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Ping Pong Ping Pong: Roß elektrisiert ganzen Verein

Von Jörg Reiber 01.01.2014, 16:07
Robert Roß und Jan Klepzig zeigen mit Augenzwinkern, was sie drauf haben.
Robert Roß und Jan Klepzig zeigen mit Augenzwinkern, was sie drauf haben. jörg reiber Lizenz

Hettstedt/MZ - Morgen früh um halb vier Uhr wird der Hettstedter Robert Roß nach London aufbrechen und an der Weltmeisterschaft im Ping Pong teilnehmen. Das gab Roß auf der ersten Pressekonferenz des MSV Hettstedt seit mehr als 60 Jahren bekannt. In Deutschland ist Ping Pong, oder Klickball, wie die Sportart hierzulande offiziell heißt, noch eine Randsportart.

Gerade einmal 64 Teilnehmer meldeten sich zur WM-Qualifikation im Oktober in Erfurt, weiß Roß zu berichten. „Im nächsten Jahr wird das wohl schon ganz anders sein.“ Tatsächlich verbreitet sich Klickball in Deutschland rasant. Daran seien vor allem soziale Netzwerke beteiligt. „Von der bevorstehenden WM habe ich auf Facebook erfahren“, sagt Roß. Zur WM 2013 war es noch so, dass Deutsche einfach zur WM gefahren sind und ohne Qualifikation einfach teilnehmen durften. Denn den Ausrichtern war sehr daran gelegen, möglichst aus jedem Land Teilnehmer zu haben. Für 2014 gab es schon ein erstes Qualifikationsturnier in Deutschland. Auch die Chinesen treten in diesem Jahr zum ersten Mal offiziell an. Und für das nächste Jahr rechnet Robert Roß schon mit regionalen Vorrundenturnieren im Bundesgebiet. Er verfolgt das Geschehen um die neue Sportart, die eigentlich gar nicht so neu ist, ganz genau.

Einfache Schläger

„Ping Pong ist eigentlich die Urform des Tischtennis“, erklärt er. Man könnte auch sagen, es ist einfach puristischer. Denn alle Teilnehmer benutzen das gleiche Material. „Die Schläger mussten wir vom Veranstalter kaufen“, so Roß. Das sind einfache Holzschläger, die nur mit Sandpapier belegt sind und keinerlei Dämpfung auf der Schlägerfläche haben. „Man kann damit dem Ball keinen Drall mehr verpassen“, so Roß. Der Ball lande einfach immer dort, wo man ihn hinschlägt. Dadurch, dass der Ball eine relativ leicht zu berechnende Flugbahn hat, werden natürlich auch die Ballwechsel wesentlich länger, als beim Tischtennis. Also genau das, was sich die Zuschauer beim Tischtennis wünschen und was dort immer wieder mit Regeländerungen versucht wird, zu erreichen, hat man bei Ping Pong von Anfang an.

Man müsse auch nicht der Fitteste sein, um erfolgreich im Klickball zu sein. Roß hat selbst schon erleben müssen, wie Jugendliche an einem über 80-jährigen Spieler gescheitert sind. „Ich hab ja auch das eine oder andere Pfund zu viel auf den Rippen“, lacht der 27-Jährige WM-Teilnehmer. „Im Tischtennis hätte ich wohl mit Sicherheit keine WM-Qualifikation geschafft“, ist er sich sicher. Die anderen Unterschiede zum Tischtennis sind noch, dass nur zwei statt drei Sätze gespielt werden und bei 15 Punkten Schluss ist, statt der beim Tischtennis üblichen 21 Punkte. Alles andere ist genau wie beim Tischtennis. Aber diese Unterschiede zum Tischtennis bewirken schon, dass die Spiele beim Ping Pong etwa eineinhalb mal so lange dauern, wie sonst gewohnt.

Angesteckt

Viel trainiert hat Roß allerdings auch nicht für seine WM-Teilnahme. Eigentlich trainiert er für die WM erst, seitdem er weiß, dass er daran teilnehmen wird. Dazu ist er ein paar Mal nach Erfurt gefahren, um mit Alexander Flemming zu trainieren und hat in seinem Vereinskameraden Jan Klepzig einen Trainingspartner gefunden. „Mit ihm trainiere ich, wann immer es geht“, sagt Roß. Jetzt fand auch Klepzig richtig Gefallen an der Sportart und will sich für die Weltmeisterschaft 2015 qualifizieren.

Letztlich kam auch der Vereinsvorstand auf den Geschmack. Noch während der Pressekonferenz wurde verkündet, dass man beabsichtige, für den MSV Hettstedt noch ein paar Schläger anzuschaffen und dann dort offiziell Ping Pong zu trainieren. Große Chancen rechnet sich Roß indes nicht aus in London. „Wenn ich die erste Runde überstehe, bin ich schon glücklich“, sagt er. Immerhin spielt Roß schon seit 21 Jahren Tischtennis, aber erst seit Sommer Ping Pong. Er darf in der ersten Runde nur ein Spiel verlieren, sonst ist er automatisch raus. Einen seiner Gegner in der ersten Runde kennt er aber schon. Es ist ein Inder, dessen Spielweise er schon intensiv studiert hat. Dieter Gebhardt von einer Steuerberatungsgesellschaft gab als einer der Sponsoren Roß noch einen Scheck über 500 Euro als Reisegeld mit und versprach: „Wenn Du dich im nächsten Jahr wieder qualifizierst, verdopple ich die Summe.“ Er wünsche Roß zwar viel Erfolg bei der WM und möglichst auch einen Sieg, sagt Gebhardt. Aber in erster Linie hofft er auf neue Impulse für die Jugendarbeit des MSV Hettstedt. Denn der liegt Gebhardt doch sehr am Herzen. „Vor 50 Jahren habe ich selbst dort gespielt“, erzählt der Steuerfachwirt aus Mansfeld.