Letzte Ausfahrt Schrottplatz Letzte Ausfahrt Schrottplatz: Verrosteter Bus verschwindet nach 65 Jahren aus dem Wald

Wettelrode - Die letzte Fahrt führt zum Schrottplatz. Wobei: Gefahren ist der Bus, dessen Reste am Samstagvormittag von den acht kräftigen Mitgliedern des Technischen Hilfswerk (THW) Sangerhausen aus einem Wald nahe des Kunstteiches bei Wettelrode geborgen werden, schon lange nicht mehr. Er rostete und rottete jahrzehntelang vor sich hin, unmittelbar neben einem Weg, der viel von Wanderfreunden genutzt wird.
Um die Frage, wie der Bus eigentlich zu seinem Standort am Kunstteich kam, ranken sich viele Legenden. Von einem Fahrzeug, das während des Zweiten Weltkrieges auf der Flucht vor den Amerikanern von der Straße abgekommen sei, ist da zum Beispiel die Rede. Oder auch davon, dass der Bus bei einer Ferienfahrt im Moor stecken geblieben sei.
Bus kam in den 50er Jahren zum Kunstteich Wettelrode
Doch diese Gerüchte stimmen nicht. Eberhard Noth aus Lengefeld kennt die Antwort. „Der Bus kam 1953 zum Kunstteich. Damals wurde der Damm des Teiches, der am 29. November 1939 gebrochen war, endlich wieder repariert.“ Den Bus hätten die Arbeiter damals als eine Art Bauwagen genutzt.
Eberhard Noth ergänzt: „Es war ein ganz normaler Linienbus, der ungefähr Platz für 30 Leute hatte. Später dann hatten die Angler eine Unterkunft darin. Aber nicht mehr lange, dann ist er langsam aber sicher auseinandergefallen.“
Die Natur drumherum habe sich dann Stückchen für Stückchen zurückgekämpft. Nun also, nach gut 65 Jahren, ist der Zeitpunkt für die letzte Reise gekommen. „So viele Jahre haben wir uns an diesen Anblick gewöhnt, jetzt kommt er Gott sei Dank weg“, freut sich Jürgen Gottlob. Für den selbst ernannten Umweltscout geht mit der Entsorgung des Busses ein langgehegter Wunsch in Erfüllung.
„Eigentlich wollte ich zu dieser Zeit bei meinen Kindern in Berlin sein, aber das kann ich mir nicht entgehen lassen. Da muss ich doch dabei sein, wenn so ein Schandfleck am Karstwanderweg verschwindet“, sagt er, nimmt seinen Dackel auf den Arm und beobachtet die Arbeit der Mitglieder des THW genau. Die Freude darüber, was hier gerade passiert, ist ihm anzumerken.
THW hilft bei der Entsorgung des Busses
Tilo Schalich, Truppführer des THW, gibt vor Ort die nötigen Kommandos. Zunächst zerren und zurren Marcus Lorenz, Christopher Mönch, Marco Nauendorf und ihre Mitstreiter den handlichen Schrott aus dem Unterholz. Dass es nicht einfach ist, sieht man den Männern an. Schließlich ist alles irgendwie fast mit dem Boden verwachsen. Deshalb muss nach einiger Zeit schwerere Technik ran. „Wir haben eine Schneise durch den Wald geräumt, alle Äste und Sträucher zur Seite gebracht“, erzählt Schalich.
„Dann haben wir versucht, das Schwerste vom Bus mit einem Kran auf einen Kipper zu laden. Im vierten Versuch hat das dann auch geklappt“, beschreibt er den Vormittag. Rund drei Stunden dauert der ungewöhnliche Einsatz für das THW. Am Ende werden noch der kleine Kram und die Reste zusammengepackt und schließlich auf den Schrottplatz gefahren.
Für Schalich ist der Einsatz am Kunstteich schon etwas Besonderes. „Mittlerweile bin ich seit 18 Jahren beim THW. So etwas wie heute habe ich aber noch nicht mitgemacht, das ist das erste Mal“, sagt der 39-Jährige und fügt hinzu: „Aber es ist doch schön, dass wir etwas für eine bessere Umwelt machen konnten.“
Auch Jürgen Gottlob, Eberhard Noth und viele Spaziergänger, die rund um den Kunstteich unterwegs sind, atmen auf, dass der inzwischen verrostete Bus verschwunden ist. „Es ist allerhöchste Zeit gewesen, dass der Bus nun auf den Schrottplatz gefahren wurde“, so Jürgen Gottlob. (mz)