Kegeln in Sangerhausen Kegeln in Sangerhausen: Kräfte bündeln Wunden lecken

SANGERHAUSEN/MZ - Knapp sechs Jahre ist es her, da marschierten Ralf Kaufmann, Thomas Große und die anderen Kegler des VfB Sangerhausen mit hoch erhobenem Haupt durch die Stadt. Die Kegler des VfB Sangerhausen eilten von Erfolg zu Erfolg, klopften an die Pforte zur 2. Bundesliga. Frisch gebackener Landesmeister war die Mannschaft aus der Kreisstadt, die Euphorie riesig. Der Aufstieg wurde schließlich nur knapp verpasst. Vor drei Jahren wurden die Große, Kaufmann und Co. Vize-Landesmeister in Sachsen-Anhalt, die Sangerhäuser zählten mit Mannschaft und einer hervorragenden Kegel-Anlage im Friesenstadion zur „Crème de la crème“ des Kegelns im Bundesland.
Das ist vorbei, Geschichte. Jetzt ist das Lächeln gewichen, macht langen Gesichtern und Enttäuschung Platz. Seit Sonnabend steht endgültig fest, dass die Sangerhäuser im kommenden Jahr in den Ergebnislisten der höchsten Spielklasse des Bundeslandes nicht mehr auftauchen. Die Heimniederlage gegen den SV Burgwerben besiegelte das Aus. Nach 13 Jahren.
Glück und Nachwuchs fehlen
Thomas Große, Dennis Klug und Harald Grüneberg waren von Anfang an dabei, Ralf Kaufmann seit 2004. Und nun das. In die „Schockstarre“ nach dem Abstieg, der schon vor dem letzten Spieltag feststeht, mischt sich die erste Ursachenforschung. Ralf Kaufmann bemüht dabei erst einmal das fehlende Glück. „Die drei Heimniederlagen gegen Leitzkau, Roßlau und jetzt Burgwerben haben uns das Genick gebrochen. Da hat uns ganz einfach das nötige Glück gefehlt“, so der neben Thomas Große und Harald Grüneberg noch am konstantesten spielende Team-Kapitän angesichts von äußerst knappen Spielausgängen in den genannten Partien.
Natürlich ist der Abstieg der Sangerhäuser dabei nicht nur auf das fehlende Glück zu beschränken. Wie ein roter Faden zogen sich die Besetzungsprobleme durch die Saison. Immer wieder war Kaufmann gezwungen, die Mannschaft umzubauen. Es fehlte einfach Konstanz. Was noch fehlte, waren talentierte und tatendurstige Nachwuchs-Kegler, die den „Alten Hasen“ Druck machten. Kaufmann ist immerhin schon 47 Jahre, Große 55, Grüneberg 52 und Wiethaus 50. „Wir haben der Überalterung Tribut zollen müssen“, sagt Kaufmann. Und fügt gleichzeitig hinzu: „Ein Riesen-Talent wie Martin Stiehl spielt jetzt in Halle. Hier hatte er doch keine Perspektiven, wir haben ihm doch nichts zu bieten.“
Hohe Belastung, wenig Attraktivität
Einmal in Fahrt gekommen, führt Kaufmann weitere Gründe auf, warum das Kegeln in der Verbandsliga Sachsen-Anhalt nicht einfach und nicht gerade attraktiv ist. „Bei Auswärtsspielen sind wir oft zehn, elf Stunden unterwegs. Das ist eine enorme Zeitbelastung. Dazu kommt der jetzt kommende neue Modus mit den Punkten, der bei den älteren Keglern und bei den Zuschauern doch keinen Zuspruch findet“, sagt er.
Und wie geht es nun weiter? „Ganz einfach: Das Motto heißt jetzt Wunden lecken und Kräfte bündeln“, so Kaufmann zur Zukunft der Mannschaft. Diese Zukunft heißt eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die in der Landesliga konkurrenzfähig ist. Ob es dann zu einer Rückkehr in die Verbandsliga reicht, bleibt sicherlich abzuwarten. „Hinschmeißen wollen wir nicht, aber es wird schon schwer, weiterzumachen“, ist Kaufmann alles andere als grenzenlos optimistisch.
Und wird dann melancholisch: „Das Ganze ist einfach nur traurig, wir haben so eine schöne Kegelbahn und nun das...“