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Kickboxen Kickboxen: Deutsche Eiche will VfB-Talent in Halle kämpfen sehen

Von Jan-Ole Prasse 19.01.2012, 18:27

sangerhausen/MZ. - In immer schnellerer Abfolge treffen seine gepolsterten Hände und Füße auf die Deckung seines Trainingskollegen. "Seine Schnelligkeit macht ihn zu etwas Besonderem", sagt sein Trainer Jens Grote, der ihn seit zwei Jahren betreut. Zudem kann Fritze sowohl in Linksauslage wie in Rechtsauslage boxen. "Für seine Gegner ist er so unberechenbar", freut sich Grote.

Der 16-Jährige Sangerhäuser ist in den Augen seines Trainers ein großes Kickboxtalent. "Hier in der Region sehe ich in seiner Altersklasse keinen, der ihn schlagen kann", meint Grote. "Er hat sehr großes Potential" bescheinigt ihm Box-Europameister Timo Hoffmann.

Der Schwergewichtler machte auch Fritzes ersten Auftritt im Rampenlicht möglich - im Rahmen der zweiten Eisleber Boxnacht am 5. November des letzten Jahres. Der 16-Jährige schlug seinen acht Jahre älteren Kontrahenten Steve Bellmann aus Zwickau klar nach Punkten - und das bei seinem Ringdebüt. "Es hat wahnsinnig Spaß gemacht. Ein super Gefühl und eine super Atmosphäre in der Halle", ist Fritze immer noch begeistert, wenn er an den Kampf zurückdenkt. Besonders schön war für ihn, dass in seiner Ringecke alle seine Freunde saßen und mitfieberten. "Das war eine zusätzliche Motivation", so das Kickboxtalent.

Angst hatte er nicht vor seinem Gegner, nur Respekt, obwohl Bellmann deutlich älter und kräftiger war. Allerdings bestand keine große Verletzungsgefahr, da ein so genannter "Semi-Kontakt-Kampf" vereinbart war. Dabei dürfen keine Wirkungstreffer gesetzt werden. Nach jedem Schlag wird unterbrochen und von den Kampfrichtern die Technik bewertet. "Bei diesem Kampf war ich mir sicher, das Christoph gewinnt", versichert Grote. Aber er ist auch überzeugt, dass der junge Kickboxer einen "richtigen" Vollkontaktkampf durchsteht und gewinnt.

Aber schon vor einem "Semi-Kontakt-Kampf" steht eine Menge harte Arbeit an. "Vor so einem Fight muss man schon deutlich mehr trainieren", meint Fritze. Besonders an der Kondition und am Sparring wurde gearbeitet. Schließlich musste Fritze drei Runden á drei Minuten durchstehen. Deswegen ließ sein Trainer nacheinander die Trainingskollegen gegen ihn antreten. "Christoph musste durchkämpfen, das gibt die nötige Kampfhärte", ist Grote überzeugt.

Nicht nur Kondition musste Fritze bolzen. Sein Kampfgewicht war ebenfalls zu hoch. "Ich hatte zwei Kilogramm zu viel für meine Gewichtsklasse", berichtet er. Darum stand in den Wochen vor dem Kampf viel Joggen und Schwimmen auf dem Programm. Die Ernährung musste gleichermaßen umgestellt werden. "Süßigkeiten durfte ich nicht anfassen", bedauert Fritze, wenn er an die Zeit zurückdenkt.

Diese Entbehrungen nimmt er aber billigenden in Kauf für seinen Sport. Seit zwei Jahren ist Fritze bei den Kickboxern des VfB Sangerhausen dabei. Sein Weg zum Kampfsport war ein typischer. "Mich haben Freunde einfach mal zum Training mitgenommen", sagt der Sangerhäuser. Von Beginn an war er von dem Sport fasziniert. "Man braucht seine ganze Konzentration und hat unglaublich viele Möglichkeit", erklärt Fritze seine Begeisterung. Seine Eltern musste der Sangerhäuser aber lange überzeugen, bis sie ihr Einverständnis für den Sport und vor allem für seinen ersten Kampf gaben. "Die haben schon Angst, dass ich mich verletze", gibt Fritze zu. Auch bei zukünftigen Kämpfen wird er wohl wieder seine Überredungskünste brauchen: "So richtig begeistert sind sie immer noch nicht".

Seinem Eifer beim Kickboxen tut das allerdings keinen Abbruch. Mittlerweile ist der Rosenstädter ein richtiger Trainingsweltmeister. "Wenn die anderen noch die Bandagen wickeln, ist der Kleine schon am Schattenboxen", offenbart Grote.

Sein Trainer ist überzeugt, dass Fritze eine große Zukunft hat: "Wenn er dran bleibt, ist er auch für Höheres bestimmt". Auch Box-Europameister Timo Hoffmann ist von Fritze überzeugt: "Ich würde ihm Raten zweigleisig zu fahren, Boxen und Kickboxen." Wenn Fritze den Sport professionell betreiben möchte, müsste er künftig noch mehr trainieren - irgendwann täglich mehrere Stunden. Dass kann sich der Schüler, der momentan in die 10. Klasse des Geschwister-Scholl-Gymnasiums geht, bislang nicht vorstellen. Er möchte nach seinem Abitur gerne Automobilmanagement studieren. "Für Autos interessiere ich mich seit drei Jahren immer mehr", sagt Fritze, dessen Eltern ein Autohaus in Sangerhausen besitzen.

Diese Jahr soll es auf jeden Fall noch einen Kampf geben. Timo Hoffmann möchte Fritze bei seinen Veranstaltungen einsetzen. Schon am 3. Dezember in Dessau, als Hoffmann den Europameistertitel gewann, sollte Fritze kämpfen, musste aber absagen. "Es wäre schön, wenn es im Sommer beim geplanten Open-Air in Halle auf dem Marktplatz klappt", sagt Hoffmann. Noch steht nicht fest, ob Christoph Fritze an dem geplanten Boxevent, bei dem 5 000 Zuschauer zu erwarten wären, wirklich mitmachen kann, aber seine Begeisterung für die Idee ist zu spüren. "Das wäre schon eine richtig coole Aktion", freut er sich.