1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Mansfeld-Südharz
  6. >
  7. Außergewöhnlice Haustiere : Außergewöhnlice Haustiere : Wie gefährlich sind Exoten in der Wohnstube?

EIL

Außergewöhnlice Haustiere  Außergewöhnlice Haustiere : Wie gefährlich sind Exoten in der Wohnstube?

Von Sophie Elstner 30.09.2019, 09:03
Jens Hartmann aus Sangerhausen liebt Exoten. Seine Leidenschaft sind Vogelspinnen und Schlangen, wie diese Kornnattern.
Jens Hartmann aus Sangerhausen liebt Exoten. Seine Leidenschaft sind Vogelspinnen und Schlangen, wie diese Kornnattern. Maik Schumann

Eisleben/Hettstedt - Sie kriechen, sie krabbeln, sie haben viele Beine, Stacheln oder Giftzähne. Exotische Haustiere haben Einzug gehalten in die Wohnzimmer in Mansfeld-Südharz. So wie bei Jens Hartmann aus Sangerhausen. 2001 hatte er sich Klara, seine erste Vogelspinne, zugelegt. Seitdem ließ ihn das Fieber nie wieder los - auf rund 250 Vogelspinnen in 30 verschiedenen Arten besitzt Jens Hartmann.

Doch damit nicht genug: Auch mehrere Schlangen, darunter Kornnattern, eine Königsnatter und Pythons, leben mit dem Experten für exotische Tiere unter einem Dach. Er ist außerdem die offizielle Pflegestelle für Exoten des Sangerhäuser Tierheims.

Keine besondere Schulung für Feuerwehren im Kreis

Doch weil nicht jeder so viel Fachwissen haben kann wie Jens Hartmann, kommt es durchaus einmal zu brenzligen Situationen. Erst Ende August war in Herne in Nordrhein-Westfalen eine hochgiftige Kobra entwischt, daraufhin wurden mehrere Wohnhäuser geräumt. Erst eine Woche später wurde das Tier gefunden und eingefangen.

Auch die Feuerwehr Eisleben hat im Einsatz schon die ein oder andere exotische Überraschung erlebt. „Das kommt in den allerseltenen Fällen vor, aber auch wir hatten schon die ein oder andere Schlange oder Vogelspinne vor uns“, erinnert sich der Eisleber Wehrleiter René Wunderlich. „Das ist aber in der Regel kein Problem. Wir haben ein paar Einsatzkräfte, die keine Scheu vor solchen Tieren haben und sich selbst auch informiert haben, wie man damit umgeht.“

Eine spezielle Schulung in Sachen exotische Haustiere gibt es für Feuerwehrleute im Landkreis jedoch nicht. 2016 und 2018 hatte das Institut für Brand- und Katastrophenschutz in Heyrothsberge bei Magdeburg, also die Landesfeuerwehrschule, einen Lehrgang zum Thema Umgang mit Exoten in Zusammenarbeit mit dem Zoo Magdeburg angeboten.

Tierärzte nicht immer vorbereitet auf Exoten

Die Eisleber Feuerwehr hingegen holt sich in solchen Fällen meist Rat im Tierheim. „Die Mitarbeiter sind dort sehr kompetent, sie bringen Bestimmungsbücher mit, damit wir wissen, womit wir es zu tun haben.“ Bei Schlangen oder Spinnen zum Beispiel sei es wichtig zu wissen, ob es giftige Tiere sind. „Eigenschutz geht immer vor“, sagt Wunderlich. „Deswegen zögern wir nicht, uns Hilfe zu holen.“

Auch Tierärzte sind nicht immer vorbereitet auf exotische Patienten. Wie Klaus Kutschmann, der Präsident der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt gegenüber der Deutschen Presseagentur sagt, fehlt es teilweise an einer sicheren Ausstattung und am spezifischen Wissen über die Tiere.

Skippy, das Buschkänguru, kennen viele sicher aus der gleichnamigen australischen Fernsehserie. Den Traum vom eigenen Känguru hat sich Ilona Kaßner aus dem Magdeburger Ortsteil Ottersleben verwirklicht. In einem umzäunten Gehege auf ihrem Reiterhof hält sie derzeit vier Kängurus.

Eines, das den Namen „Jimmy“ trägt, hatte es sogar in die Schlagzeilen geschafft, indem es mehrfach ausgebüxt war. „Jimmy“ ist mittlerweile nach Brandenburg umgezogen. In einem anderen Gehege auf dem Hof leben außerdem neun Affen.

Um besonders bedrohte Tierarten zu schützen, tagt alle zwei bis drei Jahre die Welt-Artenschutzkonferenz. Die letzte Sitzung ging am Samstag zu Ende. Es wurde darüber beraten, bestimmte Tiere und Pflanzen vom Handel auszuschließen oder den Handel nur in begrenzten Mengen zu erlauben.

So sollen zum Beispiel Glasfrösche aus Lateinamerika, Spatenschildkröten aus Ostafrika und Molche aus Südostasien besser geschützt werden. Tierschützer sind besorgt über das breite Spektrum bedrohter Arten, mit denen legal und illegal gehandelt wird. Quelle: DPA

Neben Schlangen und Spinnen leben in Mansfeld-Südharz zum Beispiel auch Skorpione und Bartagamen, wie Kreissprecher Uwe Gajowski bestätigt. Grundsätzlich ist es erlaubt, exotische Tiere privat zu halten. Besitzer müssen eine sogenannte CITES-Bescheinigung vorweisen können. CITES steht für „Convention of International Trade in Endagered Species of Wild Fauna and Flora“, das Washingtoner Artenschutzübereinkommen.

Nur hinweisbezogene Kontrollen

„Eine solche Bescheinigung ist der Personalausweis für exotische Tiere“, sagt Gajowski. Darin vermerkt sind alle wichtigen Daten des Tieres. Das Papier dient zudem als Kontrolle für den Im- und Export geschützter Tiere.

Kontrollen seitens des Veterinäramtes erfolgen lediglich hinweisbezogen. „Etwa, wenn eine Anzeige wegen Verstoßes gegen die artgerechte Haltung eingegangen ist“, so Gajowski. Das Veterinäramt habe auch schon Auflagen wegen nicht artgerechter Haltung erteilt, sagt der Kreissprecher, diese wurden mit Nachkontrollen überprüft. (mz)

Manche Haustiere haben acht Beine, wie diese Vogelspinne.
Manche Haustiere haben acht Beine, wie diese Vogelspinne.
Maik Schumann