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Scharlach, Windpocken & Co. Scharlach, Windpocken & Co.: Aufklärung statt Impfpflicht in Mansfeld-Südharz

Von Helga Koch 10.03.2017, 13:00
Eine mit Wasser gefüllte Spritze mit dem Aufkleber eines Impfstoffes gegen Windpocken wird in einer Arztpraxis in Berlin gehalten.
Eine mit Wasser gefüllte Spritze mit dem Aufkleber eines Impfstoffes gegen Windpocken wird in einer Arztpraxis in Berlin gehalten. dpa

Sangerhausen - Ob Scharlach, Windpocken, Keuchhusten oder Röteln, immer mal wieder werden Kinderkrankheiten in Mansfeld-Südharz diagnostiziert. So wie kürzlich an der Sangerhäuser Grundschule Südwest, als Windpocken und Scharlach auftraten. Das blieben - zum Glück - Einzelfälle, die durch Impfung vermeidbar gewesen wären. Das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz spricht sich trotzdem nicht für eine generelle Impfpflicht aus. Statt dessen plädiert es für umfassende Aufklärung und Beratung junger Eltern, Jugendlicher und Erwachsener zum Impfschutz.

Meldepflicht laut Gesetz

Ansteckende Krankheiten wie Scharlach oder Keuchhusten sind meldepflichtig. „Bei der Gesundheitsaufsicht werden wöchentliche Berichte erstellt“, sagt Uwe Gajowski, Sprecher der Kreisverwaltung. Gemäß Infektionsschutzgesetz würden diese übertragbaren Krankheiten erfasst, ans Landesamt für Verbraucherschutz und weiter ans Robert-Koch-Institut gemeldet. Diese Daten sind beim Landesamt für Verbraucherschutz öffentlich einsehbar.

Die aktuelle Statistik besagt unter anderem, dass es im Landkreis im Januar und Februar 301 Virusgrippe-Fälle gab. Vor einem Jahr waren es um diese Zeit nur 23. Und in 253 Fällen wurden Noroviren festgestellt, vor einem Jahr gab es 107 Fälle. Außerdem kam es zu Ausbrüchen grippaler Infekte in 131 Fällen, vor einem Jahr gab es um diese Zeit keinen. Dies alles werde beobachtet, sagt Gajowski. „Außer bei Noroviren und Influenza A hat sich bei den Infektionskrankheiten seit den vergangenen Jahren die Zahl der Fälle nicht erheblich erhöht.“

Die sogenannte Grundimmunisierung bei solchen Krankheiten, gegen die vorbeugend geimpft werden kann, wird bei Kindern dokumentiert und ausgewertet. Von allen Kindern, die 2015 in Mansfeld-Südharz zur Schule kamen, waren 95,9 Prozent gegen Tetanus, Diphterie und Keuchhusten geimpft, gegen Poliomyelitis (Kinderlähmung) waren es 95,3 Prozent. Auch gegen Masern, Mumps und Röteln waren die meisten Schulanfänger geimpft; zum Beispiel hatten 97,1 Prozent die erste Impfdosis gegen Masern und Mumps erhalten. Aber: Nur 91,4 Prozent hatten auch die zweite Impfdosis bekommen. Insgesamt sei der Impfstand der Schulanfänger 2015 „sehr gut“, sagt Gajowski. Diese Erkrankungen hätten im Kindesalter keine größeren Ausbrüche zur Folge, „da ab 90 Prozent Durchimpfungsgrad ein sehr guter Impfschutz in diesem Teil der Bevölkerung besteht“.

Allerdings lasse die Impfbereitschaft bei den Erwachsenen „deutlich“ nach. Mit der Folge, dass die meisten Fälle an Kinderkrankheiten wie Keuchhusten in schon älteren Lebensjahren auftreten. Sollte allerdings die Impfbereitschaft der jungen Eltern nachlassen, weil sie impfmüde oder Impfgegner seien, warnt der Sprecher, würden sich „so gute Werte wie bei den Einschülern 2015 leider nicht mehr“ erzielen lassen. „Die Erkrankungen könnten wieder zunehmen.“

Impfpflicht-Debatte in Berlin

Während zurzeit beispielsweise in Berlin die Zahl der Masernfälle steigt und heiße Debatten über eine Impfpflicht entbrennen, setzt der Landkreis vielmehr auf die „umfassende Aufklärung und Beratung der jungen Eltern, Jugendlichen und Erwachsenen“. Ihnen solle notwendiges Wissen, Verständnis und Akzeptanz zum Impfen vermittelt werden, „damit der Impfschutz so gut bleibt, wie er zurzeit bei unseren Einschülern zu verzeichnen ist“. Eine Impfpflicht sei „in unserem Rechtssystem sicherlich gar nicht durchsetzbar und auch nicht die beste Lösung.“ (mz)