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Landestitel krönt Saison Landestitel krönt Saison: Nach Schicksalsschlag kann 31-Jährige wieder lachen

Von Daniela Kainz 13.03.2017, 09:00
Ein Leben ohne Pferde kann sich Natalia Lakomy nicht vorstellen.
Ein Leben ohne Pferde kann sich Natalia Lakomy nicht vorstellen. Maik Schumann

Elbitz - Die Eindrücke sind ganz frisch: Vor wenigen Tagen holte sich Springreiterin Natalia Lakomy den Titel bei den Hallenlandesmeisterschaften in Prussendorf. Die junge Frau aus Elbitz, einem Ortsteil von Neehausen, ist stolz auf den Sieg, mit dem sich ihre Erfolgsserie fortsetzt. Bereits im Vorjahr wurde die 31-Jährige zur Landesmeisterin der Damen gekürt. Mit ihr freuen sich Ehemann Christian und die Eltern Irene und Burghard Lakomy.

Großbrand im November 2012 hatte über Nacht alle Pläne von Springreiterin Natalia Lakomy zunichte gemacht

Vor fünf Jahren konnte sich die Familie nicht vorstellen, noch einmal solche goldenen Zeiten zu erleben. Da stand sie vor der Frage, ob sich Natalias Traum vom Leben als Berufsreiterin mit eigener Reithalle überhaupt noch erfüllen lässt. Ein Großbrand im November 2012 hatte über Nacht alle Pläne zunichte gemacht. Die damals gerade erst von der Familie erworbene Reithalle am Rande der kleinen Ortschaft Elbitz ging in Flammen auf. Die besondere Tragik: Nur wenig später wollte Natalia Lakomy auf dem Gelände mit der Ausbildung von Pferden für den Turniersport beginnen.

„Wir wussten nicht, wie es weitergehen soll“, erinnert sich Burghard Lakomy. Nachdem der erste große Schock verdaut war, tagte der Familienrat. Beflügelt von der Hilfsbereitschaft der Angehörigen und Bekannten starteten Lakomys noch einmal durch.

Die Reste der abgebrannten Reithalle wurde abgerissen, eine Reithalle mit angeschlossenem Stall in nur zweijähriger Bauzeit errichtet. „In dieser Phase entwickelten sich neue Freundschaften“, sagt Irene Lakomy. Die Familie hätte auch durchweg positive Erfahrungen bei Behörden und Ämtern in Sangerhausen und im Seegebiet gemacht. Alle seien daran interessiert gewesen, dass es weiterging.

Die finanziellen Mittel für den Wiederaufbau steuerten Natalias Eltern bei. „Aus einer schier aussichtslosen Situation entstand eine wunderschöne Reitanlage“, so Burghard Lakomy, der eine Zahnarztpraxis hat.

Zeit, ihre aktuellen sportlichen Erfolge zu genießen, bleibt Natalia Lakomy, eine der wenigen Berufsreiterinnen in Sachsen-Anhalt, kaum. Sie absolviert ein straffes Arbeitspensum - Tag für Tag, auch am Wochenende. Gegen sechs Uhr steht sie schon im Stall, füttert die zehn Pferde, die ihr Besitzer aus ganz Deutschland anvertraut haben, und mistest die Boxen aus - der Start in einen langen Arbeitstag. Im 45-minütigen Rhythmus widmet sich die junge Frau anschließend dem Training mit jedem einzelnen Tier.

Springreiterin Natalia Lakomy: „Pferde sind mein Leben“

Die Pferde werden an die Sprünge über die Hindernisse auf dem aufgestellten Parcours in der Reithalle herangeführt. Der Schwierigkeitsgrad richtet sich nach dem Ausbildungsstand des jeweiligen Tieres. „Man muss auf jedes Pferd anders eingehen.“ Zwischen 18 und 19 Uhr neigt sich der Trainingstag dem Ende entgegen. Feierabend kann Natalia Lakomy dann immer noch nicht machen. Jetzt am Abend bekommen die Tiere noch einmal Futter.

Entbehrungsreich empfindet Natalia Lakomy diese Abläufe nicht: „Pferde sind mein Leben.“ Sie hat Spaß, an dem, was sie tut. Ihr Ehemann ist ihr eine große Stütze, natürlich auch die Eltern. Sie alle greifen in ihrer freien Zeit mit zu, begleiten sie zu Turnieren oder kümmern sich um den Hof, wenn die junge Reiterin zu Wettbewerben reist.

Die Erinnerungen an die Brandnacht sind bei Lakomys geblieben. Die Bilder hat die Familie nicht mehr täglich im Kopf. Sobald aber eine Sirene ertönt, kehrt alles ins Bewusstsein zurück. Die Polizei ging damals von einer Selbstentzündung als Brandursache aus. Natalias Ehemann ist gewarnt. Jeden Abend geht er seine Runde durch die Reithalle und Stallanlage: „Ich ziehe lieber jeden Stecker raus.“

(mz)

Ein Großbrand zerstörte die Reithalle.
Ein Großbrand zerstörte die Reithalle.
Archiv
Eine neue Reithalle steht an jener Stelle, wo vor fünf Jahren ein Großbrand das alte Gebäude zerstörte.
Eine neue Reithalle steht an jener Stelle, wo vor fünf Jahren ein Großbrand das alte Gebäude zerstörte.
Maik Schumann