Übergabe in Sangerhausen geplatzt Drogendeal scheitert durch V-Mann: Polizeibeamte „Susi“ und „Tim“ schildern Details vor Gericht
Über einen V-Mann ließ die Polizei einen großen Drogendeal platzen, den ein Hettstedter vermittelt haben soll. Wie sind die Behörden dabei vorgegangen?

Sangerhausen/Hettstedt/Halle/MZ - Im Prozess gegen einen 24-jährigen Hettstedter und zwei weitere Angeklagte, die in ein großes Drogengeschäft verwickelt gewesen sein sollen, haben sich vor dem Landgericht Halle Polizeibeamte zu den verdeckten Ermittlungen geäußert. Der Deal war bei der Übergabe im Juli 2021 in Sangerhausen geplatzt, weil der vermeintliche Kaufinteressent der Drogen ein V-Mann der Polizei gewesen ist.
Geholfen haben bei der Abwicklung zudem die nicht offen ermittelnden Polizeibeamten „Susi“ und „Tim“, die bei Treffen mit den Angeklagten als Geschäftspartner-Pärchen vorgestellt worden waren.
Hoher Schutz für V-Mann
Laut Anklage soll der 24-Jährige aus Hettstedt der Vertrauensperson die Lieferung von zehn Kilo Cannabis und 200 Gramm Kokain angeboten und das Geschäft über insgesamt 52.500 Euro vermittelt haben. Als Lieferant soll ein 38-jähriger gebürtiger Litauer fungiert haben, der nahe Hannover wohnt. Für die Übergabe soll ein separater Fahrer mit Transporter - der dritte Angeklagte - beauftragt worden sein.
Die drei Angeklagten hatten die Tatvorwürfe im Wesentlichen bereits eingeräumt. Vor Gericht haben sich nun auch beteiligte Polizeibeamte zu den verdeckten Ermittlungen rund um den V-Mann geäußert. Demnach ist die Vertrauensperson aus dem Drogenmilieu offenbar von der Polizei in Thüringen gesteuert worden.
„Ich kenne ihn seit mehreren Jahren“, erklärte der zuständige thüringische Polizeibeamte. Der betreffende V-Mann sei vertrauenswürdig und liefere zuverlässig Informationen aus der Szene. Zu Details dürfe er sich ohne eine spezielle Erlaubnis des Innenministeriums aber nicht äußern, so der Beamte. Auch eine Vernehmung der Vertrauensperson vor Gericht werde in der Regel nicht durch das Ministerium erlaubt, um die Anonymität zu schützen.
Verdeckte Ermittler der Polizei mit dabei
Doch auch zwei Polizeibeamte aus Sachsen-Anhalt mischten als verdeckte Ermittler aktiv an den Treffen mit den Angeklagten mit. Ein 43 Jahre alter Polizist, der als „Tim“ agierte, erklärte vor Gericht, seine Aufgabe habe in der „Absicherung eines Scheinkaufs“ bestanden. Er sei als Geschäftspartner des V-Manns vorgestellt worden und sei so an einem Vorgespräch zum Drogendeal und an der eigentlichen Übergabe in Sangerhausen beteiligt gewesen.
Eine 36 Jahre alte Polizeibeamtin, die sich als „Susi“ und als Partnerin von „Tim“ ausgab, war zunächst bei einem Treffen mit dem angeklagten Hettstedter dabei. Schließlich habe sie bei der eigentlichen Übergabe Mitte Juli 2021 das Geld an den 38 Jahre alten Lieferanten übergeben.
Zugriff beim Geldzählen
Dazu habe sie ihr Auto auf dem Norma-Parkplatz an der Autobahnauffahrt Sangerhausen parallel zu dem Transporter mit den Drogen parken sollen. Der Lieferant habe anschließend in ihrem Fahrzeug das Bargeld entgegengenommen. „Als er angefangen hat, Geld zu zählen, kam es zum Zugriff“, so die Polizeibeamtin vor Gericht.
Der angeklagte 24-Jährige aus Hettstedt war bei der geplatzten Übergabe indes gar nicht vor Ort, sondern hat das Geschäft lediglich vermittelt. Er hatte vor Gericht zuletzt angegeben, dass der Kontakt zum Kaufinteressenten, also dem V-Mann der Polizei, über einen Bekannten seiner Mutter zustande gekommen sei.
Der Prozess wird am Mittwoch vor dem Landgericht in Halle fortgesetzt.