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Einschulungsuntersuchungen im Landkreis Einschulungsuntersuchungen im Landkreis: Kinder haben höheren Förderbedarf als früher

Von Beate Thomashausen 26.10.2016, 13:00
Zwei rosafarbene Schulranzen stehen in einer Grundschule unter einem Pult.
Zwei rosafarbene Schulranzen stehen in einer Grundschule unter einem Pult. dpa

Sangerhausen - Die künftigen Abc-Schützen im Landkreis haben einige Probleme, sagt Amtsärztin Dr. Birgit Achilles. Die Abc-Schützen seien häufiger übergewichtig und haben einen höheren Förderbedarf als früher. Es werden viel mehr Empfehlungen ausgesprochen, mit dem Kind noch vor Schuleintritt zum Logopäden, zur Ergotherapie oder zur Physiotherapie zu gehen, als das noch vor zehn Jahren der Fall gewesen ist. Allerdings habe das nichts damit zu tun, dass sie aus Mansfeld-Südharz kommen. Denn der Landkreis falle im Sachsen-Anhalt-Maßstab weder positiv noch negativ aus dem Rahmen.

Kinder haben mehr Kontakt mit Elektronik statt mit Eltern

„Früher gab es die Überflieger unter den Kindern, die schon lange vor ihren Altersgenossen alles perfekt beherrschten. Und es gab eine kleine Gruppe Kinder, die besonderen Förderbedarf hatten. Und dazwischen lag ein richtig gut besetztes Mittelfeld“, erinnert sich Achilles. Das sei heutzutage nicht mehr der Fall. „Das Mittelfeld ist zusehends geschrumpft.“

Die Kinder würden viel zu viel passiv bespielt, findet sie. Elektronik ersetze mehr und mehr den direkten Kontakt der Eltern mit dem Kind. Statt einer von Mutti oder Vati vorgelesenen Gute-Nacht-Geschichte gebe es mehr und mehr Youtube-Filmchen auf dem Smartphone. „Die Kinder haben einen geringen Wortschatz. Das führt zu richtig globalen Problemen bei den Mädchen und Jungen“, warnt sie und berichtet von einem Kind, dem sie bei der Einschulungsuntersuchung die Farben beigebracht habe. „Es liegt nicht daran, dass die Kinder es nicht können, man muss es ihnen beibringen“, so Achilles.

Die Einschulungsuntersuchungen der Mädchen und Jungen, die in zwei Jahren Abc-Schützen sein werden, ist beinahe abgeschlossen. Noch ein paar Nachzügler werden in diesen Tagen im Gesundheitsamt in der Lutherstadt Eisleben untersucht, war von der Amtsärztin zu erfahren. Rund 1.000 Viereinhalb- bis Fünfjährige wurden seit Februar von den Kinderärzten im Amt genau untersucht, ob sie bereits schultauglich sind oder ob sie noch einen kleinen Anschubser benötigen, sprich ob Entwicklungsverzögerungen oder gar Störungen vorliegen.

Schuluntersuchung dauert zwei Stunden

Zwei Stunden dauere so eine Schuluntersuchung, die nach dem Bueva-Testverfahren durchgeführt werde. Bueva steht für Basisdiagnostik für umschriebene Entwicklungsstörungen im Vorschulalter. Bei Bueva handelt es sich um eine ganze Testbatterie, die darauf abziele, Teilleistungsstörungen bereits vor Schulbeginn zu erkennen, so dass eine frühzeitige Förderung beginnen kann. Untersucht werden unter anderem der Allgemeinzustand des Kindes, eventuelle gesundheitliche Probleme, der Impfstatus und natürlich die Zähne.

Auch muss der künftige Abc-Schütze einige Fragen beantworten. So sollten die Kinder beispielsweise die Farben benennen können und Mengen schätzen. „Jemand, der erst in die Schule kommen wird, muss nicht seinen Namen schreiben können. Das lernt er ja schließlich noch. Aber einen Stift halten, das sollte das Kind schon können“, sagt die Amtsärztin. (mz)