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Ausstellung zur Reformation Ausstellung zur Reformation: Stolberger Schloss zeigt bedeutsame Dokumente

Von Helga Koch 11.04.2017, 12:18
Rückseite des Briefs von Luther, den Graf Botho entgegennahm.
Rückseite des Briefs von Luther, den Graf Botho entgegennahm. Koch

Stolberg - Ihm werde es heiß und kalt zugleich, bekennt Jost-Christian Fürst zu Stolberg-Stolberg. Denn eine neue Ausstellung im Stolberger Schloss widmet sich der Reformation, und unter den Kopien bedeutsamer Dokumente sind auch Handschriften eines seiner Vorfahren. Graf Botho zu Stolberg und Wernigerode (1467 - 1538) hat die Entwicklung zur Reformation vor einem halben Jahrtausend ganz nah miterlebt.

Ausstellung „Botho der Glückselige“ in Stolberg zeigt Kopien alter Dokumente um 1517

Die Ausstellung „Botho der Glückselige“ haben der Verein Freunde des Hauses Stolberg und der Stolberger Geschichts- und Traditionsverein gestaltet. Sie zeigt Kopien alter Dokumente, die um 1517 herum verfasst worden sind, darunter eine Päpstliche Bulle von 1510, die Instructio Summaria von 1517 oder ein Ablass- beziehungsweise Beichtbrief für die Jungfrau Zeyghun aus Stolberg vom 20. Juni 1517. Manch einen, vermutet Mario Bolte vom Geschichtsverein, würden die alten Dokumente langweilen. Doch er sei ein Liebhaber von „Altpapier“, sagt er schmunzelnd. Bei seiner Spurensuche sei er in Archiven auf Schriftstücke gestoßen, die den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit lebendig werden lassen.

Botho der Glückselige spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn er kommt 1515 als Hofmeister zu Kurfürst Albrecht II. von Brandenburg. Der ist zunächst Erzbischof in Magdeburg, will aber auch Erzbischof in Mainz und somit Deutschlands zweitmächtigster Mann nach dem Kaiser werden. Solche Ämterhäufung ist zwar kirchlicherseits gerade nicht gewollt. Doch Albrecht verpflichtet sich, den Ablass für die Peterskirche zu vertreiben, für die Geld gebraucht wird, und außerdem 10.000 Dukaten zu zahlen. Er leiht sich das Geld. Die Hälfte der Einnahmen aus dem Ablass fließt nach Rom, mit dem verbliebenen Geld kann Albrecht seine Schulden bezahlen. Doch Albrechts Unterhändlern schwant nichts Gutes; das könne zu Widerwillen und vielleicht noch anderem führen.

Auch in Stolberg werden solche Ablassbriefe vertrieben, damit sich jedermann von seinen Sünden freikaufen und dem drohenden Fegefeuer entgehen kann. Doch das Treiben der Ablassprediger lässt Martin Luther skeptisch werden, er fürchtet um das Seelenheil der Menschen und um das Ansehen der Kirche. Also schreibt er am 31. Oktober 1517 an Erzbischof Albrecht und fügt 95 Thesen bei. Wozu Bolte anmerkt, dass bereits seit 50 Jahren erhebliche Zweifel bestünden, ob Luther tatsächlich die Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen hat; es sei eher unwahrscheinlich.

Begleitend zur Ausstellung in Stolberg ist auch ein Buch zu Ereignissen um 1517 erschienen

Doch Erzbischof Albrecht weilt auswärts. Und so landet „eins der wichtigsten Dokumente der Reformation“, wie Bolte sagt, in den Händen des Hofmeisters. Graf Botho öffnet Luthers Brief am 17. November 1517 in Calbe, konsultiert sich mit den Räten und leitet das Schreiben sofort an den Erzbischof weiter. Albrecht hält sich inhaltlich aber raus; Luther wird schließlich wegen Ketzerei in Rom angezeigt und völlig außerhalb des Gesetzes gestellt. Die Zeit des Umbruchs in der Kirche hat begonnen.

Die Ausstellung, sagt Bolte, solle neugierig machen auf das, was sich vor 500 Jahren in der Region ereignet hat. Begleitend hat der Verein Freunde des Hauses Stolberg-Stolberg ein Buch herausgegeben, in dem Bolte die Ereignisse rund um das Jahr 1517 und Graf Botho beschreibt. Es gehe darum, sagt Kulturminister Rainer Robra (CDU), sich „die Reformationsgeschichte noch mal aus der Sicht des 21. Jahrhunderts“ anzueignen. Das Jahr 1517 werde so „sehr gegenwärtig“. (mz)

Die Ausstellung ist bis zum 12. November zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 11 bis 16 Uhr, am Wochenende und feiertags von 11 bis 17 Uhr.

Rainer Robra (li.), Staatsminister für Kultur, im Gespräch mit Jost-Christian Fürst zu Stolberg-Stolberg (2.v.l.) und Mario Bolte (4.v.l.)
Rainer Robra (li.), Staatsminister für Kultur, im Gespräch mit Jost-Christian Fürst zu Stolberg-Stolberg (2.v.l.) und Mario Bolte (4.v.l.)
Koch