Legenden aus dem nördlichsten Mittelgebirge Deutschlands Autor Thomas Müller geht den Irrtümern im Harz auf den Grund

Sangerhausen/Nordhausen - Thomas Müller ist so etwas wie eine Institution im Südharz. Insgesamt zwölf Bücher hat der studierte Historiker, der seit drei Jahren die Nordhäuser Traditionsbrennerei leitet, in den vergangenen Jahren geschrieben - zur Geschichte der Zeitungen im Südharz, über Südharzer Kirchen. Aber auch mehrere Bände über Nordhausen zur Zeit des Sozialismus entstammen aus Müllers Feder.
Thomas Müller: „Im Grunde ist das Buch ein Ergebnis von Corona“
Spannend schreiben kann der 43-Jährige, hat er doch viele Jahre lang als Lokalredakteur bei einer Zeitung im Nachbarland Thüringen gearbeitet. In seinem 13. Werk hat der 43-Jährige nun den gesamten Harz unter die Lupe genommen. „Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ heißt es auf dem Titelblatt, auf dem unter anderem Heinrich Heine, das Wernigeröder Schloss und eine Lok der Harzer Schmalspurbahnen zu sehen sind.
„Im Grunde ist das Buch ein Ergebnis von Corona. Wie viele Tausend andere haben wir unseren Harz in der Zeit des Lockdowns erstmal richtig entdeckt“, sagt er. Müller ist mit seiner Frau, die auch Journalistin ist, und den beiden Töchtern viel gewandert. Den Anstoß für das Buch habe ein früherer Journalistenkollege gegeben, der bereits viele Bücher aus der Reihe geschrieben hat, die bisher „…für Klugscheißer“ hieß. Müller hat also vor allem nach überraschenden Sachen gesucht, aber auch nach Mythen und Legenden des Harzes, die so nicht haltbar sind. „Goethe als erster im Winter auf dem Brocken, stimmt nicht. Harzer Roller ist ein Käse. Das stimmt, aber es ist noch mehr ein Vogel und ein Jodler“, zählt er einige Beispiele auf und erinnert daran, dass es im Harz früher Sandmänner gab.
Und: dass aus dem nördlichsten deutschen Mittelgebirge die Vegetarierbewegung und das erste Reinheitsgebot für Kornbrand kommt. Und, dass aus dem Mansfelder Land, das auch zum Harz gehört, Millionen von Schlackesteinen nach ganz Europa geliefert wurden, dass aus dem Gebirge die erste deutsche Ärztin kommt und sogar Robert Koch und Herbert Grönemeyer.
Buchpremiere in der Nordhäuser Stadtbibliothek
Ja, selbst die Konservendose. Erwähnt wird auch, dass man im Harz Lerchen isst, was beispielsweise die Stolberger wissen dürften. „Das sind alles so lustige Dinge. Ganz ehrlich, ich hätte nie gedacht, dass es so viel Merkwürdiges im Harz gibt“, schwärmt Müller.
Er habe auch bei Stolberg einen riesigen Hirsch als Denkmal im Wald gesucht und gefunden. Entdeckt hat er auch die Stelle, an der der letzte Bär im Harz erlegt wurde. Und natürlich Holzkirchen, die es sonst nur so in Norwegen gibt. Übrigens habe es im Harz schon Skilanglauf gegeben, lange bevor der Sport in Bayern aufkam. „Die Norweger waren es, die es herbrachten“, sagt er. Und in Brasilien gibt es eine 300.000-Einwohner-Stadt, die der Hasselfelder Blumenau gegründet hat. Die heißt auch Blumenau.
Dazu enthält das Buch noch einige Ranglisten: Beispielsweise höchste Berge, größte Staumauern, zehn Fakten zu den Harzer Schmalspurbahnen und natürlich sei auch Deutschlands erster Nacktwanderweg bei Wippra erwähnt. Den habe ihm eine Volontärin seines früheren Arbeitgebers empfohlen - Frances, die ihn scheinbar auch selbst nutzt. Erschienen ist das neue Harz-Buch in der Reihe „Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ des Essener Klartext-Verlages.
Am 13. Oktober findet in der Nordhäuser Stadtbibliothek die offizielle Buchpremiere statt. Der Eintritt ist frei. Dennoch bittet die Bibliothek um Anmeldung, weil die Platzzahl begrenzt ist, Telefon: 03631/69 62 67.