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Emsig genagt Emsig genagt: Scheue Biber an fünf Stellen im Landkreis nachgewiesen

Von Helga Koch 18.01.2018, 07:00
Hier, an der Helme, hat der Biber ganze Arbeit geleistet und den Stamm wie eine Sanduhr benagt.
Hier, an der Helme, hat der Biber ganze Arbeit geleistet und den Stamm wie eine Sanduhr benagt. Ralf Kandel

Kelbra/Rossla - Sie sind scheu, vor allem in der Dämmerung oder nachts aktiv und lassen sich kaum mal beobachten. Doch sie hinterlassen Spuren: Bilder in der Fotofalle, Fährten - oder typischerweise angenagte Baumstämme und jede Menge Holzspäne. Erst kürzlich wieder hat ein Biber an der Helme emsig genagt, irgendwo in der Verbandsgemeinde Goldene Aue.

Karsten Kühne, der im Fachbereich Faunistik im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz arbeitet, kennt einige Stellen. „Wir haben die Biber über Zufallsbeobachtungen schon manchmal im Blick“, sagt er, obwohl sich die Tiere eher außerhalb vom Reservat aufhielten. „Wir gehen davon aus, dass an der Helme ein Biber lebt, es könnten eventuell aber auch zwei sein.“ Allerdings sei es bisher nicht gelungen, das genauer herauszufinden. „Auf den Bildern der Fotofalle haben wir nie zwei Tiere unterschiedlicher Größe gesehen.“

Im Landkreis Mansfeld-Südharz gibt es an verschiedenen Stellen Biber

Doch nicht nur an der Helme tummeln sich - wieder - die Nager. „Im Landkreis Mansfeld-Südharz sind an verschiedenen Standorten Biber ansässig“, sagt Michaela Heilek, Sprecherin der Kreisverwaltung. Wo genau, verrät sie nicht. „Da es sich bei Bibern um eine sehr störungsempfindliche Art handelt, können wir aus artenschutzrechtlichen Gründen keine konkreten Ortsangaben machen.“

Biber gehören zu den Nagetieren und sind reine Pflanzenfresser. Sie ernähren sich von Kräutern, Sträuchern und Wasserpflanzen, außerdem aber auch von Laubbäumen wie Espen, Erlen oder Pappeln. Bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Biber in Europa fast völlig ausgerottet.

Der Europäische Biber (Castor fiber) ist das größte europäische Nagetier. Er kann bis 1,30 Meter lang und 20 Jahre alt werden. Er gilt als stark gefährdet. (mz)

Denn sobald die Stellen bekannt wären, würde das vermutlich viele Neugierige anlocken, aber den streng geschützten Bibern nicht gut tun. Deshalb hält sich Heilek bedeckt: In Mansfeld-Südharz wurden Biber bisher an der Eine und der Wipper, an der Schlenze und der Helme nachgewiesen. „Eine Aussage, ob es sich dabei um Einzeltiere oder um Familienverbände handelt, ist mangels Kenntnis nicht möglich“, bedauert die Sprecherin.

Der erste Nachweis, erinnert sich Karsten Kühne, sei 1999 im Wippertal, oberhalb der Talsperre Wippra, gelungen. Weitere Beobachtungen folgten ab September 2013 an der Helme.

Biber bevorzugen Weiden und Erlen - auch im Landkreis Mansfeld-Südharz

„Die Biber bevorzugen beispielsweise Weiden und andere Weichlaubhölzer wie Erlen“, sagt Kühne. Im Lauf der Zeit hätten die Tiere schon einige Bäume mit einem Durchmesser von mehr als 20 Zentimetern gefällt, die aber überwiegend zum Gewässersystem der Helme gehört hätten. Grund zur Sorge bestehe nicht: „Gefahren sind von den Tieren nicht ausgegangen. Sie haben nirgends einen Damm gebaut.“ Als Nahrung mögen Biber einzig Pflanzen, vor allem Blätter und Zweige. „Deshalb fällen sie ja die Bäume“, sagt Karsten Kühne.

Wer sich näher über die scheuen Nagetiere informieren möchte, kann das in einer kleinen Ausstellung in der Verwaltung des Biosphärenreservats in Roßla tun. Dort lässt sich auch der Unterschied zwischen Bibern und den kleineren Nutrias erkennen, die ebenfalls an Gewässern leben und zu den Nagetieren gehören.

Im Biosphärenreservat Mittlere Elbe leben derzeit gut 1.500 Biber - das ist die Hälfte der Biber, die es in Sachsen-Anhalt gibt

Führungen zu den Stellen, an denen die Biber zu Hause sind, werden durch die Verwaltung des Biosphärenreservats nicht angeboten. Viel einfacher sind die Tiere im Biosphärenreservat Mittlere Elbe zu beobachten. Dort lebt zurzeit etwa die Hälfte der schätzungsweise 3.000 Biber, die es in Sachsen-Anhalt gibt. Das Reservat verfügt über ein Schaugehege, und durch eine Glasscheibe können Besucher sogar ins Innere einer Biberburg schauen. (mz)