Kirche in Stolberg Kirche in Stolberg: Symbolfigur Sankt Martin ist konserviert worden

Stolberg - Für knapp eine Woche hat die Restauratorin Gabriele Georgi aus Halle ihre Werkstatt in die Martinikirche nach Stolberg verlegt. Dort konservierte sie die Symbolfigur, den heiligen Martin, und verhalf ihm zu neuem Glanz. Die Statue wurde von ihr am Aufstellungsort gereinigt und konserviert. Schadhafte Stellen besserte sie aus.
Zuletzt vor 20 Jahren „abgestaubt“
Der Heilige Martin, das Pferd und der davor kauernde Bettler waren vor etwa 20 Jahren zum letzten Mal „abgestaubt“ worden. „Wir haben dazu nur weiche Pinsel benutzt“, sagte Rosemarie Riese vom Stolberger Geschichtsverein. Die letzte restauratorische Behandlung war im Jahre 1952, liegt also schon 64 Jahre zurück.
Mit rund 1,50 Metern Höhe zählt die Figurengruppe aus Lindenholz zu den kleinen Statuen. „Es ist ein sehr schönes Werk“, urteilte die Restauratorin. Die ursprüngliche Bemalung wurde auftragsgemäß nicht freigelegt. Dafür sicherte Georgi die oberste, zum Teil sehr lockere Farbschicht mit Hausenblasenleim (Fischleim). Bereits abgefallene Stellen wurden mit Kreidekitt geschlossen und die dabei entstandenen hellen Stellen mit wasserlöslichen Gouachefarben angeglichen. Dieser Zustand ist jederzeit unproblematisch umkehrbar. „Das Gesicht und der Panzer vom Reiter sind noch in der Originalfassung“, erklärte Georgi. „Der jetzt schwarze Panzer strahlte ursprünglich in Silber.“
Das Alter der Statue wirft noch Fragen auf
Das Alter der Statue wirft allerdings noch eine Reihe von Fragen auf. Mario Bolte entdeckte im Kirchenarchiv eine Rechnung aus dem Jahre 1601. Darin heißt es, dass ein Michael Pfefferman für das Anstreichen des Sankt-Martin-Bildes mit Ölfarben drei Gulden und neun Groschen empfangen hatte. Die Restauratorin Georgi vermutet den Zeitraum um 1500 als Entstehungszeit, also noch vor der Reformation. Gleicher Auffassung war auch Eckardt Sehmsdorf in seiner Broschüre „St. Martini. Stolberg/Harz“ aus dem Jahre 1996.
Weitere Fragen ergeben sich aus der Kopfbedeckung des Reiters. Einem Bischofshut ähnelt sie nicht, eher einem Fürstenhut. Bisher wurde dies aber noch nicht kunsthistorisch bewertet. Im Interesse einer genauen Altersbestimmung könnte dies aber hilfreich sein.
Die Beine des Pferdes sind neu, sie wurden erst bei der großen Restaurierung im Jahre 1952 wieder angesetzt. „Bis dahin lag die stark beschädigte Skulptur in der Bibliothek der Kirche“, berichtete Mario Bolte vom Gemeindekirchenrat. Ein Bild in der kleinen Ausstellung zur Kirchengeschichte zeigt den damaligen Zustand. Die Figur wurde damals im Institut für Denkmalpflege in Halle restauriert. Angeregt hatte die Restaurierung der Stolberger Kunstmaler Bernhard Langer. Die Ausführung übernahm der Restaurator Konrad Riemann. Ob Langer mit daran gearbeitet hat, ist nicht bekannt.
Nach der Wiederherstellung wurde 1952 die Figur an der Südseite des Chorbogens, gegenüber der Kanzel, neu aufgestellt. Soweit war der Ort noch aus der Geschichte bekannt. Zwischenzeitlich hatte aber der Standort der Kanzel von der Südseite des Schiffes auf die Nordseite gewechselt. Also wechselte die Statue ebenfalls ihren Standort innerhalb der Kirche. (mz)
