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Kandidaten im Gespräch  Bundestagswahl 2017 - Kandidaten im Gespräch - Uwe Scheidemann (AfD)

12.09.2017, 12:43
Uwe Scheidemann (AfD) möchte in den Bundestag einziehen.
Uwe Scheidemann (AfD) möchte in den Bundestag einziehen. Schumann

Eisleben/Hettstedt/Sangerhausen - Jens Uwe Scheidemann (57) ist politisch bislang nicht öffentlich in Erscheinung getreten. Jetzt kandidiert der gelernte Baumaschinenführer und Hochbautechniker aus Teutschenthal für die Alternative für Deutschland (AfD) und hofft auf den direkten Einzug in den Bundestag. Joel Stubert hat mit ihm gesprochen.

Herr Scheidemann, was haben Sie bei der letzten Bundestagswahl gewählt?
Uwe Scheidemann: Auch 2013 habe ich schon AfD gewählt.

Und davor?
Scheidemann: CDU, ging damals noch.

Sie haben noch keinerlei Erfahrungen in der Kommunalpolitik gesammelt, was zieht Sie nach Berlin?
Scheidemann: Klar, es ist ein großer Schritt. Aber ich sage immer: „Es gibt nichts, was man nicht lernen kann.“ Natürlich wäre es schön gewesen, wenn man vorher schon etwas mehr Erfahrung gesammelt hätte. Aber vielleicht ist ja gerade der Mangel an Erfahrung gut, nämlich von außen, unbefleckt in Vorgänge zu schauen. Leider sitzen oft zu viele Experten zusammen und wälzen Expertenwissen. Die sollten sich mal einen dazunehmen, der gar keine Ahnung hat, um zu vermeiden, dass sie unverständlich sind. Man kann auch einfache Wege beschreiten.

Für welche Themenbereiche wollen Sie sich denn in Berlin besonders einsetzen?
Scheidemann: Es gab im Vorfeld eine Anfrage, in welchen Ausschüssen man mitarbeiten möchte. Ich habe mich für Verteidigung, Asyl und Zuwanderung und für den Finanzsektor gemeldet. Letztlich hat alles mit Finanzen zu tun. Ich denke, das liegt mir. Ob ich mich auskenne, weiß ich nicht. Unter Umständen habe ich ja vielleicht mehr Ahnung als die, die viele Jahre dabei sind. Im Bundestag wird auch nur mit Wasser gekocht.

Bei der Landtagswahl hat die AfD beide Direktmandate im Kreis geholt. Sie haben keinen Platz auf der Landesliste. Glauben Sie, dass Sie die Wahl direkt gewinnen?
Scheidemann: Ich hatte mich auch auf der Liste beworben. Das hat nicht geklappt. Ich bin noch nicht lange in der AfD, da fehlt es an Connections. Mit meiner Meinung habe ich nie hinterm Berg gehalten, vielleicht ist das dem einen oder anderen Parteifreund aufgestoßen. Ich würde aber sagen, dass die Chancen für mich relativ gut sind, den Wahlkreis zu gewinnen, wenn man sich die Ergebnisse der Landtagswahl anschaut.

Alexander Gauland und Frauke Petry verkörpern unterschiedliche Strömungen in der AfD, wem stehen sie näher ?
Scheidemann: Ich habe gegen keinen der beiden etwas. Beide Strömungen sind wichtig. Nur so kann man eine Vielfalt erreichen und beide haben ihre Daseinsberechtigung.

Könnte Ihnen eine solche Formulierung wie jene von Gauland, der die SPD-Politikerin Aydan Özoguz in Anatolien „entsorgen“ wollte, nicht schaden?
Scheidemann: Nein, gerade im Fall mit Frau Özoguz sehe ich das nicht so. Die Wortwahl ist nicht schön. Es war eine freie Rede, da rutscht einem auch mal ein Wort raus. In der Sache hat er aber Recht, denn die Frau ist eine Fehlbesetzung.

Wie stehen Sie zu Pegida und möglichen rechten Tendenzen in der Bewegung?
Scheidemann: Ich war zweimal persönlich in Dresden. Was die Medien dazu verbreiten, kann ich nicht bestätigen, im Gegenteil, „linke“ Gewalt konnte ich dort schon erleben. Ich habe auch in meiner Arbeit bei der AfD noch keine rechten Auswüchse gesehen.

Wie würden Sie die Wirtschaft im Wahlkreis voranbringen?
Scheidemann: Der ländliche Raum braucht jeden Arbeitsplatz, dazu muss eine funktionierende Infrastruktur da sein - sinnvolle Förderprogramme, leichtere Reglementarien, weniger Klagemöglichkeiten für Ansiedlungsgegner. Umweltschutz und Schaffung von Arbeitsplätzen müssen auf eine Linie gebracht werden. Wenn es mit Großbetrieben nicht geht, dann eben mit vielen kleinen. Selbstständigkeit ist kein Auslaufmodell, es gibt nur zu viele Reglementarien, die abschreckend wirken.

Was würden Sie am dringendsten im Wahlkreis ändern?
Scheidemann: Die Infrastruktur in den kleinen Dörfern muss verbessert werden. Da ist nichts mehr, die Alten fahren zum Einkaufen in die Stadt. Da könnte man mit einer Art vereinfachter Selbstständigkeit Lösungen herbeiführen.

Ihr ehemaliger Parteifreund Jens Diederichs aus Mansfeld-Südharz ist in die CDU-Fraktion des Landtages gewechselt. Könnten Sie sich einen solchen Wechsel ebenfalls vorstellen?
Scheidemann: Nein, ich halte das für Verrat am Wähler, er hat dieses Mandat unter Obhut der AfD geholt. Ich denke nicht, dass die AfD ihm zu rechts geworden ist. Im „Tagesspiegel“ hat er ausgeführt, die AfD hätte sich von ihm abgewandt, das ist persönliches Befinden, das kann man auch Mimosentum nennen. Ich sehe keinen Rechtsruck in der AfD. (mz)