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Fußball Fußball: Spielabbruch sorgt für Streit

Von DETLEF LIEDMANN 02.03.2011, 18:06

HELBRA/MZ. - "Ich dachte, ich bin im falschen Film", beschreibt Peter Vollack den Moment, als er jenes Fax in den Händen hielt, was nicht nur bei ihm Kopf schütteln hervorruft. 20 Jahre sei er nun schon im Führungsgremium von Wacker Helbra dabei, "aber das ist mir noch nicht passiert", sagt der Präsident.

Am 12. Februar war die Partie der Landesklasse gegen Schwarz-Gelb Bernburg im heimischen Pfarrholz abgebrochen worden, weil ein Zuschauer zusammengebrochen und trotz schneller ärztlicher Hilfe noch vor Ort verstorben war. Schiedsrichter Gerald Hentrich brach die Partie daraufhin nach 83 Minuten ab, Bernburg führte 1:0. Logische Konsequenz, nicht nur aus Sicht der Helbraer: Neuansetzung. So entschied auch Staffelleiter Frank Schröter. Dagegen hat Schwarz-Gelb Bernburg Einspruch erhoben. Und so wird das tragische Ereignis ein Fall fürs Sportgericht. Der erste dieser Art.

"Es hat schon Spielabbrüche aufgrund solch tragischer Ereignisse gegeben", so Klaus-Peter Fischer, Vorsitzender Spielausschuss im Landesfußballverband. Immer sei eine Neuansetzung die Folge gewesen. Und immer seien diese Entscheidungen akzeptiert worden.

Warum die Bernburger vors Sportgericht wollen? Sie führen dafür mehrere Gründe ins Feld. Aus ihrer Sicht hätte der Schiedsrichter die Partie nicht abbrechen dürfen, sondern später fortsetzen müssen. Sie wollen, dass beim Stand von 0:1 nur die beim Abbruch noch verbliebenen sieben Minuten nachgeholt werden. Was den Helbraern besonders aufstößt, ist jene Passage aus dem der Mitteldeutschen Zeitung vorliegenden Bernburger Schreiben: "Sollte dieses Spiel neu angesetzt werden, würde man künftig Manipulationen Tür und Tor öffnen. So makaber wie es klingt, aber bei einem Rückstand der eigenen Mannschaft kann ein ,simulierter Krankenfall' jederzeit ein Wiederholungsspiel möglich machen."

"Das ist einfach nur pietätlos", ereifert sich Helbras Vereinschef Vollack. Schiedsrichter Gerald Hentrich sieht das genau so. "Das ist aber nur meine persönliche Meinung", sagt er. Zum Verfahren und dessen möglichen Ausgang wolle er sich hingegen nicht äußern. "Das ist ein schwebendes Verfahren", so der Sangerhäuser.

"Klar ist das schlimm, was da passiert ist", so Uwe Lange, bei Schwarz-Gelb Bernburg Abteilungsleiter Fußball. "Aber wir fühlen uns durch den Abbruch sportlich benachteiligt. Deshalb unser Gang vors Sportgericht." Und wenn auch dies eine Neuansetzung verfügt? "Dann würde ich einen Schritt zur nächsten Instanz nicht ausschließen wollen", so Lange weiter. Das zwei an einer Sache beteiligte Seiten eine unterschiedliche Sicht der Dinge haben, gäbe es nicht nur im Fußball. "Aber wir haben in dieser Saison ein sportliches Ziel. Wenn aber die sieben Minuten unter gleichen Bedingungen nachgeholt werden würden, wäre das aus unserer Sicht die sportlich gerechteste Lösung", sagt Uwe Lange.

Das indes scheint eher wenig wahrscheinlich. Dann müsste Fußball ja unter Laborbedingungen gespielt werden. Gleiches Wetter, gleiche Platzverhältnisse, gleicher Ball, gleiche Tagesform der beteiligten Spieler und so weiter.