MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher" MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher": Sven Bruder und Kerstin Grünewald dekorieren in der Adventszeit aufwendig ihr Haus in Wickerode

Wickerode - Was ist nur bei Familie Bruder los? Irgendetwas stimmt da doch nicht. Die Wickeröder sind sich unschlüssig; fast schon besorgt blicken sie auf das ungewöhnlich dunkle Haus an der Hauptstraße. Weihnachten steht vor der Tür, doch hier gibt es offenbar ein Problem. Oder doch nicht? „Ich zeige ja Reue. Wir haben es einfach nicht früher geschafft“, sagt Sven Bruder und knipst endlich die Lichter an. Fast schon ein bisschen spät für dieses Jahr. Das weiß er selbst.
Tausende Lichter lassen Wickerode erstrahlen
Doch plötzlich steht er mitten im Lichtermeer: Sein Gartenzaun blitzt und blinkt, die Koniferen strahlen mitten durch die Dunkelheit und mitten im grünen Gras drehen Josef, Maria und die drei Könige vergnügt ihre Runden. Die hohe Weihnachtspyramide läuft wieder, so wie in jedem Jahr. Täte sie das nicht, wäre wohl ein ganzes Dorf traurig, vermutet Bruder „ja, die Leute bestehen schon drauf, dass wir unser Haus schmücken“, sagt seine Lebensgefährtin Kerstin Grünewald. „Ständig wurden wir daran erinnert und jetzt ist es endlich soweit.“
Weihnachten ist für jeden Menschen etwas Besonderes. In unserer Adventsserie „Die Weihnachtsmacher“ stellen wir bis Heiligabend all jene heimlichen Helfer und Organisatoren in den Mittelpunkt, die das Fest für andere zu dem machen, was es ist.
Es ist einfach nur hell, wenn jemand von Bennungen her in das nächtliche Dorf einfährt. Die wenigen Lichterketten an den Nachbarhäusern können nur schwerlich mit dem mithalten, was die junge Familie in der Weihnachtszeit aufbietet. Sind es Hunderte Lichter oder gleich mehrere Tausend? Sven Bruder hat nie gezählt. Warum auch? „Ich steh auf Lichter und das will ich zeigen“, bemerkt er einfach. Doch als er er mit dem Dekorieren angefangen hat - damals vor fast zehn Jahren, hätte ihn seine Partnerin beinahe für verrückt erklärt. „Ich hatte Angst, dass es auf der Straße zur Massenkarambolage kommt, weil alle gucken wollen“, gibt sie zu. „Aber heute ist das hier doch eine inoffizielle Dreißigerzone. Die Leute bremsen.“
Und daran sind nicht etwa die vielen LED-Lampen, Schläuche und Lichterkette in stimmungsvollem Weiß Schuld. Wenn jemand den Hals reckt, dann nach der Pyramide - von der ersten bis zur letzten Etage ein Meisterstück, selbst gebaut vom Herrn des Hauses.
Sven Bruder stellt die Figuren für seine Pyramide eigenhändig her
„Wenn ich eine Idee habe, muss ich sie schnell umsetzen“, beschreibt der Handwerker, bei dem auch Holzspielzeug für Tochter Dora-Matien (2) oder riesige Ostereier entstehen. Weihnachtsdeko kaufen kommt bei ihm nicht in Frage. Jede Figur im drehenden Karussell und auch den Motor hat er selbst gebaut: Unten wandern Hirten zwischen Palmenbäumen und in der Spitze tanzen geflügelte Schafe. „Engelsschafe“, merkt Kerstin Grünewald an.
Ihr helles Lichterfest beschreibt die 32-Jährige als dezent. „So wie es der Deutsche nun einmal mag.“ Regenbogenfarben kommen ihr draußen eigentlich nicht in die Tüte, auch wenn ihr Mann sich einen kunterbunten Tannenbaum gewünscht hat. Doch zum Leidwesen aller Wickeröder gibt sie zu, dass es mit dem Schmücken nicht ewig so weitergehen kann: Das Alter hat die Pyramide gezeichnet.
Ob sie 2017 wieder fährt, steht in den Sternen. „Ich glaube aber nicht, dass Sven ganz aufgibt“, weckt sie neue Hoffnung. Und tatsächlich: „Ich will eine neue aus Aluminium bauen oder einen Schwibbogen direkt über unsere Einfahrt“, plant dieser bereits. (mz)
