Jugend forscht Jugend forscht: Stolbergerin gewinnt Preis für Naturforschungen

Stolberg - Als ihre Tochter Tessa im Vorschulalter war, kam Anja Marquardt auf die Idee, gemeinsam mit dem Mädchen die Weinbergschnecken auf dem Grundstück zu markieren. Das aufgeweckte Mädchen brauchte in dem abgelegenen Wohnhaus eine Beschäftigung und Spielgefährten.
Fortan ging Tessa jeden Tag auf die Suche und freute sich, wenn sie die Schnecken, die mit Sternen, Herzen und Ähnlichem markiert waren, wiederfand. Noch größer war die Freude, wenn sie im Frühjahr alle wieder da waren. Dies war der Anfang für zahlreiche Forschungen. Für diese ergatterte die 16-jährige Tessa Marquardt bereits mehrere Preise.
Mehrere Jahre lang wurden die Schnecken beobachtet
Doch zurück zu den Anfängen: Als Tessa später lesen und schreiben konnte, verwendete sie anstelle der Symbole Zahlen. Damit konnte das Mädchen über mehrere Jahre das Leben der Schnecken gut beobachten. „Mein Wunsch war, Naturforscherin zu werden“, erzählt Tessa. „Später wollte ich einfach mehr über diese Tiere wissen. An Literatur fanden wir nur ein kleines Fachbuch aus dem Jahre 1912.“
Zum ersten Mal fasste Tessa ihre Beobachtungen über die Weinbergschnecken im Projekt „Der Schlaf der Helix pomatia“ zusammen und reichte sie vor zwei Jahren zum Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ ein.
Dafür erhielt sie 2015 in Stendal einen Sonderpreis und beim Bundesumweltwettbewerb einen Anerkennungspreis. Verbunden war damit die Aufforderung, ihre Grundlagenforschung weiter zu betreiben. Kein Problem für Tessa Marquardt.
Koordination von Kindern war nächstes Forschungsthema
Allerdings widmete sie sich im folgenden Jahr einem anderen Thema: Zusammen mit Johannes Richard Schenk vom Gerhard-Hauptmann-Gymnasium in Wernigerode reichte die Sekundarschülerin ein Projekt über die Bedeutung der Sprache auf Koordination und Gleichgewicht bei Kindern und Jugendlichen ein.
„Dafür habe ich Kontakte mit dem Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen in den Niederlanden und der Sporthochschule in Köln aufgenommen“, erklärt sie. „Es war ein schönes Projekt. Wir haben Präventionsübungen für zwei Altersgruppen entwickelt.“
Das Engagement wurde mit einem 2. Platz gewürdigt. „Jetzt werden Partner für eine Anwendung gesucht“, so Tessa. „Wir wollen dafür Schulen in Nordhausen und Rottleberode gewinnen.“ Doch der Forscherdrang bei Tessa blieb auch über dieses Projekt hinaus bestehen.
Veränderungen auf Wiese am Auerberg werden beobachtet
Mit Interesse hatte die Schülerin 2014 Veränderungen auf einer großen Wiese am Auerberg beobachtet. Vor über 300 Jahren wurde sie entwässert und seither ackerbaulich und für Weidezwecke genutzt. Nun blühten eines Tages plötzlich einzelne Märzenbecher auf dem Gelände. Für Tessa ein Hinweis, dass sich die Wiese verändert hat. „Der Boden muss nasser geworden sein“, erklärte sie. „Märzenbecher brauchen Feuchtigkeit.“
Dann ging es los: Als erstes erforschte sie auf einer ausgewählten Fläche die hier lebenden Spinnenarten. „Auch hier gab es Veränderungen“, so Tessa. „Der Bestand der trockene Lebensräume besiedelnden Spinnen nahm ab.“ Fachliche Unterstützung holte sie sich am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. Beim „Jugend forscht“-Bundeswettbewerb erhielt sie dafür den Anerkennungspreis.
Außer den Spinnen erfasst sie jetzt auch die Pflanzenarten. Dabei steht ihr helfend Armin Hoch von der Verwaltung des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz zur Seite.
Für Tessa Marquardt geht in den nächsten Tagen ein weiterer Traum in Erfüllung. Sie beginnt in Jena-Göschwitz am Staatlichen Berufsbildenden Schulzentrum eine Ausbildung zur Biologisch-Technischen Assistentin. Der ganz große Wunsch ist dann eine Tätigkeit im Bereich der Forschung. (mz)
