Nachteile für Fahrgäste befürchtet Nachteile für Fahrgäste befürchtet: MDV wächst, aber ohne Landkreis Mansfeld-Südharz

Eisleben/Hettstedt/Sangerhausen - Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) wächst. Im Februar wurde beschlossen, dass auch die Landkreise Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg sowie die Stadt Dessau-Roßlau in den MDV integriert werden. Nur logisch, dass der Landkreis Mansfeld-Südharz als das nächste potenzielle Mitglied gehandelt wird. Pendler erhoffen sich dadurch möglicherweise finanzielle Vorteile, wenn sie in Richtung Halle oder gar Leipzig unterwegs sind.
Doch Landrätin Angelika Klein (Die Linke) ist skeptisch, ob dieses Unterfangen für die Einwohner des Landkreises wirklich sinnvoll ist. „Nach Einschätzung der Kreisverwaltung brächte eine Vollmitgliedschaft keine Vorteile für die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis“, meint Klein. „Fast 95 Prozent der Fahrgastwünsche werden durch den attraktiven Binnenverkehr im Landkreis abgedeckt.“
Nahverkehr in Mansfeld-Südharz - nur wenige Fahrgäste steigen zwischen Bus und Bahn um
Profitieren würden nur rund fünf Prozent der Nutzer, da diese tatsächlich auch mehrere Verkehrsmittel nutzen, in die sie umsteigen müssen und dafür dann nur ein Ticket nutzen könnten. „Am Angebot an Leistungen des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs selbst ändert sich mit einem Beitritt zum MDV nichts, entgegen der Vorstellung vieler Bürgerinnen und Bürger“, so Klein.
Zum MDV zählen aktuell neben den Städten Halle und Leipzig der Saalekreis, Burgenlandkreis, Landkreis Nordsachsen, Landkreis Leipzig sowie der Landkreis Altenburger Land. Die Fahrpreise für die Kunden ergeben sich dabei aus der Anzahl der durchfahrenen Tarifzonen.
„Die Zugehörigkeit steht prinzipiell jedem Nahverkehrsunternehmen und jedem Aufgabenträger offen. Die Zugehörigkeit zu einem Verbund ist dann sinnvoll, wenn es starke räumliche Verkehrsverflechtungen gibt“, erklärt Juliane Vettermann von der Pressestelle des MDV.
Beitritt zum MDV ist ein langer Prozess
Doch bis dahin wäre es ein weiter Weg. „Der gesamte Prozess ist sehr umfangreich und nimmt mehrere Jahre in Anspruch. Die genaue Zeitdauer ist unter anderem von den vorhandenen Techniken und organisatorischen Voraussetzungen im potenziellen Erweiterungsgebiet abhängig.“
Bei einer Vollmitgliedschaft können alle Verkehrsmittel wie Busse, S-Bahnen oder auch Straßenbahnen genutzt werden. Bei einer Teil-Mitgliedschaft, wie sie die Kreise Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg und die Stadt Dessau-Roßlau eingegangen sind, bezieht sich die Partnerschaft nur auf den Zugverkehr.
Genau das könnte man sich anscheinend im Landkreis auch vorstellen. „Prüfenswert erscheint dem Landkreis lediglich eine Mitgliedschaft für den Schienenpersonennahverkehr, denn hier gibt es bereits Verbindungen“, so Pressesprecher Uwe Gajowski. Eine darüber hinausgehende Mitgliedschaft sei nicht vorteilhaft.
Jährliche Fahrpreiserhöhungen drohen bei einer Mitgliedschaft im MDV
„Wie sollen die Kreisverwaltung beziehungsweise der Kreistag und die Landrätin dem Buskunden aus dem Landkreis - zum Beispiel Stadtverkehr Hettstedt, Sangerhausen oder Eisleben - erklären, dass die Fahrscheine teurer werden, nur weil man Mitglied eines Verkehrsverbundes ist?“, meint Gajowski.
Die Verkehrsgesellschaft Südharz, die den Nahverkehr im Landkreis stemmt, biete nun im dritten Jahr beständige Fahrpreise, ergänzt Gajowski. „Erfahrungsgemäß werden in einem Verbund wie beispielsweise dem MDV beziehungsweise Marego jährliche Fahrpreiserhöhungen vorgenommen.“
Deswegen seien aktuell keine Gespräche oder Verhandlungen mit dem MDV geplant, sagt Gajowski. (mz)