Ja oder nein?: Corona-Pandemie: Gottesdienste an Heiligabend finden teilweise statt

Sangerhausen - Gottesdienst an Heiligabend? Diese Frage hat die Gemeindekirchenräte beschäftigt und tut es zum Teil immer noch. Die Entscheidung des Pfarrbereichs Allstedt/Wolferstedt im evangelischen Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen ist im Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda Gesprächsthema gewesen, bestätigt der Roßlaer Pfarrer Folker Blischke. „Das ist ein Thema, das auch innerhalb jedes Gemeindekirchenrats sehr unterschiedlich gesehen wird“, berichtet er.

Der weit überwiegende Teil der Pfarrbereiche habe sich aber dafür entschieden, an Heiligabend und den Weihnachtstagen Andachten und Gottesdienste stattfinden zu lassen - selbstverständlich unter Einhaltung aller Corona-Regeln.

„Die Politik hat Ausnahmen für Dinge erlaubt, die der Mensch braucht - Lebensmittel, Apotheken, Handwerkerleistungen. Und sie sagt, zu den Dingen, die der Mensch braucht, gehören auch Familie und Religionsausübung“, sagt Blischke. Deshalb werde er auch zu Weihnachten Gottesdienste halten. 25 Minuten kurz, ohne Krippenspiel, ohne Gemeindegesang, mit Absperrung jeder zweiten Kirchenbank und Ordnern an den Seiten, die darauf achten, dass die Abstände eingehalten werden. Die Christvesper an Heiligabend um 16.30 Uhr wird auch nach draußen übertragen, wobei auf dem Kirchengrundstück das gleiche gilt wie drinnen im Gotteshaus: Abstand und Maskenpflicht.

Blischke betont aber auch: Jeder, der sich unsicher ist, könne frei entscheiden. „Man muss nicht Heiligabend in einen Gottesdienst gehen“, stellt der Pfarrer klar - und weiß sich da mit seinen Kollegen einer Meinung. Der Pfarrbereich hat eine CD mit einem Gottesdienst aufgenommen, die man zu Hause anhören kann.

Im Pfarrbereich Beyernaumburg halten es die Gemeinden unterschiedlich. In Beyernaumburg, Liedersdorf, Katharinenrieth, Nienstedt und Sotterhausen finden Heiligabend Christvespern statt. Zutritt hat man nur mit einer Platzkarte, die Planung und die Ausgabe der Karten haben Ehrenamtliche in den Orten übernommen. In Holdenstedt dagegen wird auf die Christvesper an Heiligabend verzichtet. „Die Entscheidung ist dem Gemeindekirchenrat nicht leicht gefallen“, sagt Pfarrerin Sabine Weigel. Dafür findet aber am ersten Weihnachtstag, wenn erfahrungsgemäß nicht so viel Andrang herrscht, ein Gottesdienst statt.

Den widrigen Zeiten zum Trotz wurde der Engelstock in der Holdenstedter Kirche aufgebaut und soll dort wie jedes Jahr bis zum Februar stehen. Auch wenn das traditionelle Engelstocksingen in diesem Jahr ausfallen musste.

In St. Georgii in Kelbra wird Pfarrer Matthias Dräger am Heiligabend um 18 Uhr eine kurze Andacht halten. „Gemeindegesang ist unmöglich. Wie das werden wird ohne ’Stille Nacht, heilige Nacht’ kann ich mir selbst noch gar nicht richtig vorstellen“, sagt Dräger. Das Krippenspiel, das die Kinder der evangelischen Kita als Video aufnehmen wollten, ist dem neuen Lockdown zum Opfer gefallen. Speziell für Familien mit Kindern wird es aber Heiligabend von 16.30 bis 17.30 Uhr in der Kirche ein Angebot geben. Und alle Kelbraer dürfen sich darauf freuen, dass an diesem Tag zum ersten Mal wieder die Glocken vom sanierten Kirchturm läuten.

In den Sangerhäuser Kirchengemeinden St. Jacobi und St. Ulrici finden die Andachten zu Heiligabend und zum Weihnachtsfest wie geplant statt, erklärt Kreiskantorin Martina Pohl. Für die Umsetzung des Hygienekonzepts seien viele Ehrenamtliche im Einsatz. Heiligabend werden acht kurze Andachten in den beiden Kirchen angeboten, auch in Oberröblingen und Edersleben gibt es jeweils zwei kurze Christvespern. „Mancher hat für sich beschlossen, in diesem Jahr auf den Weihnachtsgottesdienst zu verzichten. Vielen anderen ist es gerade in dieser Zeit ein wichtiges Bedürfnis und auch ein kleines Stück Normalität“, so Pohl. Die Kirchen stünden offen für einen Moment der Besinnung und der weihnachtlichen Freude. (mz)