Aus für Babykino Helios Klinik Sangerhausen: Aus für Babykino - Welche Risiken es wirklich gibt und was sie für Schwangere bedeuten

Eisleben/Hettstedt/Sangerhausen - Für werdende Eltern ist es wohl eins der schönsten Gefühle: Zum ersten Mal das Gesicht des Babys in 3D sehen, obwohl es noch gar nicht das Licht der Welt erblickt hat. Möglich machen das Ultraschalluntersuchungen, die sowohl 3D-Aufnahmen als auch Bewegtbilder ermöglichen können. Doch damit könnte bald Schluss sein.
Schall-Wellen und keine Strahlung
Das Bundesumweltministerium, das auch für Belange des Strahlenschutzes zuständig ist, will dem „Babykino“ einen Riegel vorschieben. Dann sollen die Untersuchungen nur noch erlaubt sein, wenn sie diagnostischen Zwecken dienen.
Thoralf Amse, Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Helios Klinik Sangerhausen, kann werdende Eltern beruhigen. „Es ist bislang noch nie nachgewiesen worden, dass diese Untersuchung Veränderungen am Kind hervorrufen kann“, erklärt er. „Beim Ultraschall handelt es sich um Schallwellen, nicht um Strahlung.“
Beim 3D-Ultraschall werden herkömmliche 2D-Aufnahmen, wie sie seit Jahren angefertigt werden, von einem leistungsstarken PC verarbeitet, so dass ein dreidimensionales Bild entsteht. In der vierten Dimension wird sogar ein kleiner Film erzeugt.
Geht es nach Hebamme Anja Rothe aus Erdeborn, die Schwangere im ganzen Landkreis betreut, reichen die drei Ultraschalluntersuchungen aus, die die Krankenkassen standardmäßig zahlen. Für jeden weiteren Ultraschall, den die Schwangere bei den Vorsorgeuntersuchungen wünscht, muss sie selbst zahlen.
Ultraschall nur bei Komplikationen anwenden
„Ich kann verstehen, wenn Muttis neugierig auf ihr Ungeborenes sind“, sagt Anja Rothe. Doch nötig seien zusätzliche Ultraschalls ihrer Meinung nach nur, wenn sie medizinisch begründet sind - etwa bei Komplikationen in der Schwangerschaft oder bei bekannten Gendefekten in der Familie.
Amse sieht den 3D- und 4D-Ultraschall keinesfalls kritisch. Im Gegenteil: Die Methode helfe, zweidimensionale Aufnahmen besser diagnostisch beurteilen zu können. „Dabei können zum Beispiel Fehlbildungen wie Kiefer-Gaumen-Spalten frühzeitig festgestellt werden.“ Er sei froh, dass die Technik heute so weit entwickelt ist. „Warum sollte das nicht genutzt werden?“, fragt er.
Es gebe verschiedene Untersuchungen, bei denen die Intensität der Schallwellen höher sei, etwa wenn die Durchblutung der Nabelschnur überprüft werde. Doch davon spürt das Ungeborene laut Amse nichts, weil die Wärme, die dabei entstehen könnte, abgeleitet wird. In den ersten Wochen der Schwangerschaft würden diese Untersuchungen ohnehin nicht durchgeführt.
Wie Olaf Parchmann, Facharzt für Geburtshilfe an der Helios Klinik, erklärt, werde er durch die neue Gesetzeslage nicht in der Diagnostik eingeschränkt. „Ich schaue mir das Kind an, vermesse es, im Zweifel wird alles dreidimensional dargestellt“, erklärt er. So können Befunde mit moderner Technik besser verifiziert werden.
Für Amse steht fest, dass die Geräte für die Ultraschalluntersuchungen immer in die Hände von Fachleuten gehören. „Alles muss im Rahmen bleiben, die Untersuchung darf natürlich nicht zu einer Kinovorführung ausarten“, sagt Amse. Die Bilder, die bei der Untersuchungen entstehen, würden viele werdende Mütter jedoch motivieren, auch die verbleibenden Wochen und Monate zu meistern, bis sie ihr Kind in den Händen halten können.
(mz)