Fremde Pflanze Fremde Pflanze: Ist der Klimawandel an der Ausbreitung des Götterbaums schuld?

Sangerhausen - Am Süßen See geht’s dem Götterbaum an den Stamm: Die aus China stammende Baumart mit dem lateinischen Namen Ailanthus altissima verbreitet sich schnell rings um Seeburg und rückt Wurzel für Wurzel in Richtung Landschaftsschutzgebiet vor. Das wollen die Experten von Korina unterbinden.
Korina steht für Koordinationsstelle Invasive Neophyten in den Schutzgebieten Sachsen-Anhalts. Die Experten arbeiten für das Unabhängige Institut für Umweltfragen in Halle. Ihre Methode der Wahl ist das „Ringeln“.
Ausbreitung soll verhindert werden
Den Bäumen bei Seeburg wurde etwa 30 Zentimeter rund um den Stamm herum die Rinde entfernt. Das soll ihnen die Wasser und Nährstoffaufnahme erschweren und sie somit darin hindern, sich ungezügelt auszubreiten.
Es ist die Natur des Götterbaumes, durch sein Wurzelwerk mehr und mehr Lebensraum zu erobern. Bis zu 15 Meter vom Stamm entfernt können die Wurzelausläufer noch austreiben. Weil er sich so schnell ausbreitet und einheimische Arten verdrängt, findet sich der Götterbaum auf der Liste der invasiven Arten wieder.
Korina-Expertin Katrin Schneider hat den Götterbaum vor allem im Bereich um den Süßen See und dort vor allem in den Landschaftsschutzgebieten im Blick. Sie geht aber davon aus, dass er auch in anderen Teilen des Landkreises Zuhause ist und liegt damit völlig richtig, sagt Armin Hoch vom Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz.
Nur wenige Vorkommen bekannt
In Sangerhausen wächst ein Götterbaum sogar in sehr exponierter Lage, sagt der Botaniker schmunzelnd: „Direkt vorm alten Finanzamt in der Kreisstadt steht ein schicker Solitärbaum. Dem würde ich aber nicht an die Rinde gehen.
Der ist dort mitten in der Stadt eher keine Gefahr und wird sich nicht ungebremst ausbreiten, auch wenn er sich über Wurzelbrut ebenso ausbreitet wie über Samen.“ Ansonsten sind dem Roßlaer keine weiteren Vorkommen im Altkreis Sangerhausen bekannt.
Ganz ausschließen will er es natürlich nicht, dass die Art sich auch in anderen Orten wohlfühlen könnte. Und auch beim Umweltamt der Kreisverwaltung ist bisher nichts über mögliche Vorkommen des Götterbaum bekannt.
Wahrscheinlich werde man sich aber darauf einstellen müssen, dass sich die Flora im Laufe der Zeit verändern wird. Trockenheit und Hitze setzen einheimischen Pflanzen und Gehölzen zu.
Neue Arten wegen veränderter Lebensbedingungen
„Ich bin da vorsichtig, dies Klimawandel zu nennen, aber unbestritten hat sich das Wetter in den vergangenen Jahren verändert“, sagt Hoch. Insbesondere an Grenzstandorten werde deutlich, dass es Arten gibt, die mit den veränderten Lebensbedingungen weniger gut zurecht kommen. Der Götterbaum hingegen gedeihe prächtig bei genau solchen klimatischen Verhältnissen mit trockenen und heißen Sommern.
Auf eine Neophyte, die jetzt in den kommenden Tagen an der A38 wieder die Blicke der Autofahrer auf sich ziehen wird, machte Hoch aufmerksam. An den Außenstreifen gedeiht das schmalblättrige Greiskraut prächtig. Die Pflanze, die aus Südafrika stammt, hat ihre Blütezeit im Oktober und November, wenn sonst gar nichts Blühendes mehr zu entdecken ist.
„Deshalb fallen die Pflanzen ja so ins Auge und wir bekommen immer mal Nachfragen, was das denn sei“, sagt Hoch. Dieser Einwanderer mag offenbar genau die Bedingungen wie sie an der Autobahn herrschen. Während Salz und Abgase für andere Pflanzen eher ein Problem seien, blühe das Greiskraut im wahrsten Wortsinne auf und verbreite sich. (mz)