In der Warteschleife Fußball: Alemania Riestedt hofft auf Meisterschaft und Pokal

Riestedt - Die meisten Fußballvereine im Landkreis Mansfeld-Südharz haben die Saison 19/20 schon abgeschrieben. Irgendwo im Tabellenmittelfeld stehend, haben sie Siege und Niederlage zu den Akten gelegt. Was bleibt ist höchstens die Erinnerung an eine von Corona geprägte Serie, die am Ende irgendwie schlichtweg zum Vergessen ist und bleibt.
Ganz anders sieht die Lage bei Alemania Riestedt aus. Die Kreisligist steckt gleich in einer doppelten Warteschleife fest. Für Alemania geht es noch um sehr viel. Es geht darum, eine der erfolgreichsten Spielserien der Vereinsgeschichte zu krönen. Es geht um das noch mögliche Double von Meisterschaft und Pokal. Und es geht um die Rückkehr in die oberste Etage im Kreisfußball, den so sehnlichst erhofften Aufstieg in die Kreisoberliga.
Fußball: Alemania Riestedt hofft auf Klarheit
All das ist noch möglich. Deshalb warten die Riestedter auch mit Spannung auf den Verbandstag des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt (FSA). Am 12. Juni sollen die Kriterien abgesteckt werden, die sicherlich auch für den Kreisfußball gelten. „Wir hoffen, dass dann Klarheit herrscht“, sagt Thomas Wesemann. Der 45-Jährige trainiert gemeinsam mit Bernd Schmelzer (70) den Kreisligisten.
Und sieht sich und seine Mannschaft kurz vor dem Ziel. Das ist ganz einfach der Aufstieg in die Kreisoberliga. „Vor sechs Jahren haben Bernd und ich als Trainer hier angefangen. Wir haben die Mannschaft im Nachwuchsbereich übernommen. Wir haben zusammen Siege gefeiert und auch ein paar richtige Klatschen kassiert. Wir wollten die Jungs bei der Stange halten und irgendwann in die Kreisoberliga aufsteigen. Jetzt haben wir es geschafft“, sieht Wesemann Mannschaft und Trainer am Ziel.
Grenzenloser Optimismus
Auch wenn die offizielle Bestätigung noch aussteht: Für Wesemann ist der Aufstieg nur die logische Folge der gegenwärtigen Situation. Schließlich führt Riestedt die Tabelle der Fußball-Kreisliga Staffel Süd mit sieben Zählern Vorsprung vor Blau-Weiß Bornstedt an. „Selbst wenn der Verband die Quotientenregelung anwendet sind wir immer noch weit vorn. Bei Volkstedt ist das doch in der anderen Staffel das Gleiche. Was soll also passieren?“, stellt Wesemann die Frage in den Raum. Und antwortet für sich und die Mannschaft: „So nah wie jetzt waren wir der Kreisoberliga noch nie.“
„Das ist zur Zeit die mit Abstand attraktivste Spielklasse“
Die Mannschaft von Alemania Riestedt hat in der laufenden Saison der Kreisliga West bisher 15 Partien absolviert. Elfmal verließen die Riestedter den Platz als Sieger. Dazu kommen drei Unentschieden sowie eine 2:4-Niederlage bei der SG Tilleda/Kelbra II. Der Tabellenführer hat damit 36 Punkte aufzuweisen. Es folgen die Teams aus Bornstedt (29) und Osterhausen (24), die jeweils ein Spiel weniger als Riestedt absolviert haben.
48 Treffer erzielte Alemania bisher. Mit 23 Toren ist Nils Wesemann nicht nur erfolgreichster Torschütze im Team, sondern auch treffsicherster Schütze der Kreisliga West. Insgesamt 22 Spieler kamen im Riestedter Team zum Einsatz, nur Torhüter Benjamin Heine und Nils Wesemann standen in allen Partien auf dem Platz.
Im DFB-Kreispokal Mansfeld-Südharz starteten die Riestedter in der 1. Runde mit einem 7:0-Auswärtserfolg bei der SG Welbsleben/Quenstedt. In Runde zwei folge eine Paukenschlag. Gegen das Kreisoberliga-Spitzenteam von Fortuna Brücken gelang ein 2:0-Erfolg. Im Achtelfinale trafen die Riestedter im Sangerhäuser Stadt-Derby auf Anhalt und behielten auch hier mit 2:0 Toren die Oberhand. Mit einem weiteren 2:0-Sieg gegen den Kreisoberligisten VfB Oberröblingen machte die Mannschaft den Halbfinaleinzug perfekt. In der Runde der letzten vier Teams trifft Alemania auf den VfB Sangerhausen II.
Warum die Kreisoberliga so begehrt ist, erklärt Wesemann gleich selbst: „Das ist zur Zeit die mit Abstand attraktivste Spielklasse. Da wollen alle dabei sein.“
Ein Wermutstropfen bleibt allerdings im Becher der Riestedter Vorfreude. „Mir wäre es viel lieber gewesen, wenn wir den Aufstieg sportlich klargemacht hätten. Die Jungs hätten gemeinsam mit den Fans den Aufstieg auf dem Platz gefeiert. Das wäre viel schöner gewesen“, so Bernd Schmelzer. Das Riestedter Urgestein und einer der besten Spieler, die je das Trikot des Vereins getragen haben, registriert mit Freude das steigende Interesse der Zuschauer. „Die Fans kommen langsam wieder zu uns. Sie sehen, dass guter Fußball gespielt wird und sind Teil des Erfolges.“
Ein weiterer Aspekt ist nach Ansicht des Trainergespanns der Zusammenhalt der Mannschaft. „Vor dem Training und nach dem Training sitzen alle zusammen. Nach dem Spiel gehen alle in den Mannschaftsraum. Dann werten wir zusammen aus, das ist sinnvoller als auf dem Platz“, sagt Thomas Wesemann. „Die Jungs sind eine Einheit. Das ist keine zusammengekaufte Mannschaft. Klar gibt es auch mal Knatsch, aber das wird geklärt. Sechs oder sieben sind von den Nachwuchsspielern, mit denen wir damals begonnen haben, noch dabei“, fügt Schmelzer hinzu.
„Die Jungs sind eine Einheit“
Dann geht Thomas Wesemann noch einmal ins Detail: „Man muss die Jungs auch bei Laune halten. Das Gefüge muss passen. Die kommen auf den Platz, weil sie Spaß haben. Wenn sie den nicht mehr haben, war es das. Dann siehst du sie nicht mehr. Das alles ins Lot zu kriegen, ist Sache der Trainer.“
Nicht zuletzt, weil die Stimmung im Team stimmt, können die Riestedter auf „stille Reserven“ zurückgreifen. „Zum Glück helfen uns die Alten Herren aus, wenn es personell mal eng wird“, so Wesemann, der selbst schon einige Male als Spieler-Trainer fungierte.
Pokalsieg als Ziel von Alemania Riestedt
Angesichts der Tatsache, dass es bis zum Abbruch der Meisterschaft so gut lief und die Riestedter eine gute Mannschaft zusammen haben, wachsen natürlich auch die Ansprüche und Ziele. Neben dem wohl perfekten Kreisoberliga-Aufstieg haben die Riestedter auch den Kreispokal im Visier. Hier stehen sie im Halbfinale, treffen in der Runde der letzten vier Mannschaften auf die Landesklasse-Vertretung vom VfB Sangerhausen II.
„Es ist schon erstaunlich, wie weit wir gekommen sind. Klar, wer im Halbfinale steht, will auch ins Endspiel und dann den Pokal holen. Jetzt hoffen wir erst mal, dass der VfB nicht mit der halben Verbandsliga-Mannschaft anrückt. Dann haben wir eine Chance“, so Bernd Schmelzer.
Corona-Krise: Sanierungsarbeiten am Sportlerheim
Ganz tatenlos waren die Riestedter selbst in Corona-Zeiten nicht. Zwar fiel das Training aus, dafür aber wurde das Sportlerheim auf Vordermann gebracht.
„Gut 10.000 Euro haben wir verbaut. Jetzt sind die sanitären Anlagen neu, die Elektrik ist erneuert, die Wände sind gestrichen und der Schiedsrichter-Raum ist jetzt so groß, das Platz für drei Schiedsrichter ist“, erzählt Thomas Wesemann mächtig stolz.
Und fasst all das Sportliche und all das Drumherum in einem Satz zusammen: „Die Kreisoberliga kann kommen. Wir brauchen uns nicht zu verstecken.“ (mz)
