Klare Ansage an die Politik Bauerntag in Hettstedt: Landwirte wehren sich gegen Nitratrichtlinie

Hettstedt - Die Treckerdemo in Berlin vergangenes Jahr, als tausende Landwirte in der Hauptstadt ihrer Wut über die aktuelle Agrarpolitik der Bundesregierung Luft machten, ist noch in guter Erinnerung. So oft und so lange sei sein Berufsstand noch nie im Blick der Öffentlichkeit gewesen, meinte Wolfgang Minning am Freitag beim Kreisbauerntag in Hettstedt.
Der Vorsitzende des Bauernverbandes Mansfeld-Südharz hobelte die ganz dicken Bretter in seiner Rede vor seinen Berufskollegen, denn die Agrarpolitik der Bundesregierung habe sich seit den Bauernprotesten nicht zum Positiven für die Landwirte verändert. Die Düngemittelverordnung steht nach wie vor zur Debatte und Minning meinte, dass am 3. April im Bundesrat eine extreme Überarbeitung der jetzigen Verordnung beschlossen werde, die dann aber ganz tief in die Wirtschaftskraft der Betriebe eingreife. Man sei jetzt schon ohnmächtig und wisse nicht, wie man noch wirtschaften solle, klagte ein Landwirt, der Flächen im Südharz und im Kyffhäuserkreis bewirtschaftet.
Bauerntag in Hettstedt: Landwirte wehren sich gegen Nitratrichtlinie
Hans-Jürgen Schulz, Abteilungsleiter beim Landwirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt, ordnete vorm Bauerntag ein, weshalb die Düngeverordnung überhaupt jetzt so pressiert: „Seit 1991 wird in der Bundesrepublik die Nitratrichtlinie, die in der EU beschlossen wurde, nicht durchgesetzt.“ Und jetzt muss die Bundesrepublik empfindliche Strafen von 850.000 Euro pro Tag an die EU zahlen.
Dass man die Sache mit der Nitratbelastung und die Frage, ob die Landwirte an den hohen Nitratwerten im Grundwasser schuld sind, auch anders stellen und anders beantworten kann, bewies Frank Reinicke vom privaten Institut für nachhaltige Landbewirtschaftung, der aktuell zwölf Betriebe auf der Querfurter Platte unter anderem hinsichtlich des Nitrateintrags auf ihren Flächen genau unter die Lupe nimmt.
Bauernverband: Betriebe überdüngen die Böden nicht
Dabei handele es sich nicht um Betriebe, die extensiv wirtschaften. In einem ersten Fazit der Untersuchungen stellte Reinicke fest, dass die gesetzlichen Vorgaben von Grenzwerten für die Nitratbelastung in der Wurzelzone weit unterschritten werden. Sprich, die Bauern überdüngen keinesfalls ihre Böden.
„Wir Landwirte kippen doch nicht unnötig Dünger auf den Acker. Das ist doch viel zu teuer“, empörte sich Olaf Feuerborn, der Präsident des Landesbauernverbandes. „Wenn ein Landwirt nachts mit der Spritze hinaus aufs Feld fährt, wird ihm doch gleich von allen Leuten unterstellt, dass er da was Verbotenes tut.“
Man müsse einfach mehr erklären und rüberbringen, was der Landwirt vor der Haustür eigentlich macht. So wie seine Berufskollegen drängt er darauf, dass es eine Binnendifferenzierung gibt, sprich, das Netzwerk aus Messstellen, das bisher ausgesprochen dünn ist, ausgeweitet wird und nicht alle Landwirtschaftsbetriebe über einen Kamm geschoren werden. (mz)