Boxen: Boxen: Über Stralsund nach Varna

helbra/MZ - Wenn ihre Freunde am Freitagnachmittag über den Eisleber Wiesenmarkt schlendern, ist Annika Scheuermann längst auf dem Weg nach Stralsund. Dort kämpft die 15-Jährige vom Boxclub Helbra beim „Strela-Cup“. Doch das international besetzte Turnier ist nur eine Zwischenstation für die junge Eisleberin. Denn gleich danach geht es weiter ins bulgarische Varna, wo vom 20. bis 29. September die Weltmeisterschaft der Juniorinnen steigt. Und da rechnet sich das Mädchen in der Gewichtsklasse bis 48 Kilo Chancen aus.

Aus gutem Grund. Annika Scheuermann hat in ihrer noch jungen Laufbahn erst einen Kampf verloren: Das Finale beim EU-Championat in Ungarn gegen die Türkin Hazat Gokduz. „Und wer in Europa zur Spitze gehört, ist auch im weltweiten Vergleich vorn mit dabei“, sagt ihr Heimtrainer Peter Schuster. Denn sieht Scheuermann allerdings nur noch am Wochenende. Denn mit Beginn des neuen Schuljahres lernt das Mädchen in Halle, wohnt dort im Internat und geht nachmittags zum Training ins Leistungszentrum Kreuzvorwerk. „Am Wochenende trainiere ich dann immer noch Sonnabend und Sonntag jeweils zwei Einheiten bei Herrn Schuster in Helbra“, erzählt Annika Scheuermann am Rande der vierten Eisleber Boxnacht. Und beschreibt, warum sie das Finale bei der EU-Meisterschaft verloren hat.

Bei den Juniorinnen und Frauen wird international in zehn Gewichtsklassen geboxt. Sie reichen vom Halbfliegen- (45 bis 48 Kilo) bis zum Schwergewicht (über 81). In Deutschland wird sogar in 13 Klassen unterteilt. Hier ist zum Beispiel das Schwergewicht auf 80 Kilogramm limitiert. Darauf folgen noch das Superschwergewicht (bis 95 Kilo). Wer mehr auf die Waage bringt, startet im Superschwerplus.

„Ich habe zu wenig gemacht. Mein Heimtrainer und seine Tipps haben mir gefehlt. Er kennt mich am besten.“ Doch auch in Bulgarien wird Peter Schuster nicht am Ring sitzen. Das ist zeitlich und finanziell nicht zu stemmen. Aber das Eisleber Mädchen, mit 15 ist sie die Jüngste bei den Juniorinnen, hat dazu gelernt. Und ihre Kosten? „Die teilen sich der Landesverband Boxen und wir als Verein“, erklärt Katrin Sonderhoff, Vorsitzende des Boxclubs Helbra.

Sie sei schon bei der EU-Meisterschaft, auch da wurden die Kosten je zur Hälfte geteilt, überrascht gewesen , was da für eine Summe zusammen komme. „Das können wir als kleiner Verein nur aus unseren Mitgliedsbeiträgen natürlich nicht stemmen. Deshalb sind wir froh und dankbar, dass sich einige Sponsoren gefunden haben, diese Kosten zu übernehmen. Auch sonst sind wir immer auf der Suche nach Unterstützern, denn wir schicken ja auch Boxer zu anderen Meisterschaften“, sagt die Vereinsvorsitzende. „Aber eine Weltmeisterschaft ist schon etwas ganz Besonderes“, merkt Sonderhoff noch an.

Trainer Schuster formuliert es so: „Das passiert einmal in hundert Jahren.“ Auch deshalb wohl entwickelt Annika Scheuermann solch riesigen Ehrgeiz. „Den Titel zu holen, das ist schon ein Traum. Aber dafür muss ich natürlich hart arbeiten“, sagt sie. Wer das Mädchen wieder einmal in heimischen Gefilden boxen sehen will, muss sich noch gedulden. Erst am 23. November steigt sie im Rahmen des achten Seppl-Kubus-Gedenkturniers in den Ring. Jedenfalls ist es so geplant für die Veranstaltung im Helbraer Sonnensaal. Aber: „Es ist natürlich nicht einfach, eine Gegnerin für Annika zu finden. Mittlerweile hat sich ja herumgesprochen, dass sie die Zweitbeste in Europa ist und sich damit für die Weltmeisterschaft qualifiziert hat“, so Schuster. Aber gesucht wird intensiv. Sollte Annika Scheuermann allerdings mit einer Medaille oder gar dem Titel aus Bulgarien nach Deutschland zurückkehren, würde dies die Suche noch erschweren.

Mehr zum Helbraer Verein von Annika Scheuermann im Internet unter www.boxclub-helbra.de