Bogensport Bogensport: Ein Ring plus bringt Bronze

hettstedt/MZ - Es gibt Menschen, die glauben an Zufälle. Andrea Probst sagt so einen Satz. „Ich bin eher zufällig zum Bogensport gekommen.“ Horst Kodaschewski wohl auch. „Der Vater meines Freundes war ein großer Bastler und hat uns Bögen gebaut“, erzählt er. Zwischen dem Einstieg Kodaschewskis in den Umgang mit Pfeil und Bogen und dem von Andrea Probst liegen ungefähr 50 Jahre.
Die wichtigsten weltweiten Organisationen der Bogenschützen sind die International Field Archery Association und die World Archery Federation (WA) (bis 2010 hieß der Verband FITA). Die Vertretung des Bogensports gegenüber dem IOC und der olympischen Bewegung erfolgt dabei durch die WA, als anerkannter internationaler Verband.
Der Bogensport in Deutschland ist in mehreren Verbänden organisiert. Die beiden größten sind zum einen der DSB (Deutscher Schützenbund) und zum andern der DBSV (Deutscher Bogensport-Verband). Der DSB ist in der Bundesrepublik Deutschland historisch gewachsen und als einziger nationaler Verband der WA angeschlossen. Daher sind nur über den DSB Teilnahmen an übernationalen Wettkämpfen der WA, wie Europameisterschaften, Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen möglich.
Ein dritter Bogensportverband in Deutschland ist der DFBV, der Deutsche Feldbogenverband, der eine lockere Kooperation mit dem DSB betreibt und direkt an die IFAA (International Field Archery Association) angebunden ist. Mitglieder des DFBV können an den Wettbewerben und internationalen Meisterschaften der IFAA teilnehmen.
Bogenschießen gehört seit 1972 ununterbrochen zu den Olympischen Sportarten. Zuvor war es bereits in den Jahren 1900, 1904, 1908 und noch einmal 1920 im Programm der Olympischen Spiele vertreten.
Ausgleich
Was den 71-Jährigen und die gebürtige Sächsin, sie ist Inhaberin der Buchhandlung auf dem Hettstedter Markt, eint: Beide sind Mitglieder der Gruppe Bogensport im Hettstedter SV Blau-Weiß. Neben „Stressabbau, Konzentrationsaufbau und Ausgleich zum Job“ hat das wöchentliche Training für Andrea Probst den ersten großen Erfolg gebracht. Bei den Deutschen Meisterschaften in der Halle hat sie sich vor wenigen Tagen Bronze bei den Damen Ü 40 in der Kategorie „Jagdbogen ohne Visier“ geholt.
„Eigentlich hatte ich mir die Qualifikation zur Meisterschaft zum Ziel gesetzt. Das es auch noch eine Medaille geworden ist, macht das Ganze umso schöner“, so Andrea Probst. Dabei hatte der Wettkampf in Wolfen nicht wirklich gut begonnen. „Ich hatte zwar in der Nacht zuvor gut geschlafen, war dann aber am Anfang zu unkonzentriert“, sagt sie rückblickend. Erst nachdem sie das Drumherum ausgeblendet habe, ist es besser gelaufen. Ein Ring mehr entschied letztlich zu ihren Gunsten. Titel gab es für die Hettstedter schon mehrere.
Beste im jagdlichen Schießen
Ronny Wagner und Stephan Arndt entpuppten sich einst als Deutschlands Beste im jagdlichen Schießen, eine Disziplin, die sich ständig wachsender Beliebtheit erfreut. „Geschossen wird im Gelände auf dreidimensionale Nachbildungen von Tieren. In einem Ring, immer von Innen nach Außen. Damit nicht versehentlich jemand getroffen wird“, erklärt Michael Berndt, der den 19 Mitglieder, sie sind zwischen zehn und 71 Jahre alt, vorsteht. Übernommen hat er den Staffelstab vor einiger Zeit von Horst Kodaschewski, der zu den Gründervätern des Bogensports in Hettstedt gehört. 1985 wurde die Abteilung innerhalb der Betriebssportgemeinschaft Stahl Walzwerk Hettstedt gegründet. „Das elfte Plenum der Partie hatte beschlossen, mehr Vielfalt in den Sportvereinen zu schaffen. Und was wir bis dahin nur bei Betriebssportfesten organisiert hatten, wurde jetzt eine richtige Abteilung“, erinnert sich Kodaschewski. Sogar zum Lehrgang habe man ihn geschickt. Von den dort gemachten Erfahrungen und geknüpften Verbindungen hat er lange profitiert. Sein Nachfolger Berndt ist froh, dass es mitgliedermäßig in Hettstedt wieder aufwärts geht. Auch die Zahl der Vereine mit Bogensportlern im Land wächst. Waren es 1991 zehn, sind es jetzt immerhin 31. Im Kreis wird unter anderem auch in Hergisdorf und Mansfeld mit Pfeil und Bogen geschossen. Trainiert wird indes nicht immer unter optimalen Bedingungen. Seit dieser Woche üben die Hettstedter wieder unter freiem Himmel. Auf einem schmalen Streifen am Sozialgebäude im Sportpark der Walzwerker. Immer dienstags ab 18 Uhr, dann, wenn die Fußballer des FSV trainingsfrei haben. Und im Winter? „Waren wir in der Sporthalle des Kolping-Werkes, wofür wir sehr dankbar sind“, so Berndt. Und zählt dann auf, was es für Arten von Bögen gibt: Recurve, Compound, Jagdbogen und, und, und. Er allein habe sechs. Nicht ganz so groß ist die Zahl der Verbände in Deutschland (siehe: Drei große..), was unter anderem in der geteilten Nachkriegsgeschichte seine Ursachen hat. Was alle eint: Der Sommer ist für die Bogensportler die Hauptsaison. „Die Bewegung an frischer Luft macht unheimlich Spaß. Viele Schützen aus den Vereinen kennen sich gut, sind sogar miteinander befreundet“, sagt Andrea Probst. Und legt den nächsten Pfeil für das Training auf.