Kulinarisches Weihnachten Kulinarisches Weihnachten: Wenn der Fischer auf Fisch verzichtet

Seeburg - Im Minutentakt klingelt das Telefon bei Ulrich Kulawik. Die Anrufer wollen eigentlich alle das Gleiche: Karpfen. Eigentlich ist das ein Standardgericht für den Silvesterabend, weiß der Fischer zu berichten. „Aber in unserer Region essen die Leute den viel öfter zu Weihnachten“, sagt Kulawik, der einen Fischerhof am Kernersee betreibt. Aber auch andere Fischsorten erfreuen sich an den Festtagen großer Beliebtheit, stellt Kulawik fest.
„Karpfen kauft eher die Generation 40 plus. Die Jüngeren sind dann so für Lachsforelle oder andere Sorten“, sagt er. Woran das liegt? Vielleicht, weil die Jugend die Zubereitung des mit einer Schleimschicht überzogenen Fisches scheue, überlegt Kulawik. Aber eben jene mache ja erst die blaue Farbe beim Traditionsgericht „Karpfen blau“ aus.
Weihnachtsessen: Ente statt Fisch beim Fischer
Kulawik selbst muss an den Festtagen auf Fisch verzichten. Zusammen mit seiner Frau, den Kindern und Enkeln feiert er Weihnachten. Die Mehrheit der Familie habe entschieden, es gebe Ente, sagt der Fischer. In diesem Jahr warten auf ihn sogar zwei. „Die Schwiegertochter und meine Frau planen scheinbar einen Wettbewerb, welche besser schmeckt“, sagt er scherzhaft.
Und weil es sich ja „um einen Wasservogel handelt“, könne er auch darüber hinwegsehen, auf seinen geliebten Fisch zu verzichten. „Den gibt’s bei mir sonst dreimal am Tag“, sagt Kulawik. Besonders gern mag er die Variante in Folie eingewickelt und im Ofen gegart (siehe Rezept).
Für den Rezepttipp eigne sich so ziemlich jeder Fisch und man kann sowohl ein Filet als auch einen ganzen Fisch nehmen, sagt Ulrich Kulawik.
Zutaten: eine Lachsforelle (am besten frisch), Lauchgemüse und Zwiebeln nach Belieben, ein großes Stück Kräuterbutter, Salz und Pfeffer, Alufolie
Zubereitung: Zuerst die Lachsforelle trocken tupfen und von innen und außen salzen und pfeffern. Dann das Lauchgemüse und die Zwiebeln in grobe Stücke schneiden. Ein großes Stück Alufolie bereitlegen. Das Gemüse in der Mitte der Folie verteilen. Darüber die Kräuterbutter in kleine Stücken setzen. Dann die Lachsforelle darauflegen. Und alles in der Folie einwickeln.
Das Paket nun in den vorgeheizten Backofen (180 bis 200 Grad) etwa 30 bis 45 Minuten, je nach Größe des Fischs, garen. Als Beilage empfiehlt Fischer Ulrich Kulawik zur Mittagszeit Kartoffeln. Abends mag er es leichter und ergänzt den Fisch lediglich durch ein paar Scheiben eines kräftigen Schwarzbrots oder eines würzigen Zwiebelbrots. Auch ein frischer Kartoffelsalat eigne sich am Abend dazu.
Leichter Fang: Hauptsaison für den Fischer
Eine solche Vorliebe zu decken, sollte vor allem aktuell kein Problem sein. Steckt doch der Fischerhof Mitten in der Hauptsaison. Jetzt sei die beste Zeit zum Fischen, denn der Stoffwechsel der Tiere sei durch die Kälte heruntergefahren, erklärt Kulawik. „Somit sind sie ruhiger und wir können sie leichter fangen ohne sie zu stressen.
Dadurch arbeiten wir auch nachhaltig“, sagt der 62-Jährige. Diese Nachhaltigkeit sei ihm auch wichtig, wenn es um die Menge geht, die gefischt wird. Da achte Kulawik nämlich darauf, dass nur nach Bedarf produziert werde. „Ich könnte auch mehr fangen, aber das wäre Schwachsinn, wenn es dann in der Tonne landet“, sagt er. 15 Arten befinden sich derzeit im Kernersee - darunter sind Karpfen, Lachsforelle, Zander, Barsch und Hecht.
Leidenschaft zum Fischen
Übrigens sei bei Ulrich Kulawik nach eigenen Angaben die Liebe zu Fischen erstmals im Alter von fünf Jahren aufgetreten. „Damals bin ich in die Saale bei Bernburg gefallen. Ich glaube das war der Anfang als Fischer für mich“, sagt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Das Studium der Fischerei war dann Jahre später nur noch Formsache. Dabei scheint die Liebe zum Wasser und dessen Bewohnern in der Familie zu liegen. Kulawiks Onkel war einst Fischhändler. Und die nächste Generation stehe am Kernersee bereits in den Startlöchern. Neben Sohn Christian, der seit Jahren auf dem Hof mithilft, hat auch Enkel Justus die Leidenschaft entdeckt. „Er ist überall ganz vorne mit dabei. Zum Beispiel beim Schaufischen im November“, sagt Kulawik. (mz)

