei Kilometer langen Rohrwasserleitung die Wasserzufuhr verminderten. „Von ihr hängt die gesamte Versorgung des Werkes mit Dampf ab.“
Die Wetterextreme mit Stürmen, Schnee und hartem Frost stellten an die Kumpel des Kombinates „Gustav Sobottka“ hohe Anforderungen, um die Abraum- und Kohleförderung sowie die Erzeugung von Briketts und Elektroenergie zu garantieren. „Im Tagebau behinderten Eis und Schnee die Aggregate, das Schienennetz sowie die übrige Technik“, schreibt die „Freiheit“. Kumpel sowie Helfer der Nationalen Volksarmee, Bereitschaftspolizei und Freiwilligen aus anderen Produktionsbetrieben seien unermüdlich in mehreren Schichten hintereinander im Einsatz gewesen, um für die Versorgung der Bevölkerung mit Energie und festen Brennstoffen zu sorgen.
Aufgrund der Gesamtsituation wurden Betriebe und die Bevölkerung aufgerufen, sparsam mit Energie umzugehen. Im Walzwerk Hettstedt, wo am 2. Januar 1979 eine neue Kupferrohrlinie in Betrieb genommen wurde, seien, um der angespannten Energiesituation zu entsprechen, in der Frühschicht tätige Kollektive auch nachts eingesetzt worden, heißt es in der Ausgabe vom 3. Januar.
Darin wird auch berichtet, dass in mehreren LPG zusätzlich Notstromaggregate eingesetzt werden mussten, um trotz Stromabschaltungen melken, tränken und füttern zu können. In Sangerhausen beispielsweise sollen Traktoren als Energieerzeuger für das maschinelle Melken zum Einsatz gekommen sein. In Hettstedt hingegen gab es Störungen beim Abtransport von Brot und Brötchen. Durch die Hilfe anderer Bäckereien und Handwerksbetriebe aus der Nachbarschaft wurde der Transport dann organisiert. Die Lage war ernst, die Hilfsbereitschaft groß.
Omnibuslinien für Arbeiter fielen wegen eisigen Temperaturen zeitweise aus
Zu Schwierigkeiten kam es natürlich auch im Eisenbahn-, Straßen- und Kraftverkehr. So fielen am Morgen des 2. Januar zwölf Omnibuslinien zum Antransport der Werktätigen zum Stammbetrieb des Mansfeld-Kombinates „Wilhelm Pieck“ aus. „Die Kollegen des Kraftverkehrs waren ebenso wie die Männer des Straßenwinterdienstes im Einsatz, um alle Fahrten, wenn möglich, durchzuführen“, heißt es im Eisleber Lokalteil. Bei den Fahrzeugen seien laufend Vereisungen aufgetreten, aufgrund der erschwerten Situation (niedrige Temperaturen bis minus 25 Grad).
Instandsetzer und Schlosser halfen. „Es war trotz der aufopferungsvollen Arbeit gestern nicht möglich, alle Fahrten im Berufs- und Linienverkehr abzusichern“, schrieb das Blatt am 3. Januar.
Nur geringe Einschränkungen habe es im lokalen Post- und Fernmeldewesen gegeben. Den Mitarbeitern sei es gelungen, den Fernsprechverkehr im gesamten Kreisgebiet aufrechtzuerhalten. Eine Havarie gab es am 31. Dezember im Ortsnetz Rothenschirmbach, doch in der Neujahrsnacht konnte der Fernsprechverkehr in diesem Bereich wieder aufgenommen werden. Die Wetterextreme hielten einige Tage an. (mz)
