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Unverständnis für Corona-Regeln Corona-Krise: Kein Training für die Gewichtheber in Sangerhausen

Von Ralf Kandel 30.04.2020, 12:00
Peter Nolte im großen Gewichtheberraum in Sangerhausen.
Peter Nolte im großen Gewichtheberraum in Sangerhausen. Ralf Kandel

Sangerhausen - Peter Nolte schaut sich um. Dann schüttelt er mehrmals den Kopf. „Ich denke, so 15 mal zehn Meter sind das schon. Ich versteh es einfach nicht, warum wir hier nicht trainieren können“, sagt der 59-Jährige und blickt durch den Raum. Hier, in der Sporthalle der Grundschule im Neubaugebiet „Am Rosarium“, ist sein zweites zu Hause. Hier, wo im Normalfall Kinder, Jugendliche und Erwachsene trainieren und schwere Lasten in die Höhe stemmen, herrscht fast schon bedrückende Ruhe.

Eine Situation, die dem Gewichtheber-Experten nach eigenen Worten gehörig „auf den Geist“ geht. „Seit 1983 bin ich hauptamtlicher Trainer. So was habe ich noch nicht erlebt“, sagt er.

Corona-Krise: Die Situation ist Peter Nolte nicht ganz geheuer

Und spricht davon, dass ihm die gegenwärtige Situation nicht ganz geheuer ist. „Ich vergleiche Corona mit einer Grippewelle: Es ist vielleicht ein bisschen krasser. Manches ist übertrieben. Das wird man ja wohl sagen dürfen.“ Wieder blickt er durch den Raum. Die Gewichtheber-Utensilien stehen bereit, alles wirkt irgendwie so, als würde Nolte auf seine Schützlinge warten und das Training in wenigen Augenblicken beginnen.

„Sieh dich doch mal um. Wir haben genügend Platz. Wir könnten drei, vier einzelne Stationen hier im Raum aufmachen. Keiner käme dem anderen zu nahe. Wenigstens ein bisschen Training wäre problemlos möglich“, sagt Nolte.

„Gewichtheben ist doch eine Einzelsportart, nicht so wie Fußball“

Und begründet seinen wohl vorerst nicht zu erfüllenden Wunsch: „Gewichtheben ist doch eine Einzelsportart, nicht so wie Fußball. Da soll eine Ausnahmegenehmigung gemacht werden. Bei uns gibt es die nicht. Das versteht doch kein Mensch.“

Rund 20 der insgesamt etwa 100 Mitglieder des Fitness- und Athletik-Clubs (FAC) Sangerhausen haben sich gegenwärtig dem Gewichtheben verschrieben. Sie trainieren in der Sporthalle der Grundschule Südwest im Sangerhäuser Neubaugebiet „Kurz bevor Corona kam, habe ich fünf Kinder aus der zweiten und dritten Klasse für das Gewichtheben begeistert. Ich hoffe, dass die nach Corona wieder hier auftauchen. In dieser Sportart ist es schwer, Nachwuchs zu gewinnen.“

Wettbewerbe im Gewichtheben ebenfalls ausgesetzt

Noch schwerer ist es nach Ansicht von Nolte, das einmal erreichte Niveau zu halten. „Bei Gewichthebern bilden sich die Muskeln schnell zurück. Besonders bei Anfängern. Da dauert es nicht lang und sie fangen wieder bei Null an.“

Auf „Null“ gestellt wurden auch alle anstehenden Wettbewerbe. Darunter ist auch der „Ladys-Cup“, bei dem am 22. Mai zahlreiche Gewichtheberinnen aus der ganzen Welt in Sangerhausen starten wollten. „Das wird nichts. Auch eine Verschiebung in den Dezember ist nicht drin. Ich habe schon viele Meinungen von den Frauen gehört, sie bedauern das alle. Uns bleibt nichts anderes übrig, als im nächsten Jahr einen neuen Anlauf zu starten“, sagt Nolte.

Sangerhausen: Meisterschaft Anfang September geplant

Bis ins Jahr 2021 geht sein Blick bei einem anderen Wettbewerb dann aber nicht. „Anfang September wollen wir in Sangerhausen die Landesmeisterschaft Sachsen-Anhalts austragen. Ich hoffe, dass es der erste Wettkampf nach der Corona-Pause wird. Es muss doch irgendwie weitergehen. Wenn der Fußball weitermacht, können wir das auch. Ich hoffe nur, wir können es versuchen“

Vor allem aber fordert der Sangerhäuser Trainer ein gemeinsames Vorgehen. „Jedes Land macht sein eigenen Regeln, das ist doch nicht zu verstehen.“ Aber wie soll es nun in naher Zukunft weitergehen? Nolte sagt ganz leise: „Ich hoffe einfach, dass zumindest die Leistungsträger bald wieder trainieren können. Platz genug haben wir ja.“ (mz)