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Jungtier gerissen Jungtier gerissen: Wolfs-Angriff auf Kälbchen?

Von Mike Händler 24.04.2018, 06:56

Harkerode - Ein Kalb des Landwirtschaftsbetriebes „Unterschloss Arnstein“ ist in der Nacht zu Montag auf einer Weide bei Harkerode gerissen worden.

Ob ein Wolf das erst wenige Tage alte Tier gerissen hat, ist derzeit nicht geklärt. Das Wolfskompetenzzentrum des Landes Sachsen-Anhalt ist informiert.

Das gerissene Kalb wird nach Angaben des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Energie in Sachsen-Anhalt am Dienstag im Amt für Verbraucherschutz in Stendal untersucht.

Kalb von Wolf oder Luchs gerissen?

„Ein Wolf oder ein Luchs kommen Frage“, sagt Geschäftsführer Emmanuel Ostmeier, als er das Tier betrachtet. „Mir tut das weh, wenn so etwas passiert.“ Der Landwirtschaftsbetrieb unterhalb der Burg Arnstein betreibe seit sechs Jahren ökologische Landwirtschaft.

Aus diesem Grund befänden sich die Tiere auch über Nacht auf der Weide. Am Montag gegen 8 Uhr hatte ein Mitarbeiter das tote Tier beim Abtrieb der Rinderherde entdeckt.

Wolfsangriff in Harkerode? Weide mit Elektrozaun gesichert

„Unser Betrieb ist auf den ökologischen Landwirtschaftsbau ausgerichtet“, sagt Ostmeier. Die weitläufige Weide ist auf einer Anhöhe oberhalb der Landesstraße 227 mit einem einfachen Elektrozaun gesichert.

Für Raubtiere stelle das kein Hindernis dar. Obwohl nicht sicher ist, dass der Angriff von einem Wolf ausgeübt wurde, ärgert den 60-Jährigen generell, dass die Politiker dem Problem Wolf nicht entschlossen genug begegnen.

Ostmeier sorgt sich um die etwa 200 Rinder seiner Firma. „Sollte sich die Strategie gegen Wölfe nicht ändern, müssten wir unsere Tierhaltung völlig umstellen.“ Das widerspräche aber dem Prinzip der ökologischen Landwirtschaft: „Wir müssten die Rinder zum Schutz im Stall unterbringen.

Dazu müssten wir aber die Weiden mähen, um Heu zu gewinnen. Das wiederum ist schlecht für den Insektenbestand der vom Betrieb genutzten Weiden. Es geht um das Ganzheitsprinzip unserer Form von Landwirtschaft, die in viele Bereiche wie Ernährung, Verkehr und Gesundheit ausstrahlt.“

Zahme Herde verliert Sicherheitsgefühl durch Angriff

Ostmeier verweist auf eine weitere Folge: „Die zahme Herde verliert ihr Sicherheitsgefühl durch den Angriff.“ Die Weide bei Harkerode sei absichtlich naturbelassen. Viele Bäume und Sträucher befinden sich dort. „Ein Raubtier kann sich so mühelos heranpirschen.“

Das tote Kalb lag in einem Busch. „Vermutlich wurde es woanders getötet und zum Fraß dort abgelegt“, sagt der Rinderzüchter. Und wenn ein Raubtier leicht zu einer Beute komme, dann komme es immer wieder. Der Wolf sei eben intelligent und mache sich dann nicht die Mühe, Damwild zu jagen. (mz)