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Riestedter Skispringer Riestedter Skispringer: Paul Winter hat sich für die Zukunft viel vorgenommen

Von Ralf Kandel 31.03.2016, 11:38
Paul Winter auf dem Marktplatz in Sangerhausen.
Paul Winter auf dem Marktplatz in Sangerhausen. Kandel

Sangerhausen - Nein, wie ein erfolgreicher Skispringer sieht der junge Mann, der auf dem Sangerhäuser Marktplatz steht, wirklich nicht aus. Die Mütze tief ins Gesicht geschoben, hält er zwei Krücken in der Hand, hinkt langsam los. Auf den zweiten Blick allerdings wird schnell deutlich: Es ist Paul Winter, 18 Jahre jung und Mitglied der Deutschen B-Nationalmannschaft im Skispringen.

Der Riestedter ist auf Heimatbesuch und an diesem Tag mit dem MZ-Sportreporter verabredet. Klar, die erste Frage gilt angesichts der Krücken dem gesundheitlichen Befinden. Paul Winter wiegelt ab: „Alles halb so schlimm, ist nur ein Kapselriss im linken Knie.“ Zugezogen hat er sich die Verletzung bei einem Sturz beim vorletzten Springen des Alpen-Cups in Baiersbronn. Komisch sei er da gefallen beim ersten Sprung. Den Zweiten hat er dann auch noch gemacht und ist schließlich auf Rang fünf gelandet. Am Tag darauf geht Winter noch einmal über die Schanze und wird schließlich 27. im letzten Springen der Saison.

Saison mit Licht und Schatten

Einer Saison, die für den Schüler eines Sportgymnasiums Licht und Schatten bereithielt. Enttäuschend ist für ihn das Verpassen der Springen der Vier-Schanzen-Tournee in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen. Zweimal schafft er nicht den erhofften Sprung unter die besten 50 und damit den Start beim eigentlichen Springen. Vor allem das Aus auf der Heim-Schanze in Oberstdorf schmerzt noch heute. „Da war ich wirklich enttäuscht“, sagt Winter.

Auch die Junioren-Weltmeisterschaft verpasst der Riestedter, das Springen auf der geliebten Schanze in Willingen und die Reise nach Japan. Winter wird vom Verband nicht nominiert, die Leistung passt nicht. „Da war ich wirklich in einem Tief. Es war zwar schade, dass ich die WM verpasst habe. Aber das ist in Ordnung. Meine Form war einfach zu schwammig“, sagt er heute. Abgehakt, vorbei. Aus dem Tief hat sich der 18-Jährige längst wieder herausgekämpft. Er startet für Deutschland beim Continental-Cup in den USA, findet zur Form zurück und belegt die Ränge acht und zehn. „So wie es gelaufen ist, ist es in Ordnung. Ich werde meine Lehren daraus ziehen.“ Was er meint? „Ich habe mich zurückgelegt, nicht hundert Prozent Gas gegeben. Das ist tödlich“, so die klaren Worte.

Weltweit Erfahrungen gesammelt

Erfahrungen hat Paul Winter auch im abgelaufenen Winter gesammelt, war bei Springen in Deutschland, Russland, Norwegen, Österreich, Finnland, Slowenien und eben den USA am Start. Mit wechselndem Erfolg, der große „Ausreißer“ nach oben ist nicht dabei. Es fehlt an Konstanz. „Es war immer ein Sprung dabei, der nicht gepasst hat“, sagt Winter dazu. Auf eben jene Konstanz hofft er nun, wenn in absehbarer Zeit die neue Saison beginnt. Zuvor geht es für den Riestedter aber erst einmal darum, wieder richtig gesund zu werden. Physiotherapie statt springen. Wobei: Die ersten Sprünge stehen ohnehin erst Ende Mai auf dem Programm. Das erste Springen im Continental-Cup ist Anfang Juli. „Ich werde mal in Wippra springen, es ist immer gut, auf einer kleinen Schanze zu starten. Und außerdem freut es die Menschen hier in meiner Heimat, wenn sie mich sehen“, sagt er.

Die Ziele für die neue Serie hat sich Paul Winter aber längst gestellt: „Ich muss an meinen Sprüngen feilen, mehr Konstanz hinein kriegen.“ Gelingt das, könnte es auch mit der Teilnahme an der Junioren-Weltmeisterschaft, die diesmal in den USA ist, klappen. „Da will ich unbedingt dabei sein“, so Winter. Einmal in die nahe Zukunft schweifend, fügt er hinzu: „Außerdem möchte ich mich im Continental-Cup unter den besten zehn Springern festbeißen. Dann klappt es vielleicht auch mit einem Einsatz im Weltcup.“ Langsam wird es Zeit, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Schließlich hat Paul Winter seinen Traum vom Start bei den Olympischen Spielen 2018 längst nicht zu den Akten gelegt. Und wie ist es mit der Angst vor Stürzen? Paul Winter sagt: „Stürze entstehen durch Fehler. Ich blende so etwas aus.“ Dann schnappt er sich seine Krücken und macht sich auf den Weg. Einen Weg, der ihn irgendwann einmal von Riestedt über Wippra und Oberstdorf bis zu Olympia führen soll. (mz)