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Kandidaten im Gespräch  Bundestagswahl 2017 - Kandidaten im Gespräch - Katrin Budde (SPD)

11.09.2017, 09:39
Die 52-jährige Katrin Budde kandidiert im Wahlkreis 74 (Mansfeld) für den Deutschen Bundestag.
Die 52-jährige Katrin Budde kandidiert im Wahlkreis 74 (Mansfeld) für den Deutschen Bundestag. Maik Schumann

Eisleben/Hettstedt/Sangerhausen - Katrin Budde (52) hat eine steile Karriere hingelegt: SPD-Landeschefin in Sachsen-Anhalt, Fraktionsvorsitzende im Landtag und Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl im März 2016. Doch die ging mit einem historisch schlechten Ergebnis für die SPD verloren und bescherte der Magdeburgerin eine politische Talfahrt. Sie trat von allen Ämtern zurück. Jetzt will Budde in den Deutschen Bundestag. Mit ihr sprach Karl-Heinz Klarner.

Frau Budde, warum kandidieren Sie nicht in Ihrer Heimatstadt Magdeburg?
Katrin Budde: Ich hatte gar nicht geplant, für den Bundestag zu kandidieren. Aber Norbert Born, der SPD-Kreisvorsitzende in Mansfeld-Südharz, hatte mich gefragt. Ich habe auch lange überlegt, vor allem mit der Familie. Dann habe ich mich entschieden und bin jetzt mit ganzem Herzen dabei.

Sie sind seit 27 Jahren Landespolitikerin, was wollen Sie eigentlich in Berlin?
Budde: Die Landespolitik hat sich verändert. Viele Dinge, die für das Land wichtig sind, werden nicht mehr allein hier entschieden. Nehmen wir das Beispiel Arbeitsmarktpolitik. Wir brauchen sozialversicherungspflichtige Jobs auf dem zweiten Arbeitsmarkt, um gemeinnützige Dinge zu erledigen und Menschen wieder eine Perspektive zu geben. Mit dem Wegfall der Bürgerarbeit ist da vor Ort vieles weggebrochen. Das ist eines der Dinge, die ich in Berlin verändern will.

Katrin Budde wurde im April 1965 in Magdeburg geboren. Nach dem Abitur 1983 begann sie ein Praktikum im damaligen VEB Schwermaschinenbau „Karl Liebknecht“ in Magdeburg. Anschließend absolvierte sie von 1984 bis 1988 ein Studium an der Technischen Hochschule Magdeburg (ab 1987 Technische Universität), das sie als Diplom-Ingenieurin für Arbeitsgestaltung abschloss. Bis 1990 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im VEB Forschung, Entwicklung und Rationalisierung tätig. Sie ist verheiratet und hat zwei Töchter (Zwillinge).

Budde ist seit 1990 Mitglied im Landtag Sachsen-Anhalt und war dort von 2006 bis März 2016 Vorsitzende der SPD-Fraktion. Von Ende 2009 bis März 2016 war sie zudem Landesvorsitzende der SPD in Sachsen-Anhalt. Als Spitzenkandidatin ihrer Partei bei der Landtagswahl im März 2016 trat sie nach dem schlechten Ergebnis von ihren Ämtern zurück. (mz)

Und was wollen Sie noch verändern?
Budde: Die Bildungspolitik. Die sollte nicht mehr nur allein Ländersache sein. So haben wir als SPD das Kooperationsverbot der Hochschulen bereits aufgebrochen, so dass der Bund die Hochschulen mit finanzieren kann. Das muss jetzt auch bei den Schulen passieren, damit einheitliche Lehrpläne und ein einheitliches Abitur möglich sind. Auch sollten wir durchsetzen, Ganztagsschulen als Regelschulen anzubieten und darauf einen Rechtsanspruch verankern. Dafür lohnt es sich zu kämpfen.

Bei der Landtagswahl hat die AfD beide Direktmandate geholt. Sie kommen mit Platz zwei auf der Landesliste offenbar sicher in den Bundestag. Glauben Sie, dass Sie die Wahl auch direkt gewinnen?
Budde: Wir kämpfen bis zum letzten Tag und um jede Stimme. Aber realistisch betrachtet ist es angesichts der jüngsten Umfragen in Sachsen-Anhalt sehr schwierig. Aber vielleicht klappt es beim nächsten Mal. Ich habe hoffentlich bald vier Jahre Zeit, um zu zeigen, dass man etwas für die Region bewegen kann. Dann sehen wir weiter.

Haben Sie das Debakel bei der Landtagswahl verkraftet?
Budde: Verkraftet ja, verarbeitet noch nicht ganz. Wenn man an der Spitze gestanden und gekämpft hat, sitzt das ziemlich tief. Ich lasse mich davon aber nicht für die Zukunft blockieren.

Welche konkreten Ziele werden Sie für die Region verfolgen? Kennen Sie die Probleme mit dem Industriepark bei Sangerhausen und die größtenteils landwirtschaftlich geprägte Region?
Budde: Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass man Landwirte dabei unterstützt, ihre Produkte weiter zu verarbeiten. Das wäre eine Ergänzung zu den geplanten Gewächshäusern. Das sind meines Erachtens sicherere Arbeitsplätze als in ein reines Logistikzentrum zu investieren. Die Grundvoraussetzung dafür ist, dass auch weiter Gelder für die Wirtschaftsförderung zur Verfügung stehen. Viele Programme laufen aus. Dort müssen wir ansetzen.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat bei einem öffentlichen Vergleich Golf-Fahrer den Golf-Spielern vorgezogen. Spielen Sie Golf?
Budde: Nein, der einzige Ball, mit dem ich mal richtig umgehen konnte, war der Basketball. Das konnte ich gut. Golfen kann ich gar nicht.

Ein Ski-Unfall hat ein Faible von Ihnen offenbart, treiben Sie sonst noch Sport?
Budde: Das muss ich doch mal richtigstellen. Ski laufe ich für meine Kinder und meine Familie, nicht für mich. Ich bin auch nicht beim Skifahren gestürzt, ich bin einfach über eine Eisplatte im Stehen weggerutscht. Also schmerzhaft, aber ganz unspektakulär.

Wohin und mit wem fährt Katrin Budde am liebsten in den Urlaub?
Budde: Mit meiner Familie. Wir fahren auch immer noch mit unseren Töchtern. Die sind 21 und wollen mit uns mit. Dieses Jahr waren wir in Rumänien.

Was passiert, wenn Sie den Sprung nach Berlin verpassen?
Budde: Dann mache ich weiter Landespolitik.

Noch ein Wort zu Norbert Born. Der SPD-Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende wurde nicht wieder in den Landtag gewählt und hat Sie in den Wahlkreis geholt. Wird er jetzt Ihr Mitarbeiter?
Budde: Ich bin dafür, erst den Bären zu erlegen und dann erst das Fell zu verteilen. Sowas entscheidet sich nach der Wahl. (mz)