MZ-Serie "Konfetti im Blut" MZ-Serie "Konfetti im Blut": Humorvolle Schwestern sorgen in der Bütt für Stimmung

Wallhausen - Vom 11. November bis zum 14. Februar, also genau 96 Tage, dauert die närrische Zeit von der Karnevalseröffnung bis zum Aschermittwoch in dieser Session. Auch in der Region um Sangerhausen übernehmen die Narren das Zepter. Hier schallt es „Heidiho“, „Hummel-Hummel-Summ-Summ“ oder „Heijo“. Die Mitteldeutsche Zeitung stellt in einer Serie Vereine, Narren, Präsidenten, Prinzenpaare und all das, was den Karneval liebenswert macht, vor.
Die eine hat schwarze Haare, die andere ist blond: Wie Schwestern sehen Cerstin Nieber (59) und Silvia Zacharias (53) wahrlich nicht aus. Aber genau das sind sie. „Wir haben uns als Kinder gehasst“, sagt Cerstin lachend. Aber das habe sich geändert: „Jetzt sind wir die besten Freundinnen“, meint Silvia. Wie gut sich beide verstehen, zeigen sie im Wallhäuser Karneval. Hier treten sie zusammen als Büttenrednerinnen auf.
Die Schwestern Cerstin Nieber und Silvia Zacharias sind Gründungsmitglieder des WKC
Nieber, die als Finanzbeamtin arbeitet, und ihre Schwester, die als Backwarenverkäuferin ihr Geld verdient, sind Gründungsmitglieder des Wallhäuser Karneval Clubs (WKC). Auf der Silvesterparty 1998/99 seien sie auf die Idee gekommen. „,Was andere können, können wir auch’, haben wir gedacht“, erinnert sich Nieber. Und die Idee wurde prompt in die Tat umgesetzt: 1999 gab es die erste Veranstaltung. „Da haben wir noch getanzt“, sagt Zacharias.
Am 3. Februar steigt im Saal im ehemaligen Steingutwerk in Wallhausen der Kinderfasching des WKC. Los geht es um 14.10 Uhr. Die erste Weiberfastnacht folgt am 8. Februar, am Tag darauf haben die Weiber noch einmal das Kommando im Saal. Am 10. Februar geht die närrische Saison des Wallhäuser Karneval Clubs mit der dritten und letzten Abendveranstaltung zu Ende. (mz)
In den ersten Jahren schwangen sie die Hüften, doch 2005 war damit Schluss. „Ich habe entschieden, dass ich dafür einfach zu alt bin“, meint Cerstin Nieber. Etwas Anderes, Neues musste her. Gesagt, getan. Die erste Büttenrede entstand. Klar war von vornherein, dass die Schwestern nur gemeinsam als Rednerinnen auftreten. „Ich habe das entschieden“, erzählt die Ältere lachend. Ihre Schwester lacht mit und sagt: „Sie entscheidet sowieso immer alles.“
Die Rede unter dem Titel „Tratsch auf dem Klo“ wurde zu einem famosen Erfolg. „Wir haben uns zwei Klobecken geholt und los ging’s“, blickt Silvia Zacharias zurück. Zunächst bei Auftritten in Wallhausen interpretiert, ging es dann für beide nach Quenstedt zur Büttenwerkstatt. Dort hinterließen die Wallhäuserinnen einen bleibenden Eindruck.
Die Wallhäuser Frauen haben es sogar schon mehrfach ins Fernsehen geschafft
Sogar ins Fernsehen kamen sie damit: Die MDR-Sendung wurde in Köthen aufgezeichnet - drei Tage lang. „Wir haben vor der Aufzeichnung in unseren Kittelschürzen an der Seite gesessen. Da kamen tatsächlich Leute vorbei und haben auf die Teller, die vor uns standen, Geld gelegt. Die haben gedacht, wir sind die Klofrauen“, erzählt Nieber und ihre Schwester ergänzt: „Wir sind in Kittelschürzen auf die Bühne. Wir haben gedacht, uns versteht keine Sau, aber die Rede ist total toll angekommen.“
Dem ersten Auftritt im Fernsehen folgte 2008 ein zweiter. Wieder gaben die Schwestern Putzfrauen, diesmal im Knast. Und wieder bekamen sie ein positives Echo.
Viele weitere Büttenreden sind inzwischen zusammengekommen. Für das Schreiben ist nach wie vor Cerstin Nieber zuständig. Geprobt wird in der heimatlichen Stube. „Die Männer schicken wir dann weg“, sagen beide unisono. Nieber erklärt: „Manchmal lege ich schon im September los, manchmal auch erst kurz vor Weihnachten. Ich schreibe, wie es mir in den Kopf kommt. An manchen Tagen läuft es wie von allein, an anderen klappt gar nichts.“ Manche Rede sei noch kurz vor der Session umgeschrieben worden.
Zum Weiberfasching gibt es eine andere Rede als zu den übrigen Abendveranstaltungen - da stehen dann die Männer im Fokus
Übrigens: Eigentlich sind es sogar zwei Reden, die das Duo in jeder Fünften Jahreszeit hält. Eine gibt es zu den Abendveranstaltungen und eine völlig andere zum Weiberfasching. „Da geht’s dann gegen die Männer“, sagt Silvia Zacharias schmunzelnd.
Und wie sieht es mit dem Lampenfieber vor den Auftritten aus? „Ich glaube, das wird immer schlimmer. Mir zittern die Beine wie Espenlaub. Jedes Mal stelle ich mir dann die Frage, warum ich mir das überhaupt antue“, erzählt Silvia Zacharias. Lange wollen sie ohnehin nicht mehr weitermachen: „Nächstes Jahr noch, dann ist Feierabend. Dann bin ich 60. Man muss wissen, wann Schluss ist, sonst besteht die Gefahr, dass man sich lächerlich macht“, sagt Nieber. (mz)